Niederösterreich

Notfallbetrieb im Badener Spital ist kein Notbetrieb

Heute traten Ärzte und Pflegedirektoren in Wr. Neustadt vor die Presse: Die Versorgung im Spital sei gesichert. Aber: es fehlen 1.200 Mitarbeiter.

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Experten bei der Spitals-Pressekonferenz in Wr. Neustadt
Experten bei der Spitals-Pressekonferenz in Wr. Neustadt
Sascha Trimmel

Im Landeskrankenhaus Wiener Neustadt waren zuletzt wegen massiver Personalprobleme Behandlungen verschoben worden - mehr dazu hier. Als dann vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass das Landesklinikum Baden-Mödling nur noch im Notfallbetrieb laufe, war Feuer am Dach - mehr dazu hier.

Am Montag traten dann Geschäftsführer, Ärzte und Pflegedirektoren vor die Presse: "Die Lage ist angespannt, das wissen wir. Wie in allen andern Bundesländern auch, müssen auch wir aufgrund der aktuell angespannten Personalsituation in einigen unserer Kliniken planbare, nicht zeitkritische Operationen und Behandlungen verschieben. Diese Maßnahmen – die wir in den letzten zwei Jahren Pandemie wiederholt treffen mussten – gewährleisten unsere Ressourcen und stellen die Akut- und Notfallversorgung sicher“, sagte Ludwig Gold, Geschäftsführer der Gesundheit Thermenregion GmbH und somit verantwortlich für die Landeskliniken Wr. Neustadt, Baden-Mödling, Neunkirchen und Hochegg. „Noch vor etwa einem Jahr haben wir Elektivbehandlungen verschoben, um unsere Intensivstationen zu schützen, nun tun wir das, um unser Personal, das seit zwei Jahren unglaublichen Einsatz bringt, zu unterstützen!“

Dienstanweisung sorgte für Aufregung

Besonders das Bekanntwerden einer Dienstanweisung des LK Baden-Mödling, in der von sofortigem Umstieg auf Notfallbetrieb die Rede war, hat hohe Wellen geschlagen. „Leider wurde hier die Diktion eines Krankenhauses verwendet, die für das Gesundheitspersonal klar ist, im Außen leider falsch ausgelegt wurde“, erklärt der Ärztliche Direktor des Spitals Baden, Johann Pidlich. „Sprechen wir von Notfallbetrieb, dann meinen wir genau das soeben Erklärte: gewährleisten der Akut-Versorgung, also Behandlung akuter und lebensbedrohlicher Indikationen vor allen Planleistungen!“

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    Ludwig Gold bei der Spitals-Pressekonferenz in Wr. Neustadt
    Ludwig Gold bei der Spitals-Pressekonferenz in Wr. Neustadt
    Sascha Trimmel

    Die Personalsituation ist, wie in einem Großteil der Unternehmen in unserem Land, nach wie vor angespannt. Aktuell (Stand 21.03.2022) fehlen in den Kliniken der Thermenregion rund 1.200 Mitarbeiter in den Kliniken. Rund 230 davon sind Covid-abgesondert, der Rest betrifft andere Abwesenheiten wie Pflegeurlaub oder Krankenstand (nicht Covid bedingt). „Besonders kämpfen wir damit, dass die Aufhebung aller Maßnahmen mit den Absonderungsregeln nicht mehr zusammenpassen“, ärgert sich der Ärztliche Direktor des Landeskrankenhauses Wr. Neustadt, Ojan Assadian. „Fährt man diese Linie der Öffnungen, muss zeitgleich das Epidemiegesetz geändert und SARS-CoV-2 künftig nicht mehr als absonderungspflichtige Krankheit behandelt werden“, fordert Assadian.

    Personalsituation eng

    Dass die Personalsituation im Gesundheitswesen ein bereits lang schwelendes Thema ist, das durch Corona noch zugespitzt wurde, ist den Entscheidern in den Kliniken absolut bewusst. „Es gibt Ideen und Konzepte, um unser Personal vor Ort zu entlasten. Beispielsweise das Pooling-Team als Teil des systematischen Ausfallsmanagements“, erklärt die Wr. Neustädter Pflegedirektorin Christa Grosz. „Dies ist ein Konzept, das sogar während der Krise als Pilot umgesetzt wurde. So konnten Dienste, die ausgefallen sind, vom Pooling-Team besetzt werden“, so Grosz.

    Die Pflegedirektorin der Häuser Baden-Mödling, Petra Augustin, gab abschließend zu bedenken, dass Corona nicht ausschließlich Negatives für das Gesundheitswesen gebracht hat. „Es musste viel „jongliert“ werden in der Krise. Ärztinnen und Ärzte, aber auch Pflegekräfte wurden in fremden Fachbereichen eingesetzt, mussten andere Abläufe kennenlernen und leben. Dies hat aber dazu geführt, dass das Verständnis untereinander gewachsen ist, Abläufe anderer Abteilungen und Stationen besser verstanden wurden. Kurz gesagt: wir haben einen großen Schritt weiter in die gelebte Interdisziplinarität gemacht", freut sich Augustin.