Wien

Wegen Hautfarbe ignoriert? Rassismusvorwurf gegen Lokal

Ein Kellner soll eine Wienerin aufgrund ihrer Hautfarbe ignoriert haben. Die Wirtin wehrt sich gegen die Vorwürfe und schlägt nun ein Treffen vor.

Isabella Kubicek
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Im Gasthaus Reinthaler (Leopoldstadt) soll eine Dame aufgrund ihrer Hautfarbe nicht bedient worden sein.
Im Gasthaus Reinthaler (Leopoldstadt) soll eine Dame aufgrund ihrer Hautfarbe nicht bedient worden sein.
Gasthaus Reinthaler

"Das Gasthaus Reinthaler begrüßt seit vielen Jahren Gäste aus Nah und Fern und allen Generationen", heißt es auf der Homepage des Lokals in der Stuwerstraße 5 (Leopoldstadt). Ein Gast, der sogar in der gleichen Stadt wohnt, kann das nicht bestätigen: Am 18. Juni wollte Stella Adamu-Fuhs mit ihrem Freund bei einem guten Essen ihren Feierabend genießen. Der Lokalbesuch liegt der schwarzen Wienerin bis heute allerdings im Magen. Am Essen hat es aber nicht gelegen, denn außer Getränken wurde den beiden nichts serviert: "Der Kellner kam zu unserem Tisch und hatte uns zugesagt, die Speisekarte zu bringen. Er kam jedoch nicht wieder, auch nach Zurufen und Handzeichen nicht", schildert die Gewerkschafterin auf Twitter. "Nachdem wir 45 Minuten lang demonstrativ ignoriert wurden, und mir schon die Tränen gekommen sind, sind wir gegangen", so die Wienerin weiter. "Ich werfe niemanden Rassismus vor, aber ich vermute, dass es an meiner Hautfarbe gelegen ist", so Adamu-Fuhs.

"Ich bin keine Rassistin"

"Wir können nicht fassen, was uns da passiert!", wehrt sich jetzt die Wirtin Kirsten Reinthaler auf Facebook gegen die Vorwürfe. Laut den Schilderungen ihres Kellners, hätte sich der Vorfall anders abgespielt: Nachdem der Mitarbeiter dem Paar seine Getränke serviert hatte, hätten sie keine Anzeichen gemacht, noch etwas bestellen zu wollen. "Sie verließen unser Wirtshaus ohne ein weiteres Wort und legten die Bezahlung für ihre Getränke auf den Tisch. Ein Verhalten, das im Gastgewerbe nicht unüblich ist", erklärt Reinthaler.

"Ich bin keine Rassistin", betont die Wirtin auch im "Heute"-Gespräch. 15 Jahre führt sie das Lokal in Praternähe bereits. "Mein Personal stammt aus Kroatien, Serbien, der Slowakai, aus Spanien und aus Tobego", so die Wirtin. Nachsatz: "Es tut mir leid, dass sich die Dame bei uns unwohl gefühlt hat". In einem persönlichen Gespräch mit Adamu-Fuhs will die Wirtin die Vorwürfe nun aus dem Weg räumen. "Sie und ihr Begleiter sind willkommen, die Rechnung geht auf mich". Zudem überlegt Reinthaler, rechtliche Schritte zu setzen, sollte sich die Situation nicht beruhigen. 

Wienerin will Lokal nicht mehr betreten

Eine Einladung, die Stella Adamu-Fuhs derzeit nur über die Medien kennt. "Ich lehne dankend ab. Ich wünsche der Inhaberin alles Gute, aber ich werde das Lokal nicht noch einmal besuchen", so die Gewerkschafterin, die der Betreiberin nichts Böses wünscht. "Es war mir aber wichtig aufzuzeigen, dass so etwas auch im Jahr 2020 passiert". 

Gewerkschafterin machte Vorfall auf Twitter publik

Erstmals öffentlich gemacht wurde der Vorfall von Veronika Bohrn Mena. "Meine liebe Kollegin und Freundin Stella Adamu-Fuhs wurde im Gasthaus Reinthaler nicht bedient, weil sie schwarz ist", twitterte die Gewerkschafterin und Autorin am Montag. Binnen 24 Stunden wurde der Tweet über 300 Mal geteilt.