Gesundheit

Noch gefährlicher: Alle Antworten zur Virus-Mutation

Die neue Variante des Sars-CoV-2-Erregers aus Großbritannien ist bis zu 70 Prozent ansteckender und hat bereits Europa erreicht.

Christine Scharfetter
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Eine neue Coronavirus-Mutation versetzt Europa derzeit in Angst und Schrecken.
Eine neue Coronavirus-Mutation versetzt Europa derzeit in Angst und Schrecken.
Getty Images/iStockphoto

Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus, die für einen starken Anstieg der Infektionszahlen im Süden Englands verantwortlich gemacht wird, sind die Behörden in Alarmbereitschaft. Die "außer Kontrolle" geratene Corona-Mutation namens VUI2020/12/01 sei deutlich ansteckender, warnt der britische Gesundheitsminister Matt Hancock. Der Grund dafür ist eine Veränderung des sogenannten Spike-Proteins, das dem Virus ermöglicht, sich leichter zu verbreiten.

Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu der neuen Virus-Variante für euch zusammengefasst:

Was unterscheidet die Corona-Mutation vom bisherigen Erreger?

VUI2020/12/01 unterscheidet sich insbesondere durch eine Mutation mit dem Namen N501Y am sogenannten Spike-Protein von Sars-CoV-2. Mit dieser stachelartigen Struktur an seiner Oberfläche heftet sich das Virus an menschliche Zellen, um dann in sie einzudringen.

Sind Virus-Mutationen ungewöhnlich?

Nein. Bisher konnten Wissenschaftler bereits rund 300.000 Mutationen nachweisen. Weltweit hat sich die Virusvariante D614G durchgesetzt – ebenfalls eine Mutation, die den ursprünglichen Virus-Typ aus Wuhan zurückgedrängt hat. Im Vergleich zum Grippe-Virus entwickelt sich Sars-CoV-2 mit rund zwei neuen Mutationen pro Monat in seinem rund 30.000 genetische Buchstaben großen Genom relativ langsam.

Wo tritt die neue Corona-Variante bislang auf?

Nach Angaben des Virologen Julian Tang von der britischen Universität Leicester trat die Virus-Variante mit der N501Y-Mutation sporadisch schon im April in Brasilien auf, im Juni und Juli in Australien und im Juli in den USA. Derzeit verursacht sie in Südengland und in der britischen Hauptstadt London einen massiven Anstieg der Corona-Infektionen. Seit ihrem ersten Auftreten Mitte September in London oder der südöstlichen Grafschaft Kent habe sich diese Variante mittlerweile zur "dominanten" Form von Sars-Cov-2 entwickelt, erläuterte der oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, Patrick Vallance. Er führte den "sehr hohen Anstieg" der Krankenhaus-Einlieferungen von Covid-19-Patienten im Dezember auf diese Entwicklung zurück. Außerdem gab es laut WHO neun Fälle in Dänemark sowie jeweils einen Fall in den Niederlanden und in Australien. Erstmals tauchte die neue Variante nun auch in Italien auf.

Wurde die neue Variante auch schon in Österreich nachgewiesen?

Laut Gesundheitsministerium bisher nicht.

Wie gefährlich ist die neue Virus-Variante?

Nach Angaben von Englands oberstem Amtsarzt Chris Whitty breitet sich die neue Virus-Variante deutlich schneller aus als frühere Formen des Covid-19-Erregers. Indiz dafür sind ein sehr starker Anstieg der Infektionen und Krankenhausaufenthalte in London und Südostengland im Vergleich zu anderen Landesteilen, wie der Mediziner Paul Hunter von der Universität East-Anglia auf "Science Media Centre" erläuterte. Der Immunologe Peter Openshaw vom Londoner Imperial College sagte der Wissenschaftswebsite, die neue Variante scheine eine 40 bis 70 Prozent höhere Übertragbarkeit zu haben. Allerdings gibt es laut Whitty bislang keinen Hinweis darauf, dass die neue Virus-Variante ein höheres Sterberisiko für die Infizierten bedeute.

Wirken die Impfstoffe gegen die neue Virus-Mutation?

Laut Whitty weise derzeit nichts darauf hin, dass die neue Variante die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen oder -Therapien beeinträchtige. Richard Neher, Bioinformatiker vom Biozentrum der Universität Basel, erklärte im Interview mit dem "Spiegel", dass Impfstoffe eine Immunreaktion gegen mehrere Virus-Merkmale erzeugen. Veränderungen einzelner Merkmale würden deshalb nicht dazu führen, dass das Immunsystem den Erreger nicht mehr erkenne. Die Untersuchungen zur Bestätigung dieser Einschätzungen laufen derzeit allerdings noch.

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