Oberösterreich

Mühlviertlerin hilft auf Schiff im Meer Flüchtlingen

Josefa Fasching (53, Bez. Perg) ist Hebamme. Seit Wochen ist sie an Bord der Ocean Viking am Mittelmeer unterwegs, um Menschen vor Lybien zu helfen.

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Josefa Fasching mit ihrem jüngsten Patienten. Der Säugling ist erst 25 Tage alt.
Josefa Fasching mit ihrem jüngsten Patienten. Der Säugling ist erst 25 Tage alt.
IFRC

"Das Schönste für mich ist es, wenn die Menschen, obwohl sie völlig erschöpft sind, erleichtert von Bord gehen und lachen", sagt Josefa Fasching. Die 53-jährige aus Waldhaus im Bezirk Perg ist seit 10. September mit ihrer Crew (zwei Krankenschwestern und einer Ärztin) an Bord der Ocean Viking im Mittelmeer unterwegs, um Menschen in Seenot vor der Küste Lybiens zu helfen. 

"Heute" erreichte sie am Handy. Das Schiff hat zu diesem Zeitpunkt in Sizilien angelegt. Nach Auflage der italienischen Behörden ist das Team zehn Tage in Quarantäne, kann dann erst wieder in See stechen.

Inzwischen nutzt das Team die Zeit um Reparaturarbeiten am Schiff vorzunehmen und Wäsche zu waschen. Auch wenn keine Patienten an Bord sind, gibt es immer viel zu tun, erzählt die ausgebildete Hebamme, die für das Internationale Rote Kreuz und der Organisation "sos mediterranee" im Einsatz ist.

Nach wie vor kommen Menschen am Seeweg nach Europa ums Leben. Im ersten Halbjahr 2021 waren es bereits 1.146 Menschen, doppelt so viele Todesfälle wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
SOS MEDITERRANEE ist eine maritime und humanitäre Organisation zur Rettung von Menschen in Seenot. Sie wurde 2015 von europäischen Bürgern gegründet und startete im Februar 2016 Rettungsaktionen im zentralen Mittelmeer. Seitdem hat die Organisation mehr als 33.500 Menschen auf See geholfen. Insgesamt 3.996 Menschen wurden von der Ocean Viking seit ihrer Inbetriebnahme im August 2019 gerettet.
Wer SOS MEDITERRANEE finanziell unterstützen möchte, kann dies über folgenden Spenden-Link tun:
https://www.jetzt-helfen.at/projekt/sos-mediterranee/

Wenn das Kommando "ready for rescue" über Funk ertönt, weiß jeder, was zu tun ist. Das Shuttle-Boot fährt aufs Wasser hinaus und die Crew an Bord der schwimmenden Krankenstation macht sich bereit, stellt sich darauf ein, Menschen die nichts mehr haben, völlig erschöpft und durchnässt sind, zu versorgen.

 Die Menschen die aufs Schiff kommen sind schwer traumatisiert, wurden auf ihrer Flucht häufig misshandelt oder weisen andere Verletzungen auf.

Bislang fordernster Auslandseinsatz

Seit das Schiff dieses Mal unterwegs ist, wurden schon 122 Menschen aus Seenot gerettet. Der jüngste Passagier war gerade einmal 25 Tage alt. Unter welchen Bedingungen der Säugling zur Welt gekommen ist?

"Die Geburt dürfte schon einigermaßen gut abgelaufen sein. Ich habe mit einem Notfall gerechnet, zum Glück waren aber beide in gutem Zustand. Es war das dritte Kind der Frau, sie hatte auch Flaschennahrung bei sich gehabt. Wir haben das Baby versorgt und geschaut die Mutter etwas zu entlasten", so Fasching. Die Sprache stelle keine große Barriere dar, viele sprechen Englisch, Französisch und vereinzelt Arabisch.

Josefa Fasching aus Waldhausen (OÖ) ist zwei Monate auf der Ocean Viking unterwegs.
Josefa Fasching aus Waldhausen (OÖ) ist zwei Monate auf der Ocean Viking unterwegs.
IFRC

Die Mühlviertlerin hat bereits in der Vergangenheit Auslandseinsätze als Hebamme in Darfur und Bangladesch absolviert. Die jüngste Mission an Bord der Ocean Viking ist dennoch ihr bisher fordernster Einsatz, wie sie erzählt.

"Die größte Herausforderung am Schiff ist das Platzproblem"

Die größte Herausforderung dabei: "Das Platzproblem auf dem Schiff. Es ist alles relativ beengt und es gibt im Grunde auch keine Privatsphäre. Man weiß nie wie lange die Tour geht und wann man das nächste Mal anlegt. Schnell mal Laufen gehen oder sich sich die Füße zu vertreten ist da nicht möglich. Die Kajüte teilt man sich zu zweit. Aber wir haben uns alle gut damit arrangiert. Und man weiß das alles, bevor man an Bord geht", erklärt die 53-Jährige. 

Corona bestimmt auch am Schiff den Alltag mit

Die Corona-Schutzmaßnahmen am Schiff sind streng: Das Team trägt Schutzoverall – selbst bei großer Hitze – Schutzbrillen und natürlich FFP2-Masken. Und natürlich gilt, so gut es geht, ein Sicherheitsabstand.

 Dass man die Menschen aufgrund der Pandemie nicht einfach tröstend in den Arm nehmen kann, ist manchmal nicht leicht, aber werde eben akzeptiert, so die Hebamme.

Was sie an privaten Gegenständen mit an Bord genommen hat? "Bücher – obwohl ich eh kaum zum Lesen komme – und eine Yoga-Matte", sagt Fasching. Letztere konnte auch schon genutzt werden.

"Bisschen Zeit findet man dafür schon". Ansonsten besteht der Tag aus essen, Menschen versorgen und schlafen, erzählt die Oberösterreicherin. Ihr täglicher Antrieb: "Ich will einfach Menschen helfen, die in Not sind. Da geht es um die Würde des Menschen. In Österreich kommt auch die Rettung, wenn jemand Hilfe braucht, egal warum es der Person schlecht geht."

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