Wien

Österreichs Boxer sagen Kindesmissbrauch den Kampf an

Der Wiener Roberto d'Atri überführte einen mutmaßlichen Kinderschänder, der jahrzehntelang Camps leitete. Jetzt kämpft er mit Boxern für Kinderschutz.

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"Bündnis Kinderschutz"-Präsident Roberto d'Atri (l.) wird von IBF-Champion Marcos Nader unterstützt.
"Bündnis Kinderschutz"-Präsident Roberto d'Atri (l.) wird von IBF-Champion Marcos Nader unterstützt.
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Im Mai 2021 beobachtete der Wiener Restaurantbesitzer Roberto d'Atri im Prater einen 73-jährigen mutmaßlichen Kinderschänder, der seiner 7-jährigen Tochter und anderen Kindern ein Eis sowie einen Flyer für sein Feriencamp in die Hand drückte. Die aufdringliche Vorgehensweise verwunderte den Familienvater und er informierte die Polizei. Private Recherchen ergaben, dass der Verdächtige nicht nur seit Jahrzehnten Ferienlager veranstaltet, sondern dass dieser in einem Internet-Forum, von einem anonymen Poster des schweren Missbrauchs beschuldigt wird.

Gemeinsam mit seinen Anwälten, den Brüdern Nikolaus und Thomas Rast, brachte der 34-jährige den Stein ins Rollen. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen (§ 208a Abs 1 StGB). Eine Reihe von Missbrauchsopfer hat sich bereits gemeldet. Ein junger Wiener erhebt auch schwere Vorwürfe gegen weitere Camp-Mitarbeiter. "Heute" berichtete über die erschütternden Schicksale...

"Kindern Mut machen, darüber zu sprechen"

Die Ausmaße in der Causa "Feriencamp" sowie die Misshandlungsvorgeschichte seiner Tochter durch den neuen Ehemann der Mutter, öffneten dem leidenschaftlichen Kampfsportler die Augen. Der 34-Jährige sah sich gefordert, Kindern in Notlagen zu unterstützen. Er kontaktierte den berühmten deutschen Anti-Mobbingcoach Carsten Stahl, der den Verein "Bündnis Kinderschutz" ins Leben gerufen hat und gründete im August eine Dependance in Österreich.

Im unteren Video schildert Roberto d'Atri, wieso er sich für Kinderschutz stark macht.

Im Gespräch mit "Heute" macht der hauptberufliche Gastronom seine Standpunkte klar: "Wir fordern Gesetzesänderungen bei Kindesmissbrauch, da die diesbezügliche Gesetzeslage in Österreich sehr schwach ist. Es gibt Kindersexpuppen und Pädophilen-Handbücher im freien Handel zu erwerben. Diese Artikel sind hierzulande nicht verboten. Carsten Stahl hat es in Deutschland geschafft, dass sie dort aus den Regalen verschwanden." Darüber hinaus bietet der gebürtige Süditaliener Interessenten auch unentgeltlich mentales und körperliches Aufbautraining in seinem Boxstudio an. Das liegt ihm besonders am Herzen: "Das Allerwichtigste ist, Kindern Mut zu machen, sich zu wehren und darüber zu sprechen."

Box-Champ Nader: "Sport hilft"

Diesen Freitag um 15.00 Uhr veranstaltet Roberto d'Atri in seinem Restaurant "Il Melograno" in der Wiener Innenstadt einen Medientermin, bei dem heimische Profiