Polit-Streit in NÖ

Muttertag ja oder nein? – Krach zwischen ÖVP und FPÖ

Nach zwei Vorfällen fürchtet die FPÖ um den Muttertag in Kindergärten. Die ÖVP ortet Diffamierung von Pädagogen. Jetzt tobt ein Streit.
Aram Ghadimi
22.05.2025, 07:00
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Es kriselt im niederösterreichischen Landtag zwischen den dortigen Regierungspartnern ÖVP und FPÖ. Der Landtagsabgeordnete Michael Sommer (FPÖ) hatte kürzlich den mutmaßlichen Alleingang eines Kindergarten-Pädagogen aus NÖ heftig kritisiert – mehr dazu hier.

Basteln gegen den Islam

Der junge Pädagoge aus Niederösterreich, der es verabsäumte, die Kinder zum Basteln anzuregen, habe sich an die Landesgesetze zu halten, hieß es von Sommer. Gemeint ist das von ÖVP und FPÖ beschlossene Maßnahmenpaket gegen den radikalen Islam.

Jetzt regt die FPÖ ein weiteres Vorkommnis in einem Kindergarten in Tulln auf. Dort habe sogar ein ganzer Kindergarten den Muttertag nicht gefeiert, kritisiert FPÖ-Landesparteisekretär Andreas Bors: "Gerade in Schulen und Kinderhorten sind unsere Traditionen und Bräuche, wie eben Muttertag, zu pflegen."

Bobo-Pädagogen und Affentheater

Auch linke Bobo- und Multikulti-Pädagogen hätten sich "an unseren Wertekompass" und an Landesgesetze zu halten, wetterte der 35-Jährige, der auch FPÖ-Bezirksobmann in Tulln und Landtagsabgeordneter ist. Im Badener Fall seien fremde Kulturen, in Tulln individuelle Familienkonstellationen vorgeschoben worden, um aus Mutter- und Vatertag einen Familientag zu machen, klagte Bors jüngst in einer Aussendung der FPÖ.

Und Martin Antauer, der Asyl- und Integrationssprecher der FPÖ Niederösterreich, schießt nach: "Schluss mit dem Affentheater um den Muttertag, die Bürger haben andere Sorgen." Wenn man sich die Entwicklungen in der Gesellschaft ansehe, könne er jeden verstehen, der es mit der Angst zu tun bekomme. "In welcher Welt leben wir eigentlich mittlerweile?", fragte Antauer am Mittwoch in einer Aussendung.

Der Muttertag

Als erstes Land der Welt haben die USA den Muttertag 1914 zum floralen Pflichttermin gemacht hat. Heute wird er in zahlreichen Ländern der Welt gefeiert – samt Terminwirrwarr und kommerziellem Beigeschmack. In Deutschland wurde er mit Unterstützung der Floristenverbände ab 1922 eingeführt, in Österreich, durch die Feministin Marianne Hainisch, 1924. Später wurde der Feiertag von den Nationalsozialisten vereinnahmt (Mutterkreuz). Heuer freut sich der Einzelhandel in Österreich über voraussichtliche Umsätze in der Höhe von rund 270 Millionen Euro.

"Sorgen der Landsleute"

"Hände weg von unseren Kindern", fordert Antauer. Es dürfe nicht sein, dass die Kleinsten mit Multikulti-Unsinn von Regenbogen-Pädagogen verdorben werden. Mit Seitenhieb auf den kommenden Pride-Monat, sagt Antauer, dass er aus Gesprächen mit Mitmenschen auf der Straße wisse: "Unsere Landsleute plagen nämlich ganz andere Sorgen." Die FPÖ sei die einzige Partei, die Ängste der Menschen verstehe.

"FPÖ überschreitet rote Linie"

Wenig Verständnis ernten diese Aussagen vom Koalitionspartner ÖVP: "Die FPÖ überschreitet hier eine rote Linie", sagt Landesgeschäftsführer Matthias Zauner. "Bei uns in Niederösterreich ist klargestellt, dass unsere Traditionen in den Kindergärten gefeiert werden. Das ist ganz bewusst im Bildungsplan festgeschrieben und wird so auch umgesetzt."

"Diffamierung geht zu weit"

Die Diffamierung von Pädagoginnen und Pädagogen durch den FPÖ-Abgeordneten Bors gehe zu weit. Den gemeinsam beschlossenen "Aktionsplan gegen den radikalen Islam" habe Bors wohl verschlafen, genauso wie den neuen Bildungsplan für Niederösterreichs Kindergärten.

"In Niederösterreichs Kindergärten gibt es - anders als behauptet - selbstverständlich kein Muttertags-Verbot. Das Gegenteil ist der Fall", sagt Zauner. Und: "Die gelebten Traditionen in Niederösterreich sind fester Bestandteil unserer Politik und sichern die beste Zukunft für unsere Kinder bei uns zu Hause."

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