Welt

Nach Horror-Taten: Serben geben zigtausende Waffen ab

Zwei Amokläufe mit 18 Toten erschütterten Serbien. Die Regierung rief die Bevölkerung dazu auf, Waffen abzugeben – viele kommen der Forderung nach. 

78.000 Waffen wurden nach den Amokläufen in Belgrad bisher bei der Polizei abgegeben. 
78.000 Waffen wurden nach den Amokläufen in Belgrad bisher bei der Polizei abgegeben. 
REUTERS

Der Mai war ein schwieriger Monat für Serbien: Innerhalb weniger Tage ereigneten sich zwei schreckliche Amokläufe, die insgesamt 18 Menschenleben forderten. Aus einem fahrenden Auto erschoss ein 21-Jähriger am 4. Mai acht Menschen. Einen Tag zuvor hatte ein 13-jähriger Schüler neun Schüler und einen Wachmann erschossen. Daraufhin rief die Regierung die Bevölkerung dazu auf, Waffen bei der Polizei abzugeben. In Serbien gibt es besonders viele illegale Schusswaffen und Sprengkörper. 

Am Donnerstag läuft die Frist ab, innerhalb derer Serbiens Bürger Waffen, die sich nicht legal besitzen, anonym und straffrei angeben können. Innerhalb eines Monats wurden auf diese Weise bereits 78.000 Waffen bei der Polizei abgegeben. Konkret handelt es sich dabei um 57.651 Handfeuerwaffen und 20.451 Sprengkörper, wie eine Sprecherin des Innenministeriums am Mittwoch im Fernsehsender RTS präzisierte. Außerdem fanden knapp sieben Millionen Schuss Munition ihren Weg zur Exekutive. 

Zehntausende protestieren

Bisher gab es in der Hauptstadt fünf Protesten gegen den Präsidenten Aleksandar Vucic sowie die von ihm kontrollierten Boulevardmedien. Zehntausende Protestierende machen Politik und Medien für die Gewaltspirale im Land verantwortlich. Der Aufruf zur anonymen und straffreien Waffenabgabe war eine der wenigen Maßnahmen, die die Führung unter Vucic nach den Amokläufen ergriffen hatte. 

Wie bereits erwähnt befinden sich besonders viele illegale Schusswaffen und Sprengkörper im Besitz der serbischen Bevölkerung – vermutlich ein Relikt aus Kriegszeiten. Experten des Forschungsprojektes "Small Arms Survey" vermuten, dass sich rund eine Million Waffen illegal in den Händen von Bürgern befindet, bei gerade einmal 6,6 Millionen Einwohnern eine beträchtliche Zahl. 

1/10
Gehe zur Galerie
    In Belgrad kam es am Mittwoch zu einem Amoklauf an einer Schule.
    In Belgrad kam es am Mittwoch zu einem Amoklauf an einer Schule.
    Darko Vojinovic / AP / picturedesk.com