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Nordkoreas Diktator Kim Jong-il tot

Heute Redaktion
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Nordkoreas Staatschef Kim Jong-il ist tot. Er sei am Samstag gestorben, berichtete das staatliche Fernsehen am Montag. Als Grund wurde körperliche und geistige Überarbeitung angegeben.

Der nordkoreanische Machthaber, der seit längerem als gesundheitlich angeschlagen galt, hatte 1994 die Macht in dem abgeschotteten Staat von seinem Vater Kim Il-sung übernommen.

Der 69-Jährige soll am Samstag früh um 08.30 Uhr Ortszeit (00.30 Uhr MEZ) während einer Zugfahrt einen schweren Herzinfarkt erlitten haben.

Sohn als Nachfolger

Kim hatte 2008 einen Schlaganfall erlitten, sich aber davon offenbar weitgehend wieder erholt. Das international abgeschottete Land bereitete dennoch in jüngerer Vergangenheit die Übergabe der Macht an Kims Sohn, Kim Jong-un, vor. Dieser soll nun die Nachfolge seines Vaters antreten.

Sorgen bereitet dem Westen seit Jahren das Atomprogramm des Landes. Als Reaktion auf die Meldung über den Tod Kims versetzte Südkorea der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft. An der Börse in Seoul weitete der Aktienindex seine Verluste aus. Das japanische Kabinett sollte zu einer Krisensitzung zusammentreten. Staatspräsident Lee Myung-bak habe alle Termine abgesagt.

Trauer bis 29. Dezember

Die Staatsspitze ordnete eine Trauerphase bis zum 29. Dezember an. Die Beisetzung soll am 28. Dezember in Pjöngjang stattfinden. In Nordkorea dürfte es zu riesigen Trauerbekundungen kommen. Die staatliche Propaganda bezeichnete Kim Jong-il, der die Macht 1994 von seinem Vater Kim Il-sung übernahm, stets als "geliebten Führer" und machte ihn zu einem Halbgott.

Während der Amtszeit von Kim Jong-il rutschte das Land in eine schwere Armut. International beunruhigte es die Weltgemeinschaft mit der Entwicklung von Atomwaffen. Raketen waren auf den Süden der koreanischen Halbinsel und auf Japan gerichtet. 2006 und 2009 testete das Land Atomwaffen. Das Weiße Haus in Washington erklärte, es verfolge die Berichte aus Nordkorea aufmerksam.

Internationale Reaktionen

Die US-Regierung sei weiter entschlossen, sich für die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen. In Japan berief die Regierung eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitskabinetts ein. Nord- und Südkorea befinden sich formal noch immer im Kriegszustand.

Gerüchte über Atom-Technologie

Der Korea-Krieg wurde 1953 mit einem Waffenstillstand beendet. Immer wieder kommt es im Grenzgebiet zwischen beiden Staaten zu militärischen Zwischenfällen. Der Verdacht, dass Nordkorea heimlich eine Atombombe baut, heizte die Spannungen in den vergangenen Jahren zusätzlich an. Pjöngjang stieg im April 2009 aus den Sechs-Nationen-Gesprächen über sein Atomprogramm aus, an denen die USA, Japan, Russland, China und Südkorea beteiligt sind.

Während Pjöngjang weiter in sein Atomprogramm investiert, leidet die Bevölkerung Nordkoreas immer wieder unter Lebensmittelmangel. Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen sind ein Drittel der nordkoreanischen Kinder von Mangelernährung betroffen.