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Nach Pannenserie: Secret-Service-Chefin geht

Heute Redaktion
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Nach der Pannenserie bei der Bewachung von US-Präsident Barack Obama hat Julia Pierson, Chefin des Secret Service, die Konsequenzen gezogen und ihren Rücktritt verkündet. Im September hatte ein Eindringling das Weiße Haus mit einem Messer gestürmt, außerdem war Obama bei einem Besuch bei der Seuchenbehörde in Atlanta mit einem bewaffneten und dreifach vorbestraften Mann zusammen in den Lift gelassen worden. Die Regierung kündigte nach den offenkundigen Sicherheitslücken Reformen an.

Nach der Pannenserie bei der Bewachung von US-Präsident Barack Obama hat Julia Pierson, Chefin des Secret Service, die Konsequenzen gezogen und ihren Rücktritt verkündet. Im September hatte ein Eindringling das Weiße Haus , außerdem war Obama bei einem Besuch bei der Seuchenbehörde in Atlanta mit einem bewaffneten und dreifach vorbestraften Mann zusammen in den Lift gelassen worden. Die Regierung kündigte nach den offenkundigen Sicherheitslücken Reformen an.

Pierson bot am Mittwoch ihren Rücktritt an, Heimatschutzminister Jeh Johnson akzeptierte den Schritt. Obama telefonierte persönlich mit Pierson, die 30 Jahre beim Secret Service beschäftigt war.

Erst am Dienstag musste sich Pierson vor einem Kongress-Ausschuss verantworten. Es spreche für ihre Professionalität, dass sie dabei die Verantwortung für die Pannenserie übernommen habe, sagte Regierungssprecher Josh Earnest am Mittwoch im Weißen Haus. Earnest verlangte einschneidende Maßnahmen. "Es ist klar, dass einige Reformen umgesetzt werden müssen", sagte er dem TV-Sender "CNN".

Minister Johnson ernannte den Ex-Secret-Service-Agenten Joseph Clancy zum Interims-Nachfolger. Außerdem ordnete er eine Untersuchung der jüngsten Vorfalls vom 19. September durch eine unabhängige Expertengruppe an.

Bewaffneter dreifach vorbestraft

Der Lift-Vorfall ereignete sich am 16. September und somit wenige Tage vor der Sicherheitspanne im Weißen Haus. Obama besuchte das Zentrum für Krankheitskontrolle und -Verhütung (Center for Disease Control and Prevention), um über die US-Reaktion auf die zu diskutieren. Bei dem Mitfahrenden handelte es sich laut "Washington Post" um den Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma. Er ist bereits dreimal wegen Angriffen und Körperverletzung verurteilt worden.

Den Agenten erschien der Mann erst verdächtig, als er sich auffällig benahm und den Anweisungen, das Filmen Obamas mit der Handykamera einzustellen, nicht Folge leistete. Ein Supervisor des Sicherheitsunternehmens rückte an, der Mann wurde auf der Stelle gefeuert. Er rückte freiwillig seine Pistole heraus und überraschte damit Agenten, die nicht wussten, dass er bewaffnet war.

Seine Fahrt mit Obama im Aufzug sei ein Verstoß gegen Sicherheitsprotokolle des Secret Service, berichtete die "Washington Post". Die Agenten hätten fahrlässig gehandelt, weil der erforderliche Hintergrund-Check von Menschen, die in die Nähe Obamas kommen, nicht durchgeführt worden war.

Sieben Schüsse auf Weißes Haus im Jahr 2011

Mit dem Lift-Vorfall wurden Details einer anderen Sicherheitspanne im Weißen Haus bekannt, die sich bereits 2011 ereignete. Damals hatte ein Mann nachts sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben, wie die "Washington Post" berichtete. Weil ein Secret-Service-Vorgesetzter den Lärm auf eine nahe gelegene Baustelle zurückführte, habe er seine Beamten angewiesen, sich zurückzuhalten. Erst vier Tage später merkten die Personenschützer, dass das Weiße Haus von Kugeln getroffen worden war - als eine Haushälterin Glasscherben auf einem Balkon fand.

Eindringling: Anklage in drei Punkten

Unterdessen ist jener Irak-Veteran, der am 19. September in das Weiße Haus eingedrungen ist, in drei Punkten angeklagt worden. Der 42-jährige Omar Gonzales muss sich für das unerlaubte Betreten eines abgegrenzten Grundstücks oder Gebäudes verantworten. Zudem wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, eine gefährliche Waffe bei sich getragen zu haben, was in der US-Hauptstadt Washington verboten ist. Der dritte Anklagepunkt lautet unerlaubter Besitz von Munition.

Als Sofortmaßnahme schließt die Tür zum Haupteingangsbereich des Präsidenten-Amtssitzes nun automatisch. Zuvor musste dieser Eingang von einem Mitarbeiter händisch abgeschlossen werden, sagte Pierson. Der Haupteingang besteht außen aus einer Glastür als Wetterschutz und einer verzierten, historischen Holztür im Inneren.

New York Times: Agenten "stümperhaft"

Die "Washington Post" (Mittwoch) forderte eine unabhängige Untersuchung der Abläufe bei der Leibgarde. Die "New York Times" sprach vom "Kollaps des Secret Service" und sagte, der Zaunspringer habe die Vorstellung der "weltweit undurchdringlichsten Sicherheitstruppe" zerschlagen. Die Agenten hätten sich als "stümperhaft" entpuppt.
Der Secret Service bewacht den Präsidenten 24 Stunden am Tag. Er kümmert sich ebenfalls um die Sicherheit von Ehefrau Michelle sowie der beiden Obama-Töchter. Die Behörde hat rund 3400 Agenten beschäftigt.