Politik

"Nichts anrichten": So reagiert KPÖ-Kahr auf Wolf-Frage

Die KPÖ ist nun stärkste Partei in Graz, die Spitzenkandidatin wird wohl Bürgermeisterin. Elke Kahr über ihren Erfolg und kommende Verhandlungen.
Rene Findenig
27.09.2021, 22:45

Bekennende Marxistin, mit 17 der KPÖ beigetreten – und wohl bald die neue Grazer Bürgermeisterin. KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr (59), die zwei Drittel ihres Einkommens an Bedürftige verteilt und das Gespräch mit den Menschen täglich persönlich zur unbürokratischen Hilfe sucht, löste mit ihrem Platz-1-Erfolg bei der Graz-Wahl am Sonntag ein Politbeben aus. Wie es nun weitergeht, erklärte Kahr am späten Montagabend in der ORF-"ZiB 2" bei Moderator Armin Wolf.

"Doch", sie könne sich sehr gut vorstellen, Grazer Bürgermeisterin zu werden, so Kahr. Die Partei habe versucht, auch Menschen wieder zur Wahl zu bringen, die sich von der Politik abgewandt hatten, so die Spitzenkandidatin. Und sie habe Hunderte Anrufe und Mails bekommen, in denen sich die Menschen sie als Bürgermeisterin wünschen würden. Da sie aber alle Grazerinnen und Grazer und nicht nur ihre Wähler vertreten wolle, werde sie ab Dienstag Gespräche mit "wirklich allen" Parteien führen.

„"ich mache die Probleme anderer zu meinen"“

Aus der Ruhe bringen ließ sich Kahr nicht, auch nicht von Fragen wie jener, wie viele sie gewählt hätten, weil sie Kommunistin sei und wie viele, obwohl sie es sei. "Ich bin immer konkret da für die Menschen", so Kahr, sie pflege einen Stil, "der hinhört" und sie "mache Probleme anderer zu meinen". Als Almosenpolitik wolle sie den Parteikurs nicht sehen: "Das ist natürlich Unsinn, aber das soll jeder so bewerten, wie er oder sie das für richtig hält."

Den Ausschlag für den Erfolg gebe, dass Menschen und Institutionen wissen würden, dass sie bei der KPÖ "rasch und unbürokratisch" Hilfe bekommen würden. Ein Politiker oder eine Politikerin solle für die Menschen da sein, diesen Kurs werde sie auch nicht verlassen, so Kahr. Und: "Natürlich würde ich alles darüber hinaus als Bürgermeisterin selbstverständlich weiterhin für Menschen in Notlagen zur Verfügung stellen" sagt sie dazu, dass sie weiter einen Teil des Gehalts spenden werde.

„"Weil Sie als Kommunistin in Graz nichts anrichten können?"“

Sei sie damit so etwas wie die politische Caritas? "Wenn Sie uns mit der Caritas vergleichen, dann sehe ich es als Ehre an", so Kahr. Wohnungsneubau, Mietzinsobergrenzen und Sozialpass seien aber Dinge, die "nicht vom Himmel gefallen" seien, sondern hart erarbeitet wurden.

Provokanter Abschluss von Moderator Wolf: Die KPÖ fordere etwa Enteignung von Banken und den EU-Austritt – sei sie gewählt worden, weil sie "als Kommunistin in Graz nichts anrichten" könne? natürlich müssten die Großen in die Pflicht genommen werden, so Kahr, aber "wir tragen das nicht als Monstranze vor uns her". In Graz sollen alle Menschen Lebensqualität haben – und man wolle jenen helfen, die dies nicht aus eigener Kraft schaffen würden.

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