Eine bisher bei neuen medikamentösen Therapien noch nie so erzielte Verlängerung des Gesamtüberlebens von Frauen mit fortgeschrittenem HER2-positiven Mammakarzinom ist jetzt mit einem zusätzlichen Biotech-Medikament beobachtet worden. Es erhöht die Lebenserwartung von 40,8 auf 56,5 Monate, berichteten die Autoren einer neuen Studie beim Europäischen Krebskongress (ESMO) am Sonntag in Madrid.
Etwa 15 Prozent der Mammakarzinom-Patientinnen leiden an HER2-positivem Brustkrebs. Das bedeutet, dass an der Oberfläche der Krebszellen vermehrt Rezeptoren für den Wachstumsfaktor EGF (EGFR) gebildet werden. Das lässt den Tumor schneller wachsen. Vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung hat in den vergangenen zehn Jahren eine Chemotherapie in Kombination mit dem monoklonalen EGRF-Antikörper Trastuzumab eine wesentliche Verbesserung der Überlebenschancen gebracht. Trastuzumab ("Herceptin"/Roche) dockt an dem Rezeptor an und verhindert eines der Wachstumssignale, die über ihn an den Kern der bösartigen Zellen gesendet werden.
Längere Lebenszeit von fast 16 Monaten
Die Ergebnisse einer groß angelegten Wirksamkeitsstudie mit 808 Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-positiven Brustkrebs unter Verwendung einer Chemotherapie plus der zwei monoklonalen Antikörper (im Vergleich zu Chemotherapie plus Trastuzumab allein) zeigte jetzt große Erfolge, wie Sandra Swain vom Washington Hospital Center (USA) berichtete. Mit der Dreifach-Kombinationstherapie überlebten die Patientinnen mit unheilbarem Mammakarzinom und Metastasen um 15,7 Monate länger als in der Vergleichsgruppe. Die durchschnittliche Überlebenszeit stieg von 40,8 auf 56,5 Monate.
"Diese Verbesserung der durchschnittlichen Gesamtüberlebensdauer um fast 16 Monate, die wir in der Studie beobachtet haben, ist bisher für solche Untersuchungen bei metastasiertem Brustkrebs ohne Beispiel", erklärte die US-Wissenschafterin. Vor etwa 15 Jahren hatte die durchschnittlich verbleibende Lebenserwartung solcher Patientinnen noch nur um die 20 Monate betragen. "Das ist einer der größten Fortschritte, diese Erkrankung zu einem chronischen Leiden zu machen", fügte der spanische Experte Javier Cortes (Vall D'Hebron Institut für Onkologie/Barcelona) hinzu.