Oberösterreich

"Menschen wollen wissen, wo das Schnitzel herkommt"

Im zweiten Teil des "Heute"-Interviews zur Wahl spricht Stefan Kaineder über den Klimawandel, teureres Fleisch und Wahlziele.

Peter Reidinger
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Grünen-Chef Stefan Kaineder beim Interview mit "Heute".
Grünen-Chef Stefan Kaineder beim Interview mit "Heute".
fotokerschi.at

„Heute“: Fühlen Sie sich durch die Unwetter heuer bestätigt?

Stefan Kaineder: Der Sommer hat gezeigt, wie dringlich die Angelegenheit ist. Wir hatten in Kanada fast 50 Grad, der Süden Europas hat gebrannt, an der österreichischen Grenze gab’s Tornados und in OÖ Hagelkörner so groß wie Tennisbälle. Ich habe in Reichenau mit einem Wirten gesprochen. Der hat gesagt, seine Gaststube war voll. Die Gäste haben aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie in drei Minuten ihre Autos allesamt einen Totalschaden ausfassten. Die alten Leute dort sagen: Das gab es noch nie! Die Leute haben die Dringlichkeit verstanden. Das ist aber nicht nur eine historische Herausforderung, sondern eine Chance …

„Heute“: Inwiefern?

Stefan Kaineder: Es ist noch nicht entschieden, wo künftig das Silicon Valley des Klimaschutzes sein wird. Warum sollte man nicht in OÖ erfinden, wie grüner Stahl funktioniert, wie grünes Aluminium produziert werden kann. All diese Dinge müssen jetzt entwickelt werden.

„Heute“: Muss Fleisch teurer werden oder Autofahren?

Stefan Kaineder: Was dem Klima nützt, muss günstiger werden, das, was den Planeten kaputt macht, muss seinen Preis bekommen. Der erste Schritt ist geschafft – mit dem Klima­ticket. Eine Pendlerin aus Rohrbach spart sich da jetzt fast 1.000 Euro pro Jahr. Es gab kaum eine Steuerreform, die mehr Geld in die Börserl der Menschen gebracht hat, wie dieses Ticket in die Börserl der Pendler bringt. Das ist historisch. In OÖ müssen wir jetzt endlich Schienen bauen und nicht weiter Autobahnen.

„Heute“: Aber für jemanden aus einer kleinen Ortschaft im Mühlviertel ist es doch noch weit weg, lieber mit Öffis als mit dem Auto zu fahren.

Grünen-Chef Kaineder: Was schlecht für die Umwelt ist, soll "seinen Preis" bekommen.
Grünen-Chef Kaineder: Was schlecht für die Umwelt ist, soll "seinen Preis" bekommen.
fotokerschi.at

Stefan Kaineder: Das hat einen Grund: Eine völlig verfehlte Verkehrspolitik in den vergangenen Jahren. Als Mühlviertler hat man ja gar keine Chance, man muss sich in der Früh ins Auto setzen und in den Stau hineinfahren. Die Menschen brauchen ein Angebot, mit dem sie auf der Schiene bequem am Stau vorbei in die Arbeit kommen.

„Heute“: Müssten Wirte verpflichtet sein, zu sagen, woher das Schnitzel kommt?

Stefan Kaineder: Die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ist im Regierungsprogramm im Bund vereinbart. Die Menschen wollen wissen, wo das Schnitzel herkommt.

„Heute“: Wenn man in OÖ mit der ÖVP zusammenarbeitet nach der Wahl, haben Sie nicht Angst, dass es da Vorwürfe wie im Bund gibt, dass nur die ÖVP den Ton angibt?

Stefan Kaineder: Die Grünen haben in der Regierung schon viel erreicht. Es wird nicht mehr über Tempo 140 oder eine Waldviertelautobahn diskutiert. Jetzt gibt es ein Klimaticket, mit dem man um drei Euro am Tag durch ganz Österreich fahren kann. Es gibt ein Gesetz, das die Grundlage für die Energiewende ist, es wird eine Steuerreform geben, die dafür sorgt, dass das, was das Klima schützt, günstiger wird und das, was den Planeten zerstört, teurer wird. Ohne Grüne gäb‘s das alles nicht. In OÖ gibt es die letzte schwarz-blaue Koalition und die ist ein Schaden für das Land.

„Heute“: Ihr Wahlziel?

Stefan Kaineder: Ein klarer Auftrag dafür, dass wir in Verantwortung kommen und den Klimaschutz zur ersten Priorität machen

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