Problematische Geschichte

Nach Skandal: Kunstakademie entfernt "Heldendenkmal"

Die Akademie der bildenden Künste Wien hat aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit entschieden, das umstrittene Kunstwerk zu beseitigen.
Wien Heute
03.12.2025, 13:02
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Das "Heldendenkmal" wurde im Jahr 1925 von Bildhauer Josef Müllner geschaffen. Der umstrittene Künstler war von 1910 bis 1948 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er war "Ehrenbursche" der Verbindung deutscher Kunstakademiker Athenaia und Mitglied der NSDAP, des NS-Dozentenbundes und des NS-Altherrenbundes. 1944 landete er sogar auf der "Gottbegnadeten"-Liste.

Die Auszeichnung zum Ehrenmitglied der Akademie wurde ihm wegen seiner NS-Vergangenheit posthum 2023 wieder aberkannt. Nun geht die Institution noch einen Schritt weiter: Eine Arbeitsgruppe hat die skandalöse Skulptur nun entfernt.

Rektor sieht "neue Basis für Auseinandersetzungen"

Wie es mit dem Denkmal weitergeht, müsse sich erst zeigen, sagte Akademie-Rektor Johan Hartle. "Die Weggestaltung ist Teil einer langjährigen geschichtspolitischen und ästhetischen Auseinandersetzung mit problematischen Denkmälern, an der zahlreiche Angehörige der Akademie beteiligt waren", erklärte die zuständige Arbeitsgruppe. Die entstandene Leerstelle sorge nun für Diskussion um den künftigen Umgang mit Müllners "Heldendenkmal".

Das Rektorat zeigte sich nach jüngster Aktion überrascht, bot aber dennoch Unterstützung an: "Die Müllner-Gedenkskulptur ist seit vielen Jahren Gegenstand von Diskussionen und Interventionen. Wir haben erfahren, dass die Skulptur sachgemäß entfernt wurde und sich in sicherer Verwahrung befindet. Die Entfernung ergibt eine neue Basis für Auseinandersetzungen, die wir an der Akademie auch gerne führen möchten", so der Rektor weiter.

Buchpräsentation und Tagung

Die Lücke, die durch die Entfernung des Denkmals entstanden ist, wird am 4. Dezember bei einer Buchpräsentation vorgestellt. Präsentiert wird das im Mandelbaum Verlag erschienene Buch "Ergänzungen und Eingriffe. Zur Geschichte der Akademie der bildenden Künste Wien 1930-1960", herausgegeben von Eduard Freudmann, Jakob Krameritsch, Michael Lunardi und Ruth Sonderegger. Das Werk beschäftigt sich mit kulturwissenschaftlichen, literarischen und künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Akademie im Austrofaschismus und in der NS-Zeit.

Am 5. Dezember findet im Sitzungssaal der Akademie eine Tagung statt, bei der aktuelle Forschungen präsentiert werden. "Auf dem Programm stehen Werkstattgespräche mit Autor_innen der Publikation, ein Vorschlag zur Aberkennung einer Ehrenmitgliedschaft sowie die Auseinandersetzung mit Geschichtspolitiken am Haus", so die Organisatoren im Vorfeld. Denn: "Das Neben- und Miteinander, das Ineinandergreifen von Austrofaschismus und Nationalsozialismus, lässt sich an der Akademie laborhaft studieren."

Kritische Geschichte

Neben dem "Heldendenkmal für die gefallenen Kunstakademiker", das 2009 schon einmal kurzfristig in einen neuen Zusammenhang gestellt wurde und seit 2021 verhüllt war, hat Müllner noch weitere umstrittene Skulpturen geschaffen. Dazu zählen das Lueger-Denkmal (1926) oder der "Siegfriedskopf" (1923), der 2006 aus der Aula der Universität Wien in den Arkadenhof übersiedelt wurde. Eine von ihm geschaffene Hitlerbüste in der Aula der Akademie wurde 1940 feierlich enthüllt. Wo sie heute ist, weiß niemand.

{title && {title} } red, {title && {title} } 03.12.2025, 13:02
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