Frust, Sorgen und Stress wartet auf viele Elteren in Niederösterreich, wenn sie einen Kindergartenplatz für ihr Kind suchen. Rechtsanspruch auf einen Platz für Kinder unter zwei Jahren gibt es keinen. Nur jedes dritte Kind unter 3 Jahren (35 Prozent) besucht überhaupt einen Kindergarten. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Arbeiterkammer NÖ hervor.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern bleibt herausfordernd. Auf der einen Seite machen die Teuerungen der letzten Jahre jungen Eltern zu schaffen und erhöhen für viele Menschen den finanziellen Druck. Gleichzeitig gibt es beim Betreuungsangebot nur graduelle Verbesserungen, kritisiert jetzt die AK NÖ. Einen passenden Kindergarten in der Nähe zu finden, ist auch nicht immer einfach.
Auf 1.000 Einwohner kommen in Niederösterreich etwa 0,96 Kindergartenplätze. Nur in jeder zweiten Gemeinde existieren Tagesbetreuungseinrichtungen (Krippen, Altersgemischte Einrichtungen) für Kinder unter 2 Jahren. Überhaupt gibt es im gesamten Bundesland nur 318 aktive Tagesmütter bzw. Tagesväter.
Ein Blick in die aktuelle AK-Analyse zeigt aber auch große regionale Unterschiede bei der Versorgung: "Während im Industrieviertel und im Weinviertel rund 38 % der Kinder unter 3 Jahren eine elementare Bildungseinrichtung besuchen, sind es im Mostviertel nur 29 %."
Bei den 1-Jährigen geht in Niederösterreich nur eines von fünf Kindern (21 Prozent) in den Kindergarten. Die Arbeiterkammer schreibt: "Einen gesicherten Betreuungsplatz nach der Karenz haben auch Eltern von 2-Jährigen nicht. Kindergärten können zwar seit Herbst 2024 bereits im Alter von 2 Jahren besucht werden, Rechtsanspruch darauf gibt es aber keinen."
Das ist der Status Quo, nachdem in Niederösterreich bereits 2022 weitreichende Verbesserungen angekündigt worden sind. Damals war Niederösterreich bei den Öffnungszeiten der Kindergärten noch das Schlusslicht im Bundesländervergleich. Nur etwas ein Viertel der Kinder (26,4 Prozent) war in vollzeittauglichen Einrichtungen, zeigte eine Analyse der AK.
Im Herbst 2022 verkündete das Land die "NÖ Kinderbetreuungsoffensive". Tatsächlich kam es in der Folge zu Verbesserungen.
Vielerorts wurden die Kindergartenöffnungszeiten verlängert, sodass es seit 2024 schon für jedes zweite Kind (52,9 Prozent) eine vollzeittaugliche Einrichtung gibt. In diesem Punkt liegt Niederösterreich jetzt bundesweit im Mittelfeld, allerdings weit hinter Wien und Burgenland.
Im internationalen Vergleich haben aber auch Wien und Burgenland Aufholbedarf. Mit Abstand die höchste Betreuungsquote hat Dänemark. Dort gehen 80 Prozent der Kinder unter drei in den Kindergarten. In Schweden sind es rund 50 Prozent. Beide Länder haben ihre Gemeinden gesetzlich dazu verpflichtet, jedem Kind ab dem ersten Geburtstag einen Kindergartenplatz zur Verfügung zu stellen. Dabei dürfen Plätze nie mehr als umgerechnet 145 Euro pro Monat kosten.
"Mit der 2022 beschlossene Kinderbetreuungsoffensive des Landes NÖ wurde grundsätzliche die Möglichkeit geschaffen, auch Kinder vor Eintritt in den Kindergarten vormittags kostenlos betreuen zu lassen, auch die Tarife bei Tageseltern wurden für diese Zielgruppe vergünstigt", heißt es von der AK NÖ.
Das sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, um die schon lang kritisierte Betreuungslücke zwischen Elternkarenz und Kindergarteneintritt zu schließen. "Nun geht es darum, die notwendigen Plätze insbesondere auch für 1-Jährige auszubauen, um Eltern, die einen Platz suchen, diesen auch zur Verfügung stellen zu können", fordert die AK.
Und der AK-Präsident in Niederösterreich, Markus Wieser, hält fest: "Damit der Wiedereinstieg in den Beruf für Eltern bestmöglich klappt, ist ein Rechtsanspruch auf einen Platz ab dem ersten Geburtstag des Kindes notwendig."