Politik

Neue Debatte über Frauenquote für Spitzenjobs

Heute Redaktion
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Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März ist wieder eine Diskussion über die männlich dominierten Führungsetagen ausgebrochen - losgetreten von ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin. Sie hat sich für eine Frauenquote in Toppositionen ausgesprochen.

Karmasin schwebt ein flexibles System vor, das auf den Frauenanteil in der jeweiligen Branche abstellt. Konkrete Zahlen nennt sie nicht, die Flexi-Quote sollen die Sozialpartner aushandeln.

Wer sich nicht an die Quote hält, wird sanft sanktioniert. Nach fünf Jahren sollen Strafzahlungen fällig werden. Die Geldbußen sollen nach Vorstellung der Ministerin nicht an den Staat, sondern in "Maßnahmen zur Frauen- und Familienförderung" fließen.

Heinisch-Hosek für "echte" Quote

SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek fordert "echte" Quoten für die Privatwirtschaft. Flexible Regelungen, wie sie etwa in Deutschland diskutiert wurden oder ein auf Branchen abgestimmtes flexibles System, wie von Karmasin präferiert, würden nicht zum Ziel führen, glaubt sie. "Quoten wirken. Sie sind nicht elegant, aber effektiv." Heinisch-Hosek will jetzt mit Karmasin diskutieren: "Sie hat mich an ihrer Seite."

Das Frauenministerium koordiniert derzeit ein von der EU kofinanziertes "Progress"-Projekt. Dabei sollen Faktoren herausgearbeitet werden, die Frauen in Führungspositionen bringen oder hemmen. Auf Basis der Ergebnisse sollen Programme zur Förderung von Frauen im Management erstellt werden und Unternehmensstrukturen geschaffen werden, die Geschlechtergerechtigkeit fördern.

Ein Projektschwerpunkt ist die Ausarbeitung eines Unternehmensplanspiels, das die Beschickung von Aufsichtsräten simuliert. Das fertige Planspiel soll von jenen durchgeführt werden, die Aufsichtsräte beschicken sowie in Lehrveranstaltungen an der WU zum Einsatz kommen. Zweiter Punkt sind Best Practice-Beispiele von Unternehmen, die Frauenförderung erfolgreich umsetzen. Abgeschlossen wird im Frühjahr 2015.

Faymann sieht "noch viel zu tun"

SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann hat am Freitag anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März erklärt, dieser habe auch mehr als 100 Jahre nach seiner Gründung nichts von seiner Bedeutung verloren. Auf dem Weg zur Gleichstellung hätten Österreich und Europa noch viel zu tun etwa bei der Einkommensschere oder der Kinderbetreuung.

Wirtschaftskammer gegen Quoten

Die Wirtschaftskammer wehrte sich gegen Quoten. Die Kämmerer sehen darin Zwangsmaßnahmen für die Wirtschaft und "ungerechtfertigte Eingriffe". Außerdem finden sie, dass Quoten völlig ins Leere gehen. Die Kammer fordert stattdessen bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Industriellenvereinigung sieht "falschen Weg"

Auch die Industriellenvereinigung hält Quoten für den "falschen Weg". Österreichische Unternehmen seien es gewohnt, sich selbst Ziele zu setzen. "Da brauche es nicht immer Verordnungen der Regierung, egal ob sie 'Pflichtquote' oder 'Flexi-Quote' heißen", so Generalsekretär Christoph Neumayer. Er spricht sich hingegen dafür aus, junge Frauen zu ermutigen, technik- bzw. naturwissenschaftlich orientierte Ausbildungswege zu wählen.

Arbeiterkammer für fixe Quoten

Die Arbeiterkammer hält Karmasins "Flexi-Quote" ebenfalls "nicht für das richtige Mittel". Nur fixe Quoten würden zu einer Verbesserung führen, das zeige sich in Skandinavien, so die AK.