Der frühere südafrikanische Präsident, Freiheitsheld und Anti-Apartheids-Kämpfer Nelson Mandela ist am Donnerstagabend im Alter von 95 Jahren gestorben. Dies teilte der Präsident des Landes, Jacob Zuma, in einem TV-Auftritt laut mehreren Agenturen mit.
um den Volkshelden.
Der frühere südafrikanische Präsident sei um 20.50 Uhr Ortszeit (19.50 Uhr MEZ) nach einer Lungenerkrankung friedlich in seinem Haus in Johannesburg eingeschlafen. Zuma kündigte ein Staatsbegräbnis an und ließ alle Flaggen im Land auf Halbmast setzen. "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren", so Präsident Zuma am Donnerstag in der Nacht in einer TV-Ansprache. "Mandela brachte uns zusammen und zusammen nehmen wir Abschied von ihm", sagte Zuma.
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Mandela, die Friedensikone
Sein Name steht für Frieden und Versöhnung. Einst war er , der berühmteste politische Gefangene der Welt und schließlich der erste schwarze Präsident Südafrikas. Was er vollbrachte, wird oft als das südafrikanische Wunder gepriesen. Denn mit seinem unermüdlichen Einsatz für Versöhnung hat er das Land vor einem Bürgerkrieg bewahrt.
"Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft vertreten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben", sagte Mandela schon 1964, als er im sogenannten Rivonia-Prozess wegen Sabotage und Aufruhr vor Gericht stand. "Es ist ein Ideal, für das ich leben will und das ich zu erreichen hoffe. Doch wenn es sein muss, bin ich auch bereit, dafür zu sterben."
27 lange Jahre hinter Gittern
Über 27 Jahre saß Mandela für seine Überzeugungen im Gefängnis, die meiste Zeit davon auf der berüchtigten Zuchthausinsel Robben Island vor Kapstadt. Als sich die politischen Verhältnisse unter Präsident Frederik Willem de Klerk änderten, geschah das für Viele Unfassbare: Am 11. Februar 1990 verließ Mandela als freier Mann das Gefängnis.
Die meisten schwarzen Südafrikaner sahen damals in ihm eine Art Messias - obwohl oder gerade weil es verboten war, während seiner Haft Fotos von ihm zu veröffentlichen oder ihn zu zitieren. Schon in der ersten öffentlichen Ansprache nach seiner Freilassung wandte sich Mandela aber gegen eine Überhöhung seiner Person. Er sei "ein gewöhnlicher Mensch, der unter außergewöhnlichen Umständen zu einem politischen Führer geworden ist", sagte der damals 71-Jährige der Menschenmenge auf dem Rathausplatz in Kapstadt.
Mandela ging in den Untergrund
Als Sohn eines Xhosa-Häuptlings wurde Nelson Rolihlahla Mandela am 18. Juli 1918 in der Transkei (heutige Provinz Ostkap) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der für Nichtweiße bestimmten Universität Fort Hare, wurde aber 1940 als Anführer eines Studentenstreiks ausgeschlossen. Mandela ging nach Johannesburg und machte nach einem Fernstudium 1942 seinen Hochschulabschluss.
Zusammen mit seinem Weggefährten Oliver Tambo gründete er die Jugendliga des African National Congress (ANC), der 1912 gegründet wurde, und eröffnete Südafrikas erste Kanzlei schwarzer Anwälte. Nach dem Verbot des ANC gründete Mandela 1961 den militanten Flügel "Umkhonto we Sizwe" (Speer der Nation) und ging in den Untergrund. Ein Jahr später wurde er verhaftet und 1964 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt.
Mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet
Mit seiner Freilassung begann Mandelas politische Karriere. Als Präsident des ANC nahm er an Mehrparteiengesprächen über die Zukunft Südafrikas teil, erhielt zusammen mit De Klerk 1993 den Friedensnobelpreis und stand als erster Schwarzer ein Jahr später an der Spitze des Staates.
Rachegefühle schien Mandela nie zu hegen, er wirkte nach mehr als einem Vierteljahrhundert in Haft nicht einmal verbittert. Er gab den Südafrikanern - Schwarzen wie Weißen - ihren Stolz zurück und führte sein Land aus der internationalen Isolation heraus. "Die Unterdrückten und die Unterdrücker gleichermaßen zu befreien", so beschrieb er das alles überragende Ziel seiner Präsidentschaft.
"Erbe ist eines der großartigsten"
Als er im Juni 1999 das Zepter an Thabo Mbeki abgab, sprach man im In- und Ausland mit Bedauern vom Ende der Ära Mandela. "Ihr Erbe ist eines der großartigsten des 20. Jahrhunderts", schrieb der damalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan an den scheidenden Präsidenten. Der Wandel Südafrikas vom Apartheidregime hin zu einem demokratischen Staat sei nicht allein sein Verdienst, hat Mandela immer wieder betont. Nach seiner Zeit als Präsident arbeitete Mandela als Anwalt für Menschenrechtsorganisationen.
In der Öffentlichkeit trat Mandela immer seltener in Erscheinung, zum letzten Mal bei der Schlussfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Seitdem wurde Mandela bereits mehrmals wegen gesundheitlichen Problemen in Krankenhäuser eingeliefert, zuletzt im Sommer 2013 wegen einer Lungenentzündung.
