Szene

Nina Proll hat eine Affäre mit ihrem eigenen Mann

Das Ehepaar Proll und Bloéb liest am Samstag "Reigen" von Arthur Schnitzler im Akzent und peppt damit auch seine eigene Ehe auf.

Nina Proll und Gregor Bloéb
Nina Proll und Gregor Bloéb
(c) Starpix / picturedesk.com

Wie geht es dir?

Danke der Nachfrage. Es geht mir gut. Ich freue mich auf unseren ersten Auftritt, mein Mann und ich haben ja schon lange nichts mehr zusammen gemacht. Der Abend ist in der Coronazeit entstanden. Wir haben etwas gesucht, das wir gemeinsam und relativ unaufwendig veranstalten können. Nach einer längeren Pause von Live Performances, freuen wir uns jetzt besonders, dass wir den Abend in Wien präsentieren können.

Ist eine Lesung etwas Gemütliches oder etwas, gerade weil es gemütlich ist, auf das man sich noch mehr reinsteigern muss?

Ein Solo-Abend, wie etwa „Kann denn Liebe Sünde sein“, bei dem man nichts ablesen kann, sondern alles selbst im Kopf haben muss, ist natürlich schon wesentlich anstrengender und vorbereitungsintensiver. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht vorbereiten muss.

Wie kann man sich das vorstellen, wenn ihr beide für eine Lesung probt?

Mittlerweile beide mit Lesebrille! (lacht) Wir machen es uns vor dem Kamin gemütlich und bringen uns mit der Musik, die wir auch auf der Bühne hören, in Stimmung. Wir werden ja von zwei Musikern begleitet – Juliana Haider am Saxofon und Siggi Haider an der Ziehharmonika.

Warum der Reigen?

Der Reigen ist ein Stück, das mich schon sehr lange begleitet. Ich habe es auch in "Anna Fucking Molnar" verarbeitet. Er ist ein wunderbares Sittenbild seiner Zeit und er zeigt auf sehr humorvolle Art das Spiel zwischen Mann und Frau. Also wie Mann und Frau miteinander kommunizieren mussten, damit es zu einem Liebesabenteuer kommt und keiner das Gesicht verlor. Beide waren gezwungen, gewisse Lügen und scheinbare Vorwände vorzubringen, um zu verschleiern, was sie eigentlich wollten.

"Man konnte damals nicht einfach zugeben, dass man Sex haben wollte"

Sogenannte "weiße Lügen", bei denen beide wissen, dass es Lügen sind, aber so tun, als wäre es wahr. Beispielsweise das klassische: "Möchtest du noch mit raufkommen auf einen Kaffee?" Beide wissen, dass es nicht darum geht, einen Kaffee zu trinken, aber sie tun so, denn sonst gäbe es keine Affäre. Man konnte damals nicht einfach zugeben, dass man Sex haben wollte, weil man sonst sein Gesicht oder seinen Ruf verloren hätte. Das hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Jetzt sind wir allerdings wieder an einem Punkt angelangt, an dem Sex sehr tabuisiert wird und es immer mehr Regeln gibt, die eingehalten werden müssen, damit überhaupt toleriert wird, dass etwas zwischen Mann und Frau stattfindet.

Du bist jemand, der mit diktierten Regeln nicht so viel am Hut haben möchte.

Ich bin absolut dafür, dass es Spielregeln zwischen Menschen gibt. Das Zusammenleben einer Gesellschaft muss nach gewissen Regeln und Gesetzen stattfinden, denn sonst herrscht Mord und Totschlag. Aber die Regeln müssen sinnvoll und nachvollziehbar sein. Auch ein Spiel hat Regeln. Ich kann nicht Schach spielen, ohne die Regeln zu kennen. Ich muss mich an die Regeln halten, weil sonst das Spiel nicht funktioniert. Was das Spiel zwischen Mann und Frau betrifft, möchte ich allerdings selbst entscheiden, ob ich es spiele oder nicht.

"Es kann durchaus prickelnd sein, wenn man mit dem eigenen Mann auf der Bühne eine Affäre darstellen muss"

Wie ist es, auf der Bühne eine Affäre mit dem eigenen Mann zu haben?

Ich finde, das kann durchaus spannend sein. Im besten Fall verwandeln wir uns auf der Bühne und sehen Seiten von uns selbst, die wir vorher vielleicht nicht gekannt haben. Oder stellen etwas dar, wovon wir selbst nicht gewusst haben, dass es in uns schlummert. Insofern kann das durchaus auch prickelnd sein, wenn man mit dem eigenen Mann auf der Bühne eine Affäre darstellen muss.

Ich kenne den Reigen, aber so wie ich euch richtig verstehen möchte, ist der Humor bei der Lesung vordergründiger als er für viele sonst ist, oder?

Das weiß ich noch nicht. Wir versuchen natürlich, alle Nuancen herauszuarbeiten. Ich hoffe, dass es viele unterhaltsam finden, aber bei allem Humor hat es natürlich auch eine Tragik. Sätze wie "Es ist so schön, wenn ihr dumm seid" oder "Was geht mich deine Seele an?"  können nur von jemandem wie Schnitzler formuliert werden, der das ganze Spektrum der menschlichen Balz nicht nur kannte, sondern auch liebte. An der Oberfläche ist es oft ein leichtes Geplänkel und darunter liegt eine gewisse Bedrohlichkeit und Tragik. Auch die Machtverhältnisse sind interessant. Obwohl das Stubenmädchen dem Soldaten oder die Schauspielerin dem Dichter rein faktisch und auch körperlich unterlegen ist, so haben sie doch beide emotional die Oberhand. Denn in der Liebe ist immer der unterlegen, der mehr will und der, der den anderen nicht so braucht, hat Oberwasser.

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    Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
    Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
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