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Nie so viele Kinder am Strand vermisst wie 2019

Heute Redaktion
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Jeden Sommer kommt es an Stränden und in Bädern vor, dass ein Kind verschwindet. Doch laut Schwimmbadbetreibern und Behörden europaweit war es noch nie so schlimm wie 2019.
Jeden Sommer kommt es an Stränden und in Bädern vor, dass ein Kind verschwindet. Doch laut Schwimmbadbetreibern und Behörden europaweit war es noch nie so schlimm wie 2019.
Bild: keine Quellenangabe

Eltern sind am Handy, der Nachwuchs geht am Strand verloren. Das passiert immer wieder - doch in diesem Sommer an einigen europäischen Stränden so oft wie nie zuvor.

Sie planschten gerade noch am Beckenrand, bauten eine Sandburg am Strand oder erkundeten die Unterwasserwelt mit dem Schnorchel – und dann waren sie plötzlich weg. Jeden Sommer kommt es an Stränden und in Bädern vor, dass ein Kind verschwindet. Doch laut Schwimmbadbetreibern und Behörden europaweit war es noch nie so schlimm wie in diesem Jahr.

Rekordjahr in Marseille



Die Behörden in Frankreich sind besorgt: Seit Beginn der diesjährigen Badesaison wurden allein an den Stränden von Marseille 360 Kinder vermisst. "Wenn das so weitergeht, dann haben wir am Ende der Saison zwischen 600 und 700 vermisste Kinder", sagt Kommandant Frédéric Vidal zu "Le Parisien". Das ist doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren.

Der Polizist macht in erster Linie die Eltern für diese "ernste, unerträgliche und völlig abnormale Situation" verantwortlich. Sie würden nicht verstehen, "dass der Strand ein gefährlicher Ort ist", weil Kinder schon in 5 Zentimeter Wassertiefe ertrinken könnten. Weil die Anzahl der vermissten Kindern seit drei Jahren rasant gestiegen sei, wollen die Behörden nun Sanktionen wegen Verletzung der Aufsichtspflicht einleiten. "Wir müssen die Eltern erziehen, damit sie sich der Gefahr bewusst sind", fordert Kommandant Vidal.

Kinder in deutschen Schwimmbädern wiederbelebt



Beim nördlichen Nachbar ist das nicht anders: Der Hamburger Schwimmbad-Betreiber Bäderland meldet, dass alleine in den letzten Wochen drei Kinder vom Schwimmbadpersonal aus dem Wasser gezogen und wiederbelebt werden mussten. Schuld daran waren Eltern, die ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt haben. "Das hat in den letzten Jahren stark zugenommen", sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel zum "Stern".

Italien sucht Kinder via Lautsprecher



An den Stränden von Rimini funktioniert seit Jahrzehnten das Lautsprechersystem "Publiphono". Zwar sind die Zahlen der Vermisstmeldungen für 2019 (noch) nicht bekannt - aber die Bilanz von 2018 war nicht besonders positiv: In der letztjährigen Badesaison wurden 1044 vermisste Kinder gemeldet. Allein an einem Tag im Juli 2018 sei es zu 28 Vermisstmeldungen gekommen, schreibt "Alta Rimini".

Für Jamil Sadegholvaad, verantwortlich für "Publiphono", hätten die Zahlen von verschollenen Kindern an den Stränden "einen ungewöhnlichen Höhepunkt erreicht". Auch Rettungsschwimmer würden seit Jahren über die mangelnde Aufmerksamkeit bei Müttern und Vätern klagen. (kle)

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