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Neonazi will geheime Infos über Strache haben

Heute Redaktion
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Gottfried Küssel bei seinem Wiederbetätigungsprozess im Jahr 2012.
Gottfried Küssel bei seinem Wiederbetätigungsprozess im Jahr 2012.
Bild: picturedesk.com

Erst kürzlich aus der Haft entlassen, sorgt Gottfried Küssel wieder für Aufregung. Er will über belastende Informationen über Vizekanzler Strache verfügen.

Küssel, Holocaustleugner und Schlüsselfigur der Neonazi-Szene, wurde wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt. Nach einer Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten wurde er kürzlich aus der Haft entlassen. Nun gab der 60-Jährige ein Interview, das für Aufsehen sorgt – in der als neonazistisch eingestuften deutschen Zeitschrift ""N.S. Heute".

Heinz-Christian Strache (FPÖ), der in seiner Jugend in Kontakt mit Küssel kam, habe "zwar nie unsere Blutgruppe gehabt", aber "im stillen Kämmerlein hat er den großen Nationalsozialisten gespielt", so Küssel über Straches Tätigkeiten in den 80ern. Zitiert werden die Stellen vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW).

"Vielleicht brauchen wir das noch einmal"

Brisant ist auch, was weiter folgt. So sagt Küssel, und deutet damit eine mögliche künftige Erpressung des heutigen Vizekanzlers an: "Da gab es einige lustige Auftritte, über die will ich jetzt aber nicht reden, vielleicht brauchen wir das noch einmal." Mit der Aussage sollen Informationen über Strache gemeint sein, die bisher noch nicht bekannt waren.

Küssel war 2013 als Betreiber des neonazistischen Webportals "Alpen-Donau.info" wegen Wiederbetätigung schuldig gesprochen worden. Das Wiener Straflandesgericht verurteilte ihn zunächst zu neun Jahren Haft. Der Oberste Gerichtshof (OGH) bestätigte den Schuldspruch ein Jahr später, legte das Strafmaß aber auf sieben Jahren und neun Monate fest. Küssel hatte zuletzt bereits Freigang und arbeitet laut "ORF" im Vertriebsbereich einer Getränkefirma. Sein Anwalt geht davon aus, dass er dieser Tätigkeit nun auch nach der Entlassung weiter nachgehen werde.

Die Reaktionen

SOS Mitmensch zeigt sich "tief besorgt" über die Andeutungen Küssels. Strache müsse Küssel "umgehend auf Widerruf klagen oder sein Amt zurücklegen", so SOS Mitmensch. "Bei einem Vizekanzler darf es nicht einmal den geringsten Anschein geben, dass er von Neonazis erpresst werden könnte", so Sprecher Alexander Pollak. "Entweder er muss auf Rufschädigung klagen, wenn diese Behauptungen unwahr sind, oder er muss zurücktreten", stimmt auch Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreich, die bei der kommenden EU-Wahl auf Platz 6 der SPÖ-Liste kandidiert, zu.

"Herr Vizekanzler, legen Sie offen, was Küssel gegen Sie in der Hand hat", fordert Peter Pilz vom Parlamentsklub Jetzt. Außerdem solle die FPÖ-Historikerkommission den Fall sofort untersuchen. "Alarmiert" reagiert Neos-Sprecherin für Inneres, Stephanie Krisper, auf die Aussagen. "Wie kann es sein, dass einer der berüchtigtsten Neonazis der Republik Druck auf den Vizekanzler der Republik ausüben kann", fragt Krisper. Die Bürger hätten es sich verdient, "sich nicht mehr wundern zu müssen, was alles geht unter einer Regierungsbeteiligung der FPÖ". (rfi)