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FPÖ bestellt rechten Maler zum oö. Kulturbeirat

Heute Redaktion
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Der Maler Odin Wiesinger am 27. Juni 2016 in seinem Atelier in Andorf, Oberösterreich. Wiesinger soll Mitglied des oö. Landeskulturbeirates werden. Die FPÖ hat ihn nominiert.
Der Maler Odin Wiesinger am 27. Juni 2016 in seinem Atelier in Andorf, Oberösterreich. Wiesinger soll Mitglied des oö. Landeskulturbeirates werden. Die FPÖ hat ihn nominiert.
Bild: picturedesk.com

Norbert Hofers Lieblingsmaler, der in der Vergangenheit Werke für die umstrittene rechte Zeitung "Aula" lieferte, zieht in Oberösterreich in den Landeskulturbeirat ein. Das sorgt für Wirbel.

Die FPÖ hat den Künstler Odin Wiesinger als Mitglied für den oberösterreichischen Landeskulturbeirat nominiert. Die Liste aller Kandidaten wurde am Montag zum Beschluss vorgelegt.

Für Wiesinger, der seit dem Präsidentschaftswahlkampf als "Lieblingsmaler" des nunmehrigen Verkehrsministers Norbert Hofer bekannt ist, hat die Koalition aus ÖVP und FPÖ gestimmt. Dagegen votierten Rudi Anschober (Grüne) und Birgit Gerstorfer (SPÖ).

Noch bevor die Kandidatenliste offiziell zum Beschluss vorgelegt wurde, hatte Gerstorfer einen Antrag gestellt, um die Nominierung Wiesingers zurückzustellen. Sie wollte verhindern, dass mit dem Innviertler Künstler eine Person, die "in rechtsextremen Medien publiziert und immer wieder Nähe zu NS-Ideologien anklingen lässt", eine offizielle Funktion des Landes übernimmt.

Die neue, vierjährige Funktionsperiode für den Kulturbeirat, der die Landesregierung beraten soll, beginnt am 8. Juni. Insgesamt werden neun der 25 Personen von den Parteien nominiert – vier ÖVP, drei FPÖ, eine SPÖ, eine Grüne. Darüber hinaus können sich Kulturschaffende bewerben oder Künstler vorschlagen.

Rechtsextreme Verbindungen

Dem Maler, der seinen Künstlernamen "Odin" (Anm.: er heißt eigentlich Martin mit Vornamen) von seiner Burschenschaft beibehalten haben soll, werden Kontakte zum, als vom DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) rechtsextrem eingestuften, Magazin "Info-Direkt" und zur ehemaligen rechtsextremen Zeitschrift "Aula" nachgesagt.

Weiters war er Aussteller beim Kongress der "Verteidiger Europas" – ein von der Plattform Europäisches Forum Linz gegründeter und als rechts eingestufter Kongress. Eine Werkreihe des Malers soll laut "Profil" den Namen "Endsieg" tragen.

Die aktuelle Kulturszene bezeichnete Wiesinger einst als "Diktatur des Hässlichen, Minderwertigen, Würde- und Maßlosen" (Anm.: Kommentar von 1998 in der rechten Zeitung "Junge Freiheit").

SPÖ und Grüne sprechen von Provokation

Dass der umstrittene Künstler dennoch für den Kulturbeirat bestellt wurde, sehen Grüne und SPÖ als Provokation. "Die FPÖ lotet aus, wie weit sie gehen kann und die ÖVP spielt mit. Sie lässt die FPÖ gewähren, setzt ihr nichts entgegen", schimpft der stellvertretende Landessprecher und Grünen-Kultursprecher Severin Mayr in einer Aussendung. Er fordert bei der Nominierung des Landeskulturbeirates, wieder zurück an den Start zu gehen.

Künstlerische Freiheit

Der freiheitliche Generalsekretär Christian Hafenecker weist die Kritik der Oppositionsparteien zurück und verweist auf künstlerische Freiheit, die im politischen Diskurs nichts verloren habe. "Kunst bleibt Kunst und diese hat kein Mensch einzuengen oder zu verbieten – ob Gabalier oder Wiesinger", so der Nationalratsabgeordnete in einer Reaktion am Dienstag. Einwände über Gefallen oder Missfallen von Kunst seien "demokratiepolitisch äußerst bedenklich".

Die FPÖ hat somit keine Bedenken bezüglich Wiesingers Einzug in den oö. Landeskulturrat und die Volkspartei bzw. das Büro von Landeshauptmann Thomas Stelzer verwies laut "Presse" darauf, dass die Statuten des Landeskulturbeirats "ein eigenständiges Nominierungsrecht für alle im Landtag vertretenen Parteien" vorsieht.

"Das ist mein Recht"

Wiesinger selbst äußerte sich angesichts der hitzigen Debatte um seine Nominierung am Dienstag mit einem Kommentar auf Facebook zu Wort. "Denjenigen, die mir eine Nähe zum Nationalsozialismus unterstellen, sage ich folgendes: Nichts liegt mir ferner als eine Nähe zur Sozialistischen Ideologie jedweder Prägung! Warum ich so empfinde, das beweist ihr gerade mit eurer medialen Hetzjagd auf mich! Ihr solltet euch schämen", schreibt der Künstler.

Von den Freiheitlichen erwartet er sich Unterstützung: "Von meinen Freunden in der FPÖ und diversen Funktionären erwarte ich, dass sie für mich das Wort ergreifen, so wie sie es für Andreas Gabalier getan haben!".

Für den Beitrag erntet Wiesinger von seinen Fans Beifall. "Danke für ehrlichen Worte" und "Gut geschrieben und auf den Punkt gebracht", heißt es unter anderem.

"Es geht um Menschenwürde"

Die ehemalige ÖVP-Gesundheits- und Familienministerin Andrea Kdolsky kommentierte die Nominierung ebenfalls. Sie schreibt: "Es geht nicht um Kritik an Regierungsentscheidungen (...), es geht um Menschenwürde, um Moral und Ethik, es geht um Wertschätzung und es geht darum, auf das Land aufzupassen". Es handle sich dabei um "stille Zustimmung zur Diskreditierung von Frauen".

Damit spielt die Ärztin und ehemalige Politikerin auf eine Aussage Wiesingers über Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der Bildenden Künste an, die er 2014 als "hässliches und dummes Stück Fleisch" bezeichnete, wie von "Vice" damals berichtet wurde.

Autor legt Mitgliedschaft zurück

Die Nominierung Wiesingers löste nicht nur eine hitzige Debatte im Netz aus, sondern zieht bereits erste personelle Konsequenzen nach sich. Der Autor Thomas Baum, der u.a. für den "Tatort" und die "Rosenheim Cops" Drehbücher lieferte, legte laut ORF nach Bekanntwerden der Bestellung seine Funktion im Beirat zurück. Jemand, der ein Werk namens "Endsieg" gemalt habe und dessen Logo Ähnlichkeit mit einer NS-Rune habe, habe im Landeskulturbeirat nichts verloren. Baum gehörte dem Gremium acht Jahre lang an. (ek)