Samstagfrüh brach ein Bergsteiger-Paar aus Österreich (33, 36) zum Gipfelsturm des Großglockners auf. Beide waren zwar für die Hochtour ausgerüstet, doch bei der extremen Witterung am Berg kamen sie nur schleppend voran – für die Frau endete die Tour mit dem Tod.
Die Webcam an der Adlersruhe filmte das Todes-Drama über Stunden hinweg mit. Ab 18.10 Uhr sind die Lichter der Lampen der beiden Alpinisten bei ihrem Aufstieg über den Stüdlgrat zu sehen, die zugehörige Wetterstation meldet -8,6 Grad Celsius und Windböen um die 40 km/h. Teilweise erreichten diese aber Orkanstärke.
Gegen Mitternacht hatten die Frau 50 Meter unterhalb des Gipfelkreuzes die Kräfte verlassen. Weil eine Umkehr auf derselben Route nicht möglich war, presste ihr Begleiter auch auf ihr Drängen schlussendlich allein voran, um Hilfe zu holen.
Der Weg führte ihn über den Gipfel auf den Normalweg Richtung Adlersruhe. Ab Sonntag, 2.30 Uhr, ist sein Licht wieder auf den Webcam-Aufnahmen zu erkennen, um 3 Uhr hatte er das Schneefeld unterhalb des Glocknergipfels erreicht, kurz darauf (etwa 3.40 Uhr) konnte er einen Notruf absetzen.
Eine Hubschrauberbergung bei Tagesanbruch (7.10 Uhr) musste aufgrund des starken Windes erfolglos abgebrochen werden.
Sofort stiegen Retter ebenfalls über den Normalweg auf, um die 33-Jährige zu bergen. Sie wurden ab 9 Uhr vormittags ebenfalls von der Kamera eingefangen.
Mehrere Stunden nach ihrer Alarmierung, gegen 10.10 Uhr, hatten die zwei Alpinpolizisten aus Lienz und vier Bergretter die Frau erreicht. Da war sie bereits tot.
"Wir wollten unbedingt helfen, konnten aber leider nichts mehr für sie tun", schildert einer der Beteiligten am Montag gegenüber der "Kleinen Zeitung". Der Leichnam musste in Folge über denselben Weg zurückgeholt werden.
Die Witterungsbedingungen seien enorm fordernd gewesen: "Es war stockfinster, kalt und es wehte ein starker Wind. Teils war es auch böig. Die 6 Grad Celsius unter null fühlen sich da noch viel kälter an."
Der Glockner-Experte und Bergführer Peter Suntinger betont dazu: "Es war ein Lottosechser, dass der Mann das überlebt hat". Bei Erschöpfung sei jeder Schritt zehnfach schwerer. Dann noch über Nacht auf Groß- und Kleinglockner und dann hinten absteigen zu wollen, sei "ein Wahnsinn".
Trotz seiner herkulischen Kraftanstrengung hätte die Gefährtin des 36-Jährigen keine Überlebenschance gehabt, so der erfahrene Alpinist: "Leider war mit dem Zeitpunkt, als der Partner sie verlassen hat, ihr Schicksal besiegelt."
Das gegenseitige Wärmen wäre für die Frau wichtig gewesen und auch die psychologische Wirkung des Alleinseins in dieser Extremumgebung dürfe nicht unterschätzt werden. "Ich kann eine Person dort nur verlassen, wenn ich weiß, dass entweder ich oder Rettungskräfte nach spätestens einer Stunde wieder bei der Zurückgelassenen sind", erklärt Suntinger.
Er warnt alle Alpinisten: Man dürfe keinen Berg unterschätzen, schon gar nicht den Großglockner. "Ich war rund 200 Mal oben, auch da hätte mir als erfahrenem Bergsteiger immer etwas passieren können. 100-prozentige Sicherheit gibt es nie, etwas Glück braucht man immer."