Kaum ein Musiker spaltet das deutschsprachige Publikum so sehr wie Andreas Gabalier (40). Mit seiner Mischung aus Volksmusik und Rock füllt er Stadien, doch seine Kritiker werfen ihm immer wieder rechtspopulistische Töne vor. Der neue ARD-Podcast "Gabalier – Hinter der Lederhose" geht der Frage auf den Grund: Ist er ein gefeierter Entertainer, oder doch ein politischer Provokateur?
Im Zentrum des Formats steht ein dreistündiges Interview, das in der finalen Folge in Auszügen zu hören ist. Darin konfrontiert Host Carrie Kremer, selbst einst Fan des Volks-Rock'n'Rollers, den Sänger mit vielen Vorwürfen, die ihn seit Jahren begleiten. Unter anderem thematisiert sie das Cover seines Albums "Volks-Rock'n'Roller" von 2011, das zu Spekulationen über ein mögliches Nazi-Symbol geführt hatte.
Gabalier weist das im Interview zurück, betont aber auch, sich nicht mehr rechtfertigen zu wollen: "Es ist bösartig, man will gar keine Aufklärung. Man will dieses Bild haben."
Viele andere Debatten rund um seine Texte und öffentlichen Auftritte, etwa seine Aussagen zur klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, sieht der Schlagersänger als überzogen. "Das ist Musik, Unterhaltung. (...) Wir tun hoffentlich niemandem weh damit, aber anscheinend schon", sagt er. Kremer entgegnet daraufhin: "Ich habe das Gefühl, dass du Frauen eher als Püppchen darstellst, und damit fühle ich mich nicht wohl." Woraufhin Gabalier nur ihr pinkes "Kleidchen" anspricht.
Andererseits scheiterte der 40-Jährige mit seinem Versuch "Liebeleben" gesellschaftlich offener zu sein. Laut Gabaliers eigener Aussage: "Größter Flop meiner Laufbahn." Gabalier beschreibt im Podcast deshalb eine deutliche Veränderung in seiner Haltung. "Man bedient seine Bubble und muss nicht jedem gefallen, und das versuch' ich seitdem auch nicht mehr."
Auf die Frage nach angeblichen Kontakten zur FPÖ will der Sänger das Interview beinahe abbrechen: "Ja, dann lassen wir das lieber." Gabalier erklärt dann aber doch knapp: "Das sind uraltnachbarschaftliche Freundschaften. Ende." Auf eine kurze Diskussion mit Carrie Kerber, ob dieses Thema wirklich in den Podcast muss, erklärt der "Volks-Rock'n'Roller": "Es wäre ein unnötiges Feuer, das man da entfacht." Er fügt hinzu: "Ich hab' mich da weder stark gemacht, noch bin ich irgendwo dabei, noch hab' ich damit irgendwas am Hut."
Auch seine viel diskutierte Amadeus-Rede von 2015, bei der er meinte: "Man hat's nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht", kommt im Gespräch auf. Die Aussage wurde damals als Affront gegen Conchita Wurst gewertet. Heute erklärt Gabalier lakonisch: "Wir haben damals ein Bier zu viel gehabt." Gleichzeitig betont er: "Es wäre schön, wenn Leistung auch ein bisschen zählen würde."
Homophobie weist er zurück: "Ich habe drei schwule Pärchen in meinem Bekanntenkreis, mit denen ich das ganze Jahr einen sehr, sehr lieben Draht habe."
Der Podcast ist ab sofort in der ARD-Audiothek und auf diversen Audio-Streamingdiensten verfügbar.