Jeder, der Fisch mag, hat vermutlich schon einmal im Supermarkt eine Fischkonserve mit dem einprägsamen MSC-Gütesiegel gekauft. Was das Siegel tatsächlich wert ist - darüber scheiden sich die Geister. Genauer gesagt: Umweltschützer und Zertifizierer.
Laut aktueller Greenpeace-Studie seien mehr als ein Viertel der Gütezeichen in unseren Supermärkten sind "nicht gänzlich vertrauenswürdig" ("Heute" berichtete). Zu den am schärfsten kritisierten Siegeln gehört das MSC-Fischzeichen, es hätte sogar "negative Auswirkungen auf die Umwelt".
Gegen die Greenpeace-Kritik laufen die MSC-Zertifizierer in einer Aussendung an "Heute" Sturm: Das MSC-Programm basiere "auf wissenschaftlich fundierten Standards" und werde "von internationalen Experten sowie den Vereinten Nationen für seinen Beitrag zur nachhaltigen Fischerei anerkannt", so Michael Hegenauer von MSC.
"Pauschale Behauptungen" wie jene von Greenpeace gefährdeten demnach "sinnvolle Fortschritte in der Fischereiwirtschaft" und tragen "nicht zu einer faktenbasierten Diskussion" bei, so Hegenauer.
Kritiken wie jene von Greenpeace oder Pro Wildlife "verunsichern Konsumenten und führen im Zweifel dazu, dass sie statt zu nachhaltigem, zertifiziertem Fisch zu konventionellen Fischprodukten greifen - mit potenziell negativen Folgen für die Meere".
Die Leser-Kommentare auf den "Heute"-Artikel ließen "erahnen, dass etliche Konsumenten wenig bis kein Vertrauen mehr in Lebensmittelsiegel" zu haben scheinen, so der deutsche Fisch-Zertifizierer.
Greenpeace-Fischerei-Expertin Melanie Ebener kontert und moniert, dass das MSC-Zertifizierungssystem "in der Praxis nicht ausreicht, um die tiefgreifenden und weitreichenden Probleme der Meeresfischerei" zu lösen. Zentraler Aspekt sei, dass "der MSC in Bezug auf die Überfischung und den Zustand der Fischbestände nicht hinreichend wirksam ist".
Laut der UN-Welternährungsorganisation gelten bis zu 89 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände als maximal genutzt, überfischt oder bereits kollabiert. Seit den 1950er-Jahren etwa 90 Prozent der großen Raubfische wie Kabeljau, Thunfisch oder Lachs aus den Ozeanen verschwunden, warnen Umweltschützer.
Der WWF gibt sich diplomatisch: "Besser Bio-, MSC- oder ASC-zertifizierten Fisch kaufen als nichtzertifizierten", hieß es seitens der Naturschutzorganisation. Fakt ist: Eine Diskussion über die Aussagekraft und Seriosität von Gütesiegeln auf unseren Lebensmitteln ist notwendig, um das vielerorts verlorene Vertrauen der Supermarkt-Konsumenten wieder herzustellen.