"Schwanda" im Museumsquartier

"Mussten Übungen machen, um die Sexszenen zu spielen!"

Wegen der "Darstellung sexueller Inhalte" ist der Besuch der Oper "Schwanda, der Dudelsackpfeier" im MusikTheater an der Wien erst ab 16 empfohlen…

Fabian J. Holzer
"Mussten Übungen machen, um die Sexszenen zu spielen!"
"Schwanda" in der Halle E des Wiener MQ, rechts: Vera-Lotte Boecker
Matthias Baus/Monarca Studios

Die 1927 in Prag uraufgeführte Oper "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" von Jaromír Weinberger (1896-1967) basiert auf einer alten tschechischen Volkssage. Darin fällt der Räuber Babinsky beim Dudelsackspieler Schwanda und seiner jungen Frau Dorota ein, macht dieser erfolglos den Hof und bricht dann mit Schwanda zu einem magischen Abenteuer auf. Die Inszenierung, die jetzt und bis zum 28. November in der Halle E im Wiener Museumsquartier, der Ausweich-Location des MusikTheater an der Wien zu sehen ist, erzählt schon von Beginn an eine leicht veränderte Geschichte. "Die Oper fängt damit an, dass Dorota Schwanda betrügt", plaudert Dorota-Darstellerin Vera-Lotte Boecker aus dem Nähkästchen, "Schwanda erwischt Dorota und Babinsky im Bett. Und das gibt dem ganzen einen anderen Dreh, speziell für meine Figur."

Der Räuber Babinsky hat es diesmal nicht nur auf Dorota, sondern auch auf Schwanda abgesehen?

In der Vorlage brechen Schwanda und Babinsky zu ihrem Abenteuer auf, ohne einen Grund zu nennen. Doch jetzt handelt es sich bei Schwanda - im Wien gespielt vom grandiosen Südtiroler Bariton Andre Schuen - nicht nur um einen frischgebackenen, sondern auch einen frischgehörnten Ehemann. "Es verändert alles", meint Boecker im "Heute"-Talk, "es verändert die ganze Dynamik zwischen den Figuren, ich denke es macht Schwanda sympathischer und es ist auch irgendwie plausibler, dass er so einfach mit Babinski wegläuft. Was Babinsky betrifft, darf ich schon andeuten, dass er bei uns sowohl an Dorota, als auch an Schwanda interessiert ist." 

Diese Darstellungen sind simuliert und wurden mit höchstem Respekt umgesetzt.
MusikTheater an der Wien
..über die Darstellung sexueller Inhalte im Stück

Ein komplettes Kind von Traurigkeit ist Schwanda im Stück aber auch nicht, bezaubert er doch die Eiskönigin, die sich solange von ihm angezogen fühlt, bis Dorota auftaucht und ihm die Tour vermasselt. Und dann muss Schwanda auch noch zur Hölle fahren. Auch hier dreht sich schon wieder vieles um Sex. Abgesehen von einigen sehr leichtbekleideten Statisten gibt es in der Vorstellung auch Zuspieler, die Sex zeigen. "Ich glaube, die Vorstellung ist für 16+ vorgesehen, weil es ein paar vorab gedrehte Szenen zu sehen gibt, mit einer Gruppe sex-positiver Leute gibt, die sich auch privat kennen." Das Theater lässt wissen: "Diese Darstellungen sind simuliert und wurden mit höchstem Respekt umgesetzt."

Kommen Dorota (Vera-Lotte Boecker) und Schwanda (Andre Schuen) wieder zusammen?
Kommen Dorota (Vera-Lotte Boecker) und Schwanda (Andre Schuen) wieder zusammen?
Matthias Baus

Das MusikTheater an der Wien setzt bei "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" natürlich bewusst auf "Sex sells", aber gleichzeitig auch darauf, dass alles mit Niveau und Respekt zugeht. Aus diesem Grund wurde für die Produktion auch eine Intimitätskoordinatorin an Bord geholt: "Für mich war es das erste Mal", erzählt Boecker, "durch Freunde weiß ich, dass es in Amerika und London schon der Standard ist." Die Intimitätskoordinatorin Bernadette Maria Leitner zeigte den Darstellern, wie man sich richtig anfasst, ohne sich richtig anzufassen. "Ich denke es hat Potenzial", beschreibt die Hauptdarstellerin die Erfahrung, "wenn die Menschen Sexszenen auf der Bühne spielen müssen, damit die Grenzen der SängerInnen besser gewahrt werden können, dafür war sie da. Wir mussten einige Übungen machen, um die Sexszenen zu spielen und das war in Ordnung. Ich muss allerdings dazu sagen, dass auch wenn wir  keinen Intimitätscoach haben, wir miteinander reden und uns fragen: 'Ist das für dich okay?'"

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    Der Schlussapplaus bei der der Premiere von Schwanda im MQ
    Der Schlussapplaus bei der der Premiere von Schwanda im MQ
    Karl Schöndorfer

    Egal, ob eine Inszenierung wie diese von Tobias Kratzer nun zu viel Sex enthält oder nicht: Man spricht jetzt wieder von "Schwanda", die in den 1930er-Jahren eine der populärsten modernen Opern war. Kratzer macht aus den ursprünglich einfacher gestrickten Figuren vielschichtigere, wenn auch nicht unbedingt sympathischere Protagonisten. Andre Schuen und Vera-Lotte Boecker sind ebenso ein Traum, wie Babinsky-Darsteller Pavol Breslik und praktisch der gesamte Cast. Bei der Premiere am Sonntag zeigten sich auch Gäste wie Opern-Grande Dame Birgit Sarata oder Intendanten-Legende Harald Serafin beeindruckt. Gespielt wird "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" jetzt noch bis zum 28. November in der Halle E des MQ. Tickets gibt es jetzt noch für alle Vorstellungen ab 50 Euro.  

    Die VIP-Bilder des Jahres:

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      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Instagram/florian.david.fitz
      fh
      Akt.
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