Politik

Nazan Eckes: "Politik ist unweigerlich ein Thema"

Heute Redaktion
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Die deutsche TV-Moderatorin Nazan Eckes (39) war gestern in Wien. Grund: Sie unterstützt ihren Schwiegervater Andreas Khol im Wahlkampf. Mit "Heute" sprach sie über Politik, Familie und Dirndl.

Die deutsche TV-Moderatorin im Wahlkampf. Mit "Heute" sprach sie über Politik, Familie und Dirndl.

"Heute": Sie sind mit einem Tiroler verheiratet, haben einen Tiroler Schwiegervater. Wie groß war der "Kulturschock"?

Nazan Eckes: Zunächst dachte ich: Oh Gott, ein Österreicher. In Deutschland gibt es ja doch Vorurteile. Aber das Eis war sehr schnell gebrochen. Vor allem als ich meinen Mann Julian kennengelernt habe, war das dann gar kein Thema. Es ist eher ein kultureller Reichtum als ein kultureller Clash.

 

"Heute": Wie oft sind Sie in Österreich? Wie gut kennen Sie das Land?

Eckes: Zu 90 % kenne ich nur Wien. Ich bin immer wieder hier, treffe Freunde. Jetzt, mit meinem Sohn will ich, dass Österreich seine zweite Heimat wird. Im Sommer haben wir einen Familienausflug in die Wachau gemacht. Da habe ich mir gedacht: Wow, was für eine fantastische Filmkulisse.

 

"Heute": Wie viele Dirndl haben Sie?

Eckes: Kein einziges. Mein Schwiegervater hat auch noch nie gefragt, ob ich eines tragen will.

 

"Heute": Als Sie Andreas Khol das erste Mal getroffen haben: Wie viele Sätze haben Sie damals mit ihm gesprochen? Wie gut haben Sie ihn dabei verstanden?

Eckes: Die ganze Familie gibt sich Mühe, Hochdeutsch zu sprechen.Durch die politische Tätigkeit meines Schwiegervaters hatte ich sehr viel Ehrfurcht. Ich habe aufgepasst, keine dummen Sätze von mir zu geben. Aber er ist ein sehr entspannter Mensch und man kann tolle Gespräche mit ihm führen – vor allem in der Vorweihnachtszeit, bei einem guten Glas Rotwein. 

 

"Heute": Wie oft sehen Sie Ihren Schwiegervater?

Eckes: Vier bis fünf Mal pro Jahr. Vor allem zu Weihnachten und im Sommer.

 

"Heute": Wird bei diesen Treffen auch über Politik gesprochen?

Politik ist dabei unweigerlich immer ein Thema. Wir sind alle sehr politische Menschen. Zu Weihnachten Eckes: versuchen wir, das Thema eher klein zu halten. Aktuell werden die Themen sehr vom 15. Enkelkind überlagert.

 

"Heute": Warum engagieren Sie sich im Wahlkampf für Ihren Schwiegervater?

Eckes: Weil er mir am Herzen liegt. Er ist ein guter Mensch, sehr ehrlich, brennt für Österreich. Ich unterstütze ihn von Herzen gerne. Er vertritt die österreichischen Werte, ist aber auch offen für neue, andere Kulturen. Das hat mir mit meinem türkischen Hintergrund sehr geholfen. Er lässt jeden Menschen an das glauben, was man will.

 

"Heute": Kennen Sie die anderen Kandidaten überhaupt?

Eckes: Die Namen schon, die vollständigen Programme nicht.

 

"Heute": Welche Rolle spielt die BP-Wahl in Deutschland? Werden Sie darauf angesprochen?

Eckes: Ich verfolge das Thema sehr intensiv, werde auch von Kollegen darauf angesprochen.

 

"Heute": Ihr Schwiegervater ist betont katholisch, Sie sind Muslima: Ist Religion bei Ihnen in der Familie ein Thema?

Eckes: Meine Schwiegereltern sind so aufgeklärt, ich musste mich nicht so erklären. Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Schwiegereltern sind in allen Kulturen bewandert. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig andere Menschen über Religionen wissen – zum Beispiel, wenn ich gefragt werde: Trägst du ein Kopftuch, wenn Du in die Türkei fährst? 

 

"Heute": Gehört der Islam zu Europa?

Eckes: Er ist Teil Europas, das lässt sich nicht mehr verhindern. Die Frage ist nur: In welcher Form? Man muss den Menschen ihre eigene Religion zugestehen. Aber es ist nicht diskriminierend, wenn man sich an ein Leitbild hält, bestimmte kulturelle Gegebenheiten akzeptiert. Wenn ich möchte, dass meine Religion respektiert wird, muss ich auch andere respektieren.

 

"Heute": Sie sprechen mit ihrem Sohn nur Türkisch. Warum?

Eckes: Ich spreche mit ihm Türkisch, sein Vater nur Deutsch. Das ziehen wir sehr konsequent durch. Denn: Zweisprachigkeit ist auf jeden Fall ein Vorteil. Das ist eine sehr bewusste Entscheidung.

 

"Heute": Sie sind Moderatorin: Gibt es an der Rhetorik Ihres Schwiegervaters etwas auszusetzen (spricht er zu laut z.B.)?

Eckes: Ich frage ihn nach Tipps. Er hat Wortwitz, eine brillante Rhetorik. Ein Mal habe ich ihn vor einer Ansprache nach Ratschlägen gefragt.

 

"Heute": Ich habe Ihnen 3 Fotos von Andreas Khol mitgebracht: Was sagen Sie zu seinem Outfit?

Eckes:  (1. Wahlkampfauftakt): Eine tolle Krawatte. Sieht sehr gut aus.

Eckes: (2. Heller Anzug): Wenn er dieses Foto sieht, wird er sagen: Die Hose ist etwas knittrig.

Eckes: (3. Hut): Der Panamahut. So sehe ich ihn immer im Sommer. Das ist das authentischste. So ist er!

 

"Heute": Sie engagieren sich in der Flüchtlingshilfe. Die Partei Ihres Schwiegervaters war federführend bei der Asyl-Verschärfung in Österreich. Was halten Sie davon?

Eckes: Ich habe eine viel liberalere Einstellung. Ich bin aber auch kein Politiker, trage diese Verantwortung nicht. Mein Zugang ist immer eine menschliche Orientierung. Aber wir müssen nicht immer einer Meinung sein. Das will Andreas auch gar nicht.

 

"Heute": Was sind die drei lustigsten österreichischen Dialektwörter, die Sie kennen?

Eckes: Besonders süß finde ich "Zwutschgerl". Gelacht habe ich auch, als ich das erste Mal "Mistkübel" gehört habe. Und mein Mann sagt jedes Mal "Spital" statt "Krankenhaus". Da weiß in Deutschland niemand, was er meint.

 

"Heute": Können Sie Kaspressknödel machen?

Eckes: Nein, ich kann aber auch nicht türkisch kochen. Dafür kocht mein Mann Julian sehr gut.

 

"Heute": Zum Abschluss: Sie kommen aus Köln. Wer ist dort bekannter: Toni Polster oder Peter Stöger?

Eckes: (lacht): Schon Toni Polster.