Tiere

Österreich und der Wolf: "Lachnummer in Brüssel"

Heute Redaktion
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Heimische NGOs haben es verstanden, die Politik offenbar nicht. "Schießen hilft nicht, ganz im Gegenteil!", ist das Fazit von Experten aus dem Ausland, die bei der „Herdenschutztagung" in Salzburg über den Wolf diskutierten.

(Wöchentliche Kolumne von Kurt Kotrschal; Wolfsexperte, Verhaltensforscher und Biologe.)

Politiker und Behörden haben es immer noch nicht verstanden:

Schießen hilft nicht, ganz im Gegenteil! Werden Wölfe beschossen, dann führt das teils zu noch höheren Schäden, weil sich das Jagdverhalten der Raubtiere ändert.

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Obwohl es im Vergleich zu den Nachbarstaaten bei uns nur ganz wenige Wölfe gibt, setzt man dennoch weiterhin auf Abschuss. Und man belabert ständig die EU in Brüssel, die Schutzbestimmungen für den Wolf doch endlich zu lockern.

Damit holt man sich eine Abfuhr nach der anderen, die Rechtsbelehrungen aus Brüssel werden schärfer, Österreich wird zur Lachnummer. Immer mehr EU-Beamte kommen aus Ost- und südeuropäischen Staaten, wo man mit meist viel mehr Wölfen zurechtkommt.

Die Zivilgesellschaft wehrt sich

Wenn hierzulande mit dem Schutz von Wolf, Bär und Luchs etwas weitergeht, dann auf Initiative von NGOs. So gab es am 21. Jänner eine „Herdenschutztagung" des WWF in Salzburg, wo 200 Experten aus vielen Staaten über den effektiven Schutz von Nutztieren diskutierten. Kann funktionieren, wie viele Erfahrungen zeigen. Man muss es nur tun. Denn immerhin wurden mehr als 30 Schafe und Kälber im vergangenen Jahr in Salzburg von Wölfen getötet, dazu kommen Verdachtsfälle.

Landwirte und Politiker fordern seither eine Abschussgenehmigung für Problemwölfe, aber die Bescheide der Behörden stehen aus. Verständlich, denn solche Genehmigungen spießen sich mit Europäischem Recht; schließlich standen die getöteten Tiere ungeschützt auf der Wiese. Ein Wolf, der sich daran „bedient" wird dadurch daher nicht zum „Problemwolf".

Das Töten von Wölfen bringt keinen Nutzen

Bei der Salzburger Tagung stellte Adrian Treves von der University of Wisconsin/USA seine Studien zum Zusammenhang zwischen Abschüssen und Nutztierverlusten vor. Ergebnis: Schießen hilft nicht, ganz im Gegenteil! Werden Wölfe beschossen, dann führt das teils zu noch höheren Schäden, weil sich das Jagdverhalten der Raubtiere ändert. Dazu Treves:

„Unsere Forschungen zeigen, dass tödliche Methoden wie Abschüsse, Giftköder oder Fallenjagd keine Lösung sind. Eher verschärft sich sogar die Situation durch den Tod der Raubtiere."

So stört der Abschuss die soziale Struktur der Wölfe, wodurch in einem Drittel der untersuchten Fälle die Zahl der getöteten Schafen und Ziegen sogar anstieg. Man schießt vielleicht das falsche oder erfahrene Tier heraus; und die unerfahrenen, gestressten Wölfe machen dann sogar mehr Schäden.

Auch der Abschuss durchziehender Einzelwölfe hilft nicht, denn der nächste Wolf kommt ganz bestimmt. Viel klüger wäre es, auf guten Herdenschutz zu setzen und so den meist noch jungen durchziehenden Wölfen beizubringen, dass Tiere auf der Weide keine einfache Beute sind. Man weiß übrigens, dass dann auch deren Nachkommen Weidetiere meiden. Es gibt ja genug Wild.

Totalversagen des zuständigen Koordinationszentrums

Seit letztem Herbst gibt es ein Koordinationszentrum für Wolf, Bär & Co im steirischen Gumpenstein. Das ist aber leider bislang für nichts gut. Kein Wunder, denn man hat ihm eine inkompetente Leitung verpasst und Bundesländer und Ministerium finanzieren es schlecht; man will gar nicht, dass es aktiv wird. So hat das Zentrum bislang in seiner Kernaufgabe völlig versagt, die Tierhalter in Sachen Herdenschutz zu schulen und zu unterstützen.

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