Politik

Nirgends wird Islam so sehr abgelehnt wie bei uns

Die Bertelsmann-Stiftung hat die Integration von Muslimen in fünf Ländern miteinander verglichen. Die Ergebnisse für Österreich.

Heute Redaktion
Teilen

In Österreich leben rund 700.000 Menschen, die dem muslimischen Glauben folgen. Die deutsche Bertelsmann-Stiftung hat in einer Studie die Situation dieser Menschen mit denen der Muslime in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Großbritannien verglichen.

Prinzipiell läuft die Integration in Westeuropa gut, doch es gibt Verbesserungsbedarf. 10.000 Muslime und Nicht-Muslime wurden für die Studie befragt.

Islam abgelehnt

Obwohl sich der Vorwurf der "Parallelgesellschaften" in der Studie nicht bestätigt (97 Prozent der Muslime haben Kontakt zu Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit), misst die Studie in Österreich eine besonders große Abneigung gegen den muslimischen Glauben.

Nirgends ist die Ablehnung des Islam so stark ausgeprägt, wie in Österreich. 28 Prozent, fast ein Drittel, der Befragten wollen lieber nicht neben Muslimen wohnen.

Zum Vergleich: In Deutschland sagen das nur 19 Prozent, in Frankreich sogar nur 14 Prozent.

Übrigens: Auch neben Menschen mit anderer Hautfarbe wollen die Österreicher am wenigsten gerne wohnen. 10 Prozent lehnen das ab. In den anderen untersuchten Ländern liegt dieser Wert durchwegs unter 5 Prozent.

Liebe zu Österreich

Die Abneigung der Österreicher gegen Muslime wirkt sich offenbar auch umgekehrt aus. Die emotionale Verbundenheit zum Aufnahmeland ist zwar trotzdem sehr hoch, aber im Ländervergleich am schlechtesten. "Nur" 88 Prozent der Muslime fühlen sich emotional mit Österreich verbunden, in Deutschland sind es immerhin 96 Prozent.

Die weiteren Ergebnisse der Studie



Deutsch als Kind

Nur 21 Prozent der Eingewanderten sprechen bereits im Kindesalter Deutsch. Das ist ein niedriger Wert, in Frankreich ist der Anteil an Französischsprechenden weitaus höher. In der Nachfolgegeneration steigt der Anteil in Österreich bereits rasant auf 70 Prozent.

Schule

Vier von zehn Einwandererkindern verlassen die Schule vor dem 17. Geburtstag. Damit liegt Österreich im Mittelfeld. In Frankreich ist das Schulsystem ein anderes, hier werde später selektiert, was der Integration zuträglicher ist, heißt es in der Studie.

Arbeitsmarkt

In Sachen Arbeitsmarkt steht Österreich im Vergleich zu den anderen Ländern gut da. Es herrschen gute Bedingungen für die Integration von Zuwanderern. Theoretisch. Denn die hohe Arbeitslosigkeit macht diese Vorteil fast bedeutungslos. Muslime sind in Österreich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Nicht-Muslime.

Die Annahme, dass muslimische Frauen seltener arbeiten gehen als nichtmuslimische, hat sich laut der Studie bestätigt. In Österreich haben 43 Prozent der Frauen einen Vollzeit-Job. Unter Musliminnen sind es 34 Prozent.

Fromme Muslime

Ebenfalls auffallend: Strenge Religionsausübung wirkt offenbar benachteiligend. Auch bei guter Bildung haben solche Menschen ein geringeres Einkommen und sind öfter arbeitslos. Als "hochreligiös" galt man laut Studie wenn man regelmäßig fünfmal pro Tag betet und das Freitagsgebet besucht.

In Österreich bezeichnen sich immerhin 42 Prozent der Muslime als "hochreligiös". (red)