Gesundheit

Neuer Biomarker bei Multipler Sklerose gefunden

Neurologen an der Med Uni Innsbruck haben jetzt einen neuen Biomarker zur Prognose von Multipler Sklerose gefunden. Was das für die Therapie bedeutet.

Sabine Primes
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Bei Multiple Sklerose entzünden sich Nervenstrukturen.
Bei Multiple Sklerose entzünden sich Nervenstrukturen.
Getty Images/iStockphoto

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Verlauf sehr unterschiedlich sein kann. Für die Wahl der individuell passenden Therapie ist vor allem die treffsichere Vorhersage des weiteren Krankheitsverlaufs essentiell. Neurologen an der Medizinischen Universität Innsbruck konnten nun einen neuen Biomarker identifizieren, mit dem eine maßgeschneiderte Behandlung von MS in greifbare Nähe rücken könnte.

Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung, die im jungen Erwachsenenalter zu bleibender Behinderung führt. Dabei kommt es zu entzündlichen Veränderungen im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Die Krankheit zeigt sich in Form von Lähmungen, Sensibilitätsdefizite, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen, Gehbehinderung sowie kognitiven Beeinträchtigungen.
Seit einigen Jahren stehen eine Reihe von Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die die Krankheitsaktivität (so genannte "Schübe") auch bei schweren Verläufen günstig beeinflussen können.

Der individuellen Therapie ein Schritt näher

"Der neue Biomarker birgt einen zusätzlichen Nutzen zu bereits etablierten Risikofaktoren und bringt uns einen Schritt näher zur individualisierten Behandlung von MS", erklärt Neuroimmunologe Harald Hegen. Wie lange Betroffene ab Beginn der Erkrankung ohne Einschränkungen bleiben bzw. wann der nächste Krankheitsschub auftritt, war bisher kaum verlässlich vorherzusehen. "Um den Nutzen gegen die Risiken der verschiedenen Immuntherapien im Einzelfall abzuwägen, ist aber die Erstellung einer individuellen Prognose notwendig", so Hegen, der seit über zehn Jahren zur Erkrankung forscht.

Protein κ-FLC Index als Marker für frühe MS-Prognose

Nun sei es zusammen mit Kollegen aus Wien und Graz gelungen, ein im Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) nachweisbares Protein, die sogenannte κ-freien Leichtketten, als unabhängigen Biomarker für die frühe Prognose der MS zu identifizieren. 

In die Innsbrucker Studie wurden 88 Patienten zum Zeitpunkt des ersten klinischen Ereignisses - etwa einer Rückenmarks- oder Sehnerv-Entzündung - eingeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren, zwei Drittel waren Frauen. Die Teilnehmer wurden über vier Jahre beobachtet.

Hoher Wert bedeutet erhöhtes Risiko eines schweren Verlaufs

Es zeigte sich, dass Patienten mit einem hohen κ-FLC Index (über 100) ein vierfach erhöhtes Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf hatten. Die Zeit bis zum zweiten Schub betrug dabei im Schnitt lediglich elf Monate, während bei Patienten mit einem niedrigen Index (100 oder weniger) durchschnittlich erst nach 36 Monaten ein zweiter Schub auftrat. "Der κ-FLC Index erwies sich hier als unabhängiger Marker, mit dem Patienten mit höherer Krankheitsaktivität früh identifiziert und mit der für sie geeigneten Therapie behandelt werden können", so Hegen.