Klimaschutz

Neue Studie enthüllt traurige Fakten über unseren Müll

Die Ergebnisse der österreichweiten Restmüllanalysen zeichnen ein dramatisches Bild der Lebensmittelverschwendung in unserem Land.

Roman Palman
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Ein "Mistkübler" der MA 48 bei der Arbeit in Wien
Ein "Mistkübler" der MA 48 bei der Arbeit in Wien
picturedesk.com/Kurier/Novy Gilbert

In allen Bundesländern Österreichs wurden im Herbst 2018 und Frühjahr 2019 Restmüllanalysen durchgeführt. Nun wurden die ersten Ergebnisse veröffentlicht – und diese zeichnen ein trauriges Bild. Herr und Frau Österreicher würden ein enormes Potential einfach verschwenden, klagt der heimische Kompost & Biogas Verband (KBVÖ).

Zwischen 27,5 bis 38,8 Prozent unseres Restmülls sind demnach sogenannte "biogene Abfälle". Anstatt über die Biotonne als wertvoller Kompost in unseren Böden zu gelangen, werden diese organischen Stoffe zusammen mit dem Restmüll "thermisch verwertet", sprich angezündet und verbrannt. 

200.000 ha Ackerfläche verschwendet

Und noch ein Umstand sollte uns zu denken geben: Rund die Hälfte des fälschlicherweise in der Restmülltonne entsorgten Bio-Abfalls zählt zu den "vermeidbaren Lebensmitteln". Alleine in Niederösterreich wurden so im untersuchten Zeitraum jährlich 29.615 Tonnen – das entspricht 17,7 Kilo pro Einwohner – an Lebensmitteln verschwendet. 

Der Kompost & Biogas Verband veranschaulicht das Ausmaß in ganz Österreich an einem Beispiel. Umgerechnet auf Ackerfläche würden wir jedes Jahr den Ertrag von rund 200.000 ha Weizen direkt in den Müll kippen.

200.000 ha Weizen würden durch unseren verschwenderischen Umgang direkt in die Mülltonne wandern, klagt der KBVÖ
200.000 ha Weizen würden durch unseren verschwenderischen Umgang direkt in die Mülltonne wandern, klagt der KBVÖ
picturedesk.com/APA/Harald Schneider

"Hier muss sich dringend etwas ändern"

KBVÖ-Obmann Hubert Seiringer kann bei solchen Zahlen nur den Kopf schütteln: "Anscheinend haben Lebensmittel keinen Wert mehr! Wie kann es sein, dass rund 15 Prozent der österreichischen Ackerfläche verwendet wird, um Lebensmittel mit hohem Engagement und Aufwand zu produzieren, die dann im Restmüll landen?"

Seiringer sieht die Politik gefordert: "Hier muss sich dringend etwas ändern". Es müsse nicht nur die Lebensmittelverschwendung deutlich reduziert werden, sondern auch die Trennung von biogenen Abfällen effizienter werden. Ein hehres Ziel: Immerhin könnte die Reduktion und Nutzbarmachung von organischen Abfällen Emissionen reduzieren, das Klima schützen, unsere Böden verbessern und auch noch zur Energieversorgung beitragen.

➤ Das sieht auch die Europäische Union so und hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 65 Prozent aller anfallenden Siedlungsabfälle – etwa ein Drittel davon wird dem Bioabfall zugeordnet – zu reyclen. Österreich hat zwar einen Startvorteil, da die ersten Rahmenbedingungen zur Trennung des Hausmülls schon 1992 eingeführt wurden, doch auch bei uns liegen die Ziele noch in weiter Ferne, kritisiert der Verein mit Sitz in Wien weiter. Einer der Gründe sei, dass die Trennmoral in den letzten Jahren wieder abgenommen habe. 

Das Bio-Kreislauf-Sackerl des KBVÖ
Das Bio-Kreislauf-Sackerl des KBVÖ
KBVÖ/Silke Pöstinger

Sackerl für die Umwelt

"Oft sind es die kleinen und einfachen Dinge die Großes bewirken können", erklärt Abfallexperte Seiringer. Der KBVÖ will deshalb der Negativentwicklung mit einem 100 % abbaubaren "Bio-Kreislauf-Sackerl" entgegenwirken. Damit könnten nicht nur Einkäufe nach Hause transportiert werden, auch darin gelagerte Lebensmittel würden länger frisch bleiben. Am Ende könne es mit Küchenabfallen gefüllt in die Biotonne wandern. "So wird aus dem Einwegprodukt 'Plastiksackerl' plötzlich ein Mehrwegprodukt mit vielen positiven Effekten für unsere Umwelt!"

Der Kompost & Biogas Verband Österreich ist ein gemeinnütziger Dachverband von fünf Länderorganisationen in Tirol, Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Niederösterreich. Diese repräsentieren nach eigenen Angaben österreichweit über 500 Anlagen aus dem Kompost- und Biogassektor.