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Nazi-Gefängnis wird zu Hotel

Cultybraggan ist eines der letzten existierenden Gefangenenlager Großbritanniens. Die Hütten werden bis heute benutzt.

Heute Redaktion
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Das Cultybraggan-Camp befindet sich in Comrie, einem schottischen Dorf mit ungefähr 2000 Einwohnern. Es ist eines der letzten Kriegsgefangenenlager aus dem Zweiten Weltkrieg.

14 Hektaren mit 90 Hütten

Cultybraggan erstreckt sich über fast 14 Hektaren und beheimatet 90 Wellblech-Hütten, die als Nissen-Hütten bekannt sind. Sie wurden nach ihrem Erbauer, dem kanadischen Ingenieur Peter Norman Nissen, benannt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Hunderte dieser Hütten in verschiedenen Lagern in Großbritannien gebaut.

Das Camp Cultybraggan wurde 1941 erbaut und sollte besonders fanatische Nazis festhalten. Die Kriegsgefangenen in Großbritannien wurden nach politischen Ansichten sortiert: Unpolitische Gefangene waren in weißen Lagern, zweifelhafte Fälle in grauen und die fanatischen Nazis in schwarzen Lagern. Cultybraggan war ein sogenanntes Black Camp.

Zweites Gefängnis für Ausbrecher

Entsprechend dieser Sortierung befanden sich in Cultybraggan besonders viele wichtige Köpfe der Nazis. Besonders bekannt war eine Gruppe aus dem Nachbarcamp Devizes: Sie planten einen Ausbruch, wollten Waffen stehlen, weitere Gefangene befreien und dann nach London marschieren.

Dummerweise haben die Gefangenen in diesen Plan auch Wolfgang Rosterg eingeweiht, ein Deutscher, der die Engländer über diese Pläne informierte. Es sickerte aber schnell durch, wer die Pläne verraten hatte, und nach nur einer Woche wurde Rosterg von Mitgefangenen gehängt.

Vergleichsweise gemütlich

Trotz des Zweckes und der Insassen war Cultybraggan ein sehr freies Gefängnis. Es gab einen Chor und ein Orchester, in dem sich die Gefangenen musikalisch ausdrücken konnten. Außerdem gaben ihnen die Briten die Möglichkeit, Englisch zu lernen oder an diversen anderen Aktivitäten teilzunehmen.

Ein Angehöriger der Waffen-SS, Heinrich Steinmeyer, hinterließ nach seinem Tod sogar rund eine halbe Million Franken für Cultybraggan – um sich für die Freundlichkeit zu bedanken, die ihm als Kriegsgefangener dort entgegengebracht wurde. Seine Asche wurde übrigens ebenfalls in den Hügeln nahe Cultybraggan verstreut.

Vom Gefangenenlager zum Hotel

Nach dem Krieg wurde Cultybraggan in ein Trainingsgelände für die Armee umgewandelt, die Häuser blieben aber bestehen. In den Siebzigern wurde ein Teil der Wellblechhütten abgerissen, um Platz für einen Schießplatz zu schaffen. 2007 sammelte ein lokaler Verein Spenden und kaufte das Grundstück schließlich.

In den folgenden Jahren wurden die Hütten an einheimische Geschäfte vermietet und teilweise als Kriegsmuseum genutzt. 2016 wurden erste Pläne veröffentlicht, Cultybraggan in ein 4-Stern-Hotel umzuwandeln. (Red)