Politik

Kaufmann, Sozialarbeiter – das ist neuer Pandemieminist

Noch vor einem Jahr war ein Wechsel nach Wien für Johannes Rauch kein Thema, nun wird er Österreichs Gesundheitsminister und Pandemie-Bekämpfer.

Tobias Kurakin
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Johannes Rauch zieht mit viel Politik-Erfahrung ins Gesundheitsressort.
Johannes Rauch zieht mit viel Politik-Erfahrung ins Gesundheitsressort.
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Jetzt ist es also fix, Johannes Rauch beerbt Wolfgang Mückstein und wird Österreichs achter Gesundheitsminister in den letzten fünf Jahren. Der Grüne aus Vorarlberg gilt als Politikprofi mit viel Erfahrung, auch Regierungsverantwortung ist für Rauch nichts Neues. 

Viel Erfahrung aus der Landespolitik

Im Alter von 38 Jahren übernahm Rauch im Jahr 1997 die Vorarlberger Grünen und gab das Zepter der Ökopartei im Westen Österreichs lange nicht aus der Hand. Bis 2021 sollte Rauch als Landessprecher der Vorarlberger Grünen fungieren. Sein Rückzug geschah ohne Groll, als Landesrat für Umwelt- und Klimaschutz sowie für Verkehr rückte Rauch einfach nur in die zweite Reihe. 

Diese verlässt er aber nun wieder, um erstmals auf Bundesebene aufzutreten. Regierungsarbeit ist dem ehemaligen Bankkaufmann nicht fremd. Schon in seinem Heimatbundesland gestaltete Rauch nach einem fulminanten Wahlerfolg die erste schwarz-grüne Koalition mit. 

Die Bundes-ÖVP kennt Rauch bestens, immer wieder hat er mit Kritik aufhorchen lassen, vor allem weil diese nicht mit seinem Koalitionspartner, der ÖVP von Markus Wallner, vergleichbar ist. "Ich mache einen Unterschied zwischen der ÖVP im Land und jener im Bund. Ganz allgemein ist die Landesliga etwas ganz anderes als die Bundesliga: Dort sind Intensität und Tempo einfach viel höher", sagte Rauch einst in einem Standard-Interview. 

Zum Zeitpunkt demokratiepolitisch turbulenter Tage versuchte Rauch klare Worte zu finden. Als der ehemalige Finanzminister Gernot Blümel etwa Akten seines Ressorts nicht an den U-Ausschuss lieferte, sah Rauch die Amtsfähigkeit in Frage gestellt. Öffentlich forderte Rauch jedoch nicht den Rücktritt des damaligen Finanzministers. 

Das türkis-grüne Regierungspapier hat Rauch dennoch maßgeblich mitverhandelt. Besonders die Umweltagenden seien ihm wichtig gewesen. Zuletzt machte der Landespolitiker auch damit auf sich aufmerksam, dass der Bund die Länder in Sachen Informationsfreiheitsgesetz übergehen sollte - eine Aussage, die nicht überall auf offene Ohren stieß.

Mit nun 63 Jahren zieht es Rauch, der Umwelt- und Transparenzpolitik stets in den Mittelpunkt seiner Agenda gestellt hat, also tatsächlich noch nach Wien. Vor nicht einmal einem Jahr hatte er einen derartigen Schritt noch eine Absage erteilt. Seine Darmkrebserkrankung aus dem Jahr 2005 hätte die Prioritäten verschoben. Noch im Juni 2021 meinte Rauch demnach mit Verweis auf den Rücktritt von Rudi Anschober: "Welchen Preis man mitunter gesundheitlich in der Bundespolitik bezahlen muss, wurde ja unlängst wieder deutlich". Nun hat sich das Blatt aber einmal mehr gewendet und die Pandemie ist um eine Überraschung reicher. 

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