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Nach Flucht findet Ukrainerin Job bei Kult-Wirt

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine raubte Nataliia ihre Heimat. Mit "Heute" spricht sie über die Flucht und das neue Leben in Österreich.

Amra Duric

Seit rund zehn Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Millionen Menschen wurden brutal aus ihrem Alltag herausgerissen, viele ergriffen die Flucht. Eine davon ist Nataliia. Gemeinsam mit ihren zwei Töchtern (13, 20) kam sie vor acht Monaten nach Österreich. "Wir hatten nur einen Pyjama dabei", erinnert sich Nataliia im Gespräch mit "Heute".

"Ich hatte ein eigenes Café und habe noch dazu zwei Kiosks geleitet."

Bei der Schilderung ihrer Flucht versagt Nataliias Stimme mehrmals. "Es ist schwer darüber zu sprechen", sagt sie und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Vor nicht einmal einem Jahr war die Ukrainerin in ihrer Heimat eine erfolgreiche Geschäftsführerin. "Ich hatte ein eigenes Café und habe noch dazu zwei Kiosks geleitet."

Ehemann musste zum Heer

Nur wenige Monate später sieht alles anders aus. Um das Unternehmen kümmert sich mittlerweile Nataliias Ehemann, der noch in der Ukraine lebt. "Er musste zum Heer. Er kämpft nicht aktiv, sondern ist in der Armee für die Stromversorgung verantwortlich." Sorgen macht sich Nataliia dennoch täglich. Über SMS und Telefonate hält die Ukrainerin Kontakt mit ihrem Mann. "Ich versuche ihn von Österreich aus, so gut es eben geht, beim Firmenmanagement zu unterstützen."

Unterstützung bekommt auch Nataliia. Nach der Flucht hat sich die Ukrainerin beim AMS gemeldet und wurde an die  Beratungs- und Betreuungseinrichtung #ukr.workinaustria vermittelt. "Unsere Klient:innen kommen direkt über das AMS. Wir helfen ihnen bei der Jobsuche und Integration", erzählt Natallia Donner, Leiterin von BBE Ukraine. 

Seit sechs Monaten serviert Nataliia Leberkäse beim Leberkas-Pepi.
Seit sechs Monaten serviert Nataliia Leberkäse beim Leberkas-Pepi.
Sabine Hertel

Neuer Job bietet Zukunftsperspektive 

Mit der Hilfe der Initiative hat Nataliia mittlerweile einen Job in Wien gefunden. Seit sechs Monaten ist die Mutter in einer Filiale vom Leberkas-Pepi tätig. "Sie hat, trotz der schwierigen Situation und trotz ihrem schwierigen Weg, einen total positiven Eindruck gemacht", beschreibt Mario Scheday, Geschäftsführer vom Leberkas-Pepi, seine neue Mitarbeiterin. 

"Nataliia ist in den letzten sechs Monaten sehr selbstbewusst geworden und macht teilweise schon ein paar Stunden alleine Dienst. Ich bin von ihr schwer beeindruckt"

Durch ihre Erfahrung in der Gastronomie war Nataliia für den Betrieb ein Gewinn – auch ohne perfekte Deutschkenntnisse. "Man sollte ein bisschen Rücksicht auf unsere Nachbarn nehmen, die gerade unsere Hilfe brauchen. Nataliia ist in den letzten sechs Monaten sehr selbstbewusst geworden und macht teilweise schon ein paar Stunden alleine Dienst. Ich bin von ihr schwer beeindruckt", so der Kult-Wirt.

Berufsberatung für Vertriebene

Mit dem neuen Job kann auch Nataliia, zumindest ein wenig, aufatmen. Ob sie wieder in die Ukraine zurückkehrt ist ungewiss. Für die Zukunft hat sie sich vorgenommen, einen Deutschkurs zu machen. "Wien ist eine wunderschöne Stadt und die Leute hier haben uns herzlich empfangen. Ich würde gerne hier bleiben."

Die Beratungs- und Betreuungseinrichtung #ukr.workinaustria der Volkshilfe Wien empfiehlt vertriebenen Personen aus der Ukraine, die auf Jobsuche sind, sich beim AMS zu registrieren. "Der zuständige AMS-Berater meldet die Person dann in einem für sie zuständigen vom AMS finanzierten Projekt der Berufsberatung an", betont Donner.

Beratungsstellen für vertriebene Menschen aus der Ukraine
ASBÖ – Beratungszentrum Ukraine: +43 1 89 145 51000
DIAKONIE: +43 1 343 9191
Interface – Malva: 01 524 50 15/300
Volkshilfe Wien – Beratungsstelle perspektivo: 0676 8784 47 55