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"Nioh 2: Dunkelheit in der Hauptstadt": Faust drauf

Zartbesaitete Gute-Laune-Gamer können gleich weiterklicken, denn auch an der zweiten Erweiterung von "Nioh 2" beißt man sich gehörig die Zähne aus.

Rene Findenig
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     Zwar kommt "Nioh 2" nur zwei Jahre nach dem ersten Teil für Playstation 4 auf den Markt, es ist aber nicht nur eine konsequente Fortsetzung, sondern auch ein Spiel mit ganz neuen Elementen.
    Zwar kommt "Nioh 2" nur zwei Jahre nach dem ersten Teil für Playstation 4 auf den Markt, es ist aber nicht nur eine konsequente Fortsetzung, sondern auch ein Spiel mit ganz neuen Elementen.
    Sony PlayStation

    Entwickler Team Ninja und der Publisher Sony Interactive Entertainment sowie Koei Tecmo schreiben ihre Erfolgsgeschichte im PlayStation-4-exklusiven "Nioh 2" weiter. Nach dem gelobten Hauptspiel und der ersten Erweiterung "Der Schüler des Tengu" bekam "Nioh 2" nun die zweite der drei geplanten Erweiterungen spendiert. Auf den ersten Blick bietet "Dunkelheit in der Hauptstadt" dabei genau das, was man schon aus den "Nioh"- und "Nioh 2"-Erweiterungen kennt.

    Ist die Erweiterung installiert, öffnet sich auf der Missionkarte ein ganz neuer Abschnitt, der wieder über zehn Haupt- und Nebenmissionen verfügt sowie diverse kleinere Abwandlungen davon spielbar macht. Auch inhaltlich bleibt man der DLC-Politik treu: Die Handlung der Erweiterung zeigt sich als kurze, in sich abgeschlossene Geschichte. Geschichtlich geht es dabei noch weiter zurück. Während "Der Schüler des Tengu" am Ende der Heian-Zeit spielte, reist man nun in die Mitte dieses Zeitalters.

    Wieder beinhart und komplex

    Schuld daran ist wieder die Pfeife namens Sohayamaru, die man bereits im ersten DLC entdeckt hatte, und die nun aufleuchtet, als wir einen Schrein mit einer alten Kiste darin in Kyoto untersuchen. Ehe wir uns versehen, befinden wir uns auch schon im antiken und von Yokais heimgesuchten Kyoto vergangener Jahre. Die Handlung ist ab da wieder etwas für Kenner des Hauptspiels und der ersten Erweiterung – wer die Videosequenzen bisher übersprungen hat, kann kaum folgen.

    Doch auch wenn der zweite DLC wieder "Soulslike" beinhart über die Bühne geht, selbst nach einer Spielpause seit einigen Monaten geht die doch extrem komplexe Steuerung schon nach wenigen Minuten wieder ins Blut über. Abwarten, beobachten, ausweichen und zuschlagen – wer nicht voll konzentriert ist, stirbt auch hier wieder Tausende Tode, auch wenn der DLC nicht ganz so schwierig wie der Rest zu sein scheint. Auffällig ist allerdings, dass der DLC die bekannten Mechaniken der Erweiterungen mit doch einigen Neuerungen mischt. 

    Bekanntes, aber auch Neues

    Auch der zweite DLC macht vieles wieder wie sein Vorgänger: "Dunkelheit in der Hauptstadt" bringt neben der neuen Karte und den dazugehörigen Missionen auch wieder eine neue New-Game+-Schwierigkeitsstufe ("Dream of the Wise"), mit "Fäuste" und Klauenfäuste" eine neue Waffe in zwei Ausführungen, höherstufige Ausrüstungen, neue Schutzgeister und neue Feinde. Wer nur den DLC bezwingen will, braucht dazu rund zehn Stunden, wer das gesamte Spiel im neuen Schwierigkeitsgrad in Angriff nimmt, darf 35 bis 40 Stunden einplanen.

    Vorneweg: "Dunkelheit in der Haupstadt" macht nicht alles perfekt. Neu sind zwar auch die Umgebungen, sie zeigen sich aber vorwiegend im meist sehr düsteren Tempel- und Höhlen-Design, an dem man sich schon satt gesehen hat. Hier wäre mehr frischer Wind nötig gewesen. Diesen bekommt man aber mit den neuen Waffen, die überraschend auf Nahkampf ausgelegt sind, wo bisher noch Nachholbedarf geherrscht hatte. Die "Fäuste" zeigen sich dabei als Instrument für Profis, denn sie teilen zwar mächtig Schaden aus und sorgen für flinke Bewegungen, halten aber Gegner nicht auf Distanz und damit jederzeit bereit für den tödlichen Gegenangriff.

    Mehr Begleiter und Bosse

    Ähnlich wie in "Der Schüler des Tengu" überzeugt vor allem das Boss-Design in "Dunkelheit in der Hauptstadt". Die Highlights sind ein Wesen als wilder Mix aus Dämon und Spinne, das sich blitzschnell in alle Richtungen bewegen kann, und ein echter Donnergott, der Blitze ebenso wie Schläge austeilt. Endlich hat sich aber auch bei den Standard-Feinden mehr getan. Neben den bereits bekannten Yokai trifft man nun etwa auf einen irrwitzigen Dämonen, der wie ein Ochsen-Anhänger im wilden Westen aussieht und bösartig zubeißen kann.

    Picture

    Neben neuen erlernbaren Skills können Spieler jetzt zudem gezielter auf Beute-Jagd gehen. Legen sie einen "Stein der Buße" an, werden die Feinde zwar noch stärker und verfügen über manchmal absurd lange Lebensbalken, dafür lassen sie aber auch umso wertvollere Items fallen. Es ist interessant, wie es Team Ninja mit den DLCs schafft, sowohl Hardcore-Gamer als auch jene, die das Spiel einfach schaffen und alles erleben wollen, zu bedienen. Wie lange diese Strategie noch gut geht, ist allerdings fraglich.

    Bitte kein Recycling-Material!

    Sagen wir es ganz klar: Mit den genannten Inhalten ist "Dunkelheit in der Haupstadt" eine grandiose Erweiterung, die einige Neuerungen einführt, ohne die Essenz des Titels zu verwässern. Und ja, auch über Auftritte bereits bekannter Freunde und Feinde freut man sich als Spieler, egal ob als Videosequenz oder als Spielfigur. Doch langsam läuft man dadurch auch Gefahr, auf Recycling statt auf Innovationen zu setzen. Der neueste DLC zeigt dies am deutlichsten, denn hier wurden gleich mehrere Bosse und Feinde des ersten Teils wie Nue, der gigantische Frosch und der weiße Tiger, wiederverwertet. 

    "Dunkelheit in der Hauptstadt" bekommt dahingehend aber durch die neuen Feinde und sonstigen Innovationen noch einmal die Kurve und ist ein absoluter Genuss für "Nioh"-Fans. Endlich wird auch mit dem bisher größten Erweiterungsmanko, dem Ausbleiben neuer und aufregender Standard-Feinde, aufgeräumt. "Dunkelheit in der Hauptstadt" schafft letztlich noch etwas anderes sehr gut: Durch den hohen, aber nicht ganz mit dem Hauptspiel und dem ersten DLC vergleichbaren Schwierigkeitsgrad traut man sich nun vermehrt, die eigene Spielfigur komplett neu auszurüsten oder sogar den ganzen Build über den Haufen zu werfen, um mit den Spielstilen, Waffen und Fähigkeiten zu experimentieren. Quasi ein kleiner Neuanfang.