Gegen alles und jeden

"Neuer Mensch" – Kickl-Vortrag macht nun alle sprachlos

Eine Buchpräsentation im Kreise der FPÖ wurde am Freitag zur Show für Verschwörungstheorien und Rundumschläge gegen so gut wie alles und jeden.

Newsdesk Heute
"Neuer Mensch" – Kickl-Vortrag macht nun alle sprachlos
FPÖ-Chef Herbert Kickl beim Pressegespräch, das eine kuriose Wendung nahm.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Eigentlich hätte am Freitag bei einem Pressegespräch das Buch "Die gestohlene Normalität - WHO-Diktatur stoppen und Gesundheitssystem retten" im Mittelpunkt stehen sollen – dies tat dann aber FPÖ-Chef Herbert Kickl mit Aussagen, die fassungslos machten. Der seit Wochen immer radikaler auftretende Freiheitliche holte zum Rundumschlag gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO), eine von ihm attestierte "Einheitspartei" aus allen Parteien exklusive der FPÖ und den Medien aus. Und die Theorien klangen absurd wie nie. So gehe es der WHO mit ihrem "Pandemievertrag" darum, einen "neuen Menschen umsetzen zu wollen", wird Kickl vom ORF zitiert.

Die WHO bringe zudem die Selbstbestimmung "auf individueller und staatlicher Ebene" in Gefahr und sei ein "Instrument zur Durchsetzung von Machtinteressen". Gegen den derzeit verhandelten Pandemievertrag wetterte Kickl ebenfalls. Dieser soll die 194 Mitgliedsstaaten der WHO besser auf mögliche künftige Pandemien vorbereiten und rechtlich nicht bindend sein. Auch die anderen Parteien erwähnte Kickl, sie würden die Interessen ominöser "großer Organisationen" verfolgen. Die Buch-Autoren Gerald Hauser (FPÖ-Abgeordneter) und Hannes Strasser (Urologe und Teilnehmer von Corona-Demonstrationen) stimmten schließlich in die kruden Theorien des Parteichefs ein.

Geimpfte seien "faktisch Versuchskaninchen"

Laut dem Bericht erklärte Strasser, Geimpfte seien "faktisch Versuchskaninchen", würden häufiger an Corona und Krebs erkranken – und Lockdowns hätten mehr Tote als das Virus produziert. Hauser wiederum ortete, dass "die nächste Pandemie bereits vorbereitet und diskutiert wird" und ein Überwachungsstaat "nach chinesischem Vorbild" drohe. Mit dem Inhalt des Buches deckt sich laut ORF die aktuelle Forschung und Wissenschaft nicht. So wurden in Österreich bisher nur überwiegend milde Impfreaktionen und zwei vermutete Todesfälle gemeldet. 340 Impfschäden-Anträge seien bisher hierzulande bis Ende des Vorjahres zuerkannt worden.

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Übrigens: Auch in Sachen Steuerzahler-finanzierter Presseaussendungen feuert die FPÖ seit Tagen aus vollen Rohren – Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde "persönliche Journalisten-Verfolgung" vorgeworfen, "Puls4" fehlende Objektivität und Unabhängigkeit unterstellt, der EU Unfähigkeit aufgrund der "Massenzuwanderung" attestiert, gegen eine "ORF-Hetzstunde" aufgrund eines Grünen-Auftritts gewettert, Maßnahmen gegen die als "Klimaterroristen" bezeichneten Klimaaktivisten gefordert, ein "Skandal sondergleichen" beim AMS berichtet oder gegen den ÖVP-EU-Spitzenkandidaten Reinhold Lopatka geschimpft (alles übrigens an nur einem einzigen Tag).

red
Akt.