Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichte am Montag seine mittelfristige Prognose für die Jahre 2022 bis 2026. Die renommierten Experten rechnen damit, dass das Wachstum kommendes Jahr größer ausfällt als nach der Weltwirtschaftskrise bis 2009. In den nächsten vier Jahren soll das BIP demnach um 2,6 Prozent pro Jahr steigen – 0,2 Prozent stärker als im Euro-Vergleich.
Die Rezession aufgrund der Corona-Pandemie nahm bereits im Frühjahr ihr Ende, eine weitere Erholung der internationalen Wirtschaft hält seitdem an. Heimische Maßnahmen wie Steuerreform und Investitionsprämie sollen dann ihr Übriges tun. Dazu kommt das Lockdown-bedingte "Zwangssparen" der Österreicher.
Der private Konsum soll deswegen 2022 um ganze 6,4 Prozent anwachsen. Es wird geschätzt, dass der dem Lockdown zugrundeliegende "Corona-Sparpolster" knappe 25 Mrd. Euro beträgt. Ein Großteil davon wird jedoch der Vermögensbildung zugeführt und nicht unmittelbar verpulvert.
"Durch die Steuerentlastung bleibt allen Menschen in Österreich wieder mehr zum Leben!" Das stimmt zwar auf dem Papier, doch ein Großteil der Entlastung fällt auf die einkommensstärksten Haushalte zurück. Dem WIFO zufolge beträgt das Gesamtvolumen der Entlastung durch die ökosoziale Steuerreform 2022 2,8 Mrd. Euro, bis 2026 insgesamt sieben Mrd. Euro.
"Im Vollausbau entfallen 15 Prozent der Entlastung auf das unterste, 36 Prozent auf das mittlere und 49 Prozent auf das oberste Haushaltseinkommensdrittel." Der größte Teil der Entlastung fällt also auf die, die ohnehin ein sehr großes Einkommen haben. Wer wenig verdient, wird auch wenig entlastet.
Jedes Jahr geht der Anteil an erwerbsfähiger Bevölkerung weiter zurück, durchschnittlich um 0,2 Prozent. Trotzdem dürfte das Arbeitskräfteangebot bis 2026 um 1,2 Prozent wachsen. Grund dafür ist die weitere Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, insbesondere durch die schrittweise Anhebung des Frauenpensionsalters ab 2024.
Betrug die Arbeitslosenquote 2020 noch rund zehn Prozent, soll sie 2026 wieder auf 6,1 Prozent gesunken sein. Ein Grund dafür ist auch der Anteil an ausländischen Arbeitskräften an der Gesamtbeschäftigung, die 2026 schon 26,6 Prozent betragen wird.