Wien

Neuer Radweg lässt Wogen in der Leopoldstadt hochgehen

Des einen Leid ist des anderen Freud: Wiens erste Protected Bike Lane lässt in der Leopoldstadt die Wogen zwischen Anrainern und Radfahrern hochgehen.

Isabella Kubicek
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Am Tabor wird Wiens erste "Protected Bike Lane" errichtet.
Am Tabor wird Wiens erste "Protected Bike Lane" errichtet.
Helmut Graf

2,50 Meter breit, mit Randsteinen deutlich von der Fahrbahn getrennt: In der Leopoldstadt lässt die scheidende Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) zwischen Taborstraße und Nordbahnstraße (Leopoldstadt) Wiens erste "Protected Bike Lane" errichten ("Heute" berichtete), sie soll das Radfahren zwischen Augarten und Nordbahnhof sicherer machen. "Bravo", "Großartig", freuen sich Radfahrer auf Facebook.

80 Parkplätze fallen weg

Weniger groß ist die Freude bei manchen Anrainern. Durch die neue Radanlage fallen alle 80 Parkplätze entlang der Strecke weg. Kritik gibt es auch an der Kommunikation: Das Infoschreiben des Bezirks flatterte erst vergangenen Mittwoch in die Postkästen, zwei Tage nach Baustart. "Wir wurden im Vorfeld nicht einbezogen. Die Parkplatzsituation ist hier ohnehin schon angespannt, das wird jetzt noch schlimmer", befürchtet Anrainerin Bettina Golbang. Die Wienerin hat Montagnachmittag Anrainer zusammengetrommelt, um sich gegen das Grüne Projekt zu wehren. "Ich fahre auch gerne Rad, aber das ist zuviel. Ich habe einen pflegebedürftigen Vater in Niederösterreich und muss natürlich dorthin mit dem Auto fahren, um die Lebensmittel für die 24-Stunden-Pflegerin einzukaufen oder Arztbesuche zu erledigen".

SPÖ-Politiker will Stellplätze "retten"

Unterstützung erhielten die Anrainer gestern von Alexander Nikolai. Der SPÖ-Politiker wird am 1. Dezember als Bezirkschef angelobt. "Bis dahin kann ich nur das Gespräch mit den Magistratsabteilungen suchen. Ich würde gerne ein paar Parkplätze retten."

Radfahrer und Grüne Bezirkschefin ziehen an einem Strang

Am Rande des Treffens machten Radfahrer mit selbstgebastelten Schilder auf sich aufmerksam. Auch auf Facebook wird der neue Radweg verteidigt.

"Da der ursprüngliche Baubeginn Mitte Oktober auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, konnten wir die vorbereitete Anrainerinformation nicht aussenden. Vom Start der Arbeiten wurde ich dann so knapp informiert, dass die Info leider nicht mehr rechtzeitig bei den Anrainern ankam", verteidigt sich Lichtenegger und ergänzt: "Die neue Parkgarage in der Lessinggasse mit 360 Stellplätzen bietet viel mehr neue Parkplätze, als Am Tabor entfallen. Ein Garagenplatz dort kostet 78 Euro im Monat und wird von der Stadt Wien subventioniert. Bei der Lage in Innenstadtnähe ist das ein vergleichsweise fairer Preis. Jene, die es sich nicht leisten können, ihr Auto in die Garage zu stellen, werden dennoch davon profitieren. Denn wenn andere Autobesitzer aus dem Grätzl die Garage nutzen, werden an der Oberfläche viele Parkplätze frei". Zum Vergleich: Ein Parkpickerl für den 2. Bezirk kostet jährlich 120 Euro.

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