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Mutter und Sohn machen Million mit iPhone-Trick

Mit einem Trick sollen Mutter und Sohn vermeintliche iPhones bei Apple eingetauscht und dafür originale Geräte vom Hersteller zurückerhalten haben.

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    Zwei Personen müssen sich diese Woche vor dem Bezirksgericht Baden verantworten.
    Zwei Personen müssen sich diese Woche vor dem Bezirksgericht Baden verantworten.
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    Mit einem raffinierten Garantie-Missbrauch verdienen Betrüger Milliarden. Nun führt die Spur auch in die Schweiz. Vor dem Bezirksgericht Baden (Aargau) müssen sich diese Woche ein 34-jähriger Chinese und seine 56-jährige Mutter verantworten. Das Duo soll zwischen 2015 und 2019 an der Betrugsmasche beteiligt gewesen sein.

    Laut der Anklageschrift empfingen sie über die Jahre hinweg per Post mehr als 1.000 Fake-iPhones aus China. Die Geräte waren speziell präpariert und hatten geklonte Serien- und sogenannte IMEI-Nummern – und somit eine Garantiedeckung mit Umtausch bei Wasserschäden. Die täuschend echt aussehenden iPhones brachten sie zu Apple oder zu autorisierten Händlern in der ganzen Schweiz. Sie erklärten, dass die Smartphones einen Wasserschaden hätten.

    Zoll findet Fake-iPhones

    Da in diesem Fall die Geräte aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet wurden, erhielten sie ein Original-iPhone als Umtauschgerät. Der Sohn schickte diese dann nach Hongkong zurück. Für jedes Gerät erhielt er von den Hintermännern zehn Franken, umgerechnet 9,30 Euro. Insgesamt nahm er so rund 10.000 Franken ein, schreibt SRF. Es sei "arglistiger, raffinierter Garantie-Missbrauch", erklärt die Staatsanwaltschaft im Bericht. Insgesamt sollen Mutter und Sohn mehr als 1.000 solcher Fake-iPhones umgetauscht haben, mit dem Wert der originalen Geräte und der Bezahlung pro Tausch soll der Schaden eine Million Franken betragen.

    Die beiden Angeklagten flogen auf, als der Zoll in Basel 100 Fake-iPhones in Paketen entdeckte. Die Mutter und der Sohn beteuern ihre Unschuld. Sie hätten nicht gewusst, dass es sich um Fälschungen handelte, wie sie vor Gericht sagten. Sie hätten nur im Auftrag eines Bekannten gehandelt, heißt es im Bericht von SRF.

    Der Sohn soll für den gewerbsmäßigen Betrug, der ihm vorgeworfen wird, für vier Jahre ins Gefängnis und für sieben Jahre aus der Schweiz verwiesen werden. Für die Mutter, die nicht so stark involviert war, wird eine bedingte Strafe von zwei Jahren Gefängnis gefordert. Die Angeklagten kämpfen seit Jahren mit finanziellen Problemen. Das Urteil wird diese Woche erwartet.

    Das Bezirksgericht Baden hat einen 34 Jahre alten Chinesen wegen gewerbsmäßigen Betrugs und gewerbsmäßiger Markenrechtsverletzung zu 3,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Verurteilte habe berufsmäßig gehandelt und mit seinem Betrug ein regelmäßiges Nebeneinkommen erzielt.

    Schaden in Milliardenhöhe

    Der iPhone-Betrug ist schweizweit einzigartig, nicht aber international. So haben etwa Betrüger in den USA mehr als 10.000 Fake-iPhones und iPads mit einem ähnlichen Trick bei Apple eingetauscht. Laut Apple beläuft sich der Schaden auf mehr als sechs Millionen Dollar. Das FBI hat im Zusammenhang mit den Fällen letztes Jahr drei Chinesen verhaftet. Auch in China zogen Betrüger Apple offenbar immer wieder über den Tisch. Dort soll die Schadenssumme, die über die Jahre entstanden ist, mehrere Milliarden Dollar betragen, wie "The Information" im Jahr 2018 berichtete.