Die Nationalratswahl ist geschlagen. Nun stehen die Parteien vor langen Verhandlungen rund um die Regierungsbildung. Dabei war es in Österreich bislang eigentlich eine gelebte Praxis, dass der Auftrag dazu an die stimmenstärkste Partei geht.
Dieses Jahr dürfte diese Usance aber nicht sicher sein. Denn Bundespräsident Alexander Van der Bellen will zuerst mit allen Parteichefs ein Gespräch führen, ehe er sich entscheidet.
Den Anfang machte FPÖ-Chef Herbert Kickl am Freitag und am Montag folgten Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und SPÖ-Chef Andreas Babler. Am Dienstag schließen Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Werner Kogler (Grüne).
Für die NEOS-Chefin eigentlich genug Zeit, um sich das Prozedere und den Ablauf der Begrüßung zu verinnerlichen. Dennoch passierte Meinl-Reisinger ein Fehler: Sie ging zu weit.
Denn als sie das berühmte Maria-Theresien-Zimmer betrat, in dem sich auch die Tapeten-Tür befindet, blieb sie nicht wie die anderen Parteichefs in der Mitte des Raumes stehen, sondern ging direkt auf das Büro von Alexander Van der Bellen zu.
Als Van der Bellen dann aus der Tapeten-Tür hervortrat, blieben ihm nur wenige Schritte zu Meinl-Reisinger – anders als bei den Terminen bisher. Der Bundespräsident zeigte deshalb mit dem Finger zum Tisch in der Mitte, wo auch die anderen Begrüßungen stattfanden.
Meinl-Reisinger verstand das wortlose Zeichen und ging einige Schritte zurück, wo es dann zur offiziellen Begrüßung und einem Handshake kam, ehe sie hinter der Tapeten-Tür verschwanden.
Die vorangegangenen Termine hatten alle eines gemeinsam. Die Parteichefs waren gegenüber den Medien vor Ort wortkarg – zu wirklichen Statements kam es nicht. Dem schloss sich auch Beate Meinl-Reisinger an. "Meine Stimmung ist ausgezeichnet", antwortete sie auf Nachfrage. Nun gehe es laut der NEOS-Chefin darum, "dass wir uns alle in der Verantwortung sehen, für das Wohl des Landes zu sorgen".