Bitte umblättern: Wichtige Daten im Leben des Anti-Apartheid-Helden
Der frühere südafrikanische Präsident, Freiheitsheld und Anti-Apartheids-Kämpfer Nelson Mandela ist am Donnerstagabend im Alter von 95 Jahren gestorben. Südafrika und die Welt trauern um den Volkshelden.
18. Juli 1918: Rolihlahla Mandela wird im Dorf Mvezo in der Transkei im Südosten Südafrikas geboren. Er ist Mitglied des Königshauses des Thembu-Stammes, der zum Volk der Xhosa gehört. Den Vornamen Nelson erhält er erst von einem Lehrer.
1939: Mandela schreibt sich an der Universität von Fort Hare ein, der damals einzigen Einrichtung für höhere Bildung in Südafrika, an der Schwarze zugelassen werden.
1941: Mandela wird exmatrikuliert, nachdem er als gewählter Studentenvertreter seine Solidarität mit einem Boykott Studierender gezeigt hat, die auf schlechte Bedingungen aufmerksam machen wollten. Ein Jahr später absolviert er im Fernstudium sein Jura-Examen.
1943: Eintritt in den Afrikanischen Nationalkongress (ANC) unter Führung von Walter Sisulu. Im Jahr darauf heiratet Mandela dessen Cousine Evelyn Mase, mit der er zwei Söhne und eine Tochter bekommt. Wenige Jahre später gründet er mit seinem Freund Oliver Tambo die Jugendorganisation des ANC.
1952: Mandela wird zum Anführer einer gewaltlosen Widerstandskampagne ernannt, die sich gegen die Gesetze zur Rassentrennung wendet. Im selben Jahr wird er bei einer Demonstration erstmals verhaftet und zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Wenig später eröffnet er mit Tambo die erste schwarze Anwaltskanzlei Südafrikas.
1956: Verhaftung wegen Hochverrats, der Prozess zieht sich über drei Jahre hin.
1957: Mandela ist noch auf Bewährung frei und steht kurz vor seiner Scheidung. Er lernt Nomzamo Winnifred "Winnie" Madikizela kennen, die er 1958 heiratet und mit der er zwei Töchter haben wird.
1961: Im Prozess um Hochverrat wird Mandela freigesprochen. Im Dezember wird er Kommandant des neu gegründeten bewaffneten Arms des ANC, Umkhonto we Sizwe ("Speer der Nation").
1962: Mandela wird verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis wegen Anstiftung zum Streik und Verlassen des Landes ohne Genehmigung verurteilt. Ein Jahr später wird er gemeinsam mit ANC-Aktivisten der Sabotage bezichtigt.
1964: Im sogenannten Rivonia-Prozess entgehen Mandela und seine Mitangeklagten am 12. Juni der Todesstrafe, werden aber zu lebenslanger Haft verurteilt und auf die vor Kapstadt gelegene Strafgefangenen-Insel Robben Island verbannt.
1982: Vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Mobilisierung für seine Freilassung wird Mandela ins Pollsmoor-Gefängnis bei Kapstadt verlegt.
1988: Mandela wird ins Gefängnis Victor Verster verlegt, wo eine Welle von Besuchern der Opposition, aber auch der Regierung, den Boden für Verhandlungen bereiten.
1990: Am 11. Februar erklärt Präsident Frederik de Klerk die bedingungslose Freilassung Mandelas und legalisiert den ANC. Im März wird Mandela ANC-Vizepräsident, ein Jahr später ANC-Präsident. In dieser Funktion führt er die Verhandlungen zum friedlichen Übergang.
1992: Scheidung von Winnie Madikizela.
1993: Gemeinsam mit De Klerk erhält Mandela den Friedensnobelpreis.
1994: Bei den ersten demokratischen Wahlen in Südafrika am 27. April fährt der ANC einen Sieg ein. Am 10. Mai wird Mandela Präsident der Republik Südafrika.
1997: Mandela übergibt das Amt des ANC-Präsidenten an Thabo Mbeki.
1998: Mandela heiratet Graça Machel, die Witwe des ehemaligen Präsidenten von Mosambik, Samora Machel.
1999: Bei den zweiten demokratischen Wahlen des Landes gewinnt erneut der ANC, Mandela gibt das Präsidentenamt an Thabo Mbeki ab.
2005: Mandela gibt den Tod seines 54-jährigen Sohnes Makgatho an Aids bekannt und spricht von "einer normalen Krankheit", über die "offen" gesprochen werden müsse.
2009: Bei einer Wahlveranstaltung des ANC gibt Mandela seine letzte politische Rede und erinnert an die Verpflichtung zum Kampf gegen Armut.
2010: Bei der Fußballweltmeisterschaft tritt Mandela letztmalig öffentlich auf.
2012: Im Dezember mehrwöchige Behandlung Mandelas wegen Lungenentzündung und Gallensteinen in Pretoria.
2013: Wiederholte Einweisung des 94-Jährigen ins Krankenhaus, zuletzt im Juni wegen einer erneuten Lungenentzündung.
2013: Nach seiner Entlassung aus der Klinik wird Mandela weiter in seinem Haus in Johannesburg intensivmedizinisch betreut.
5. Dezember 2013: Mandela stirbt im Alter von 95 Jahren.
APA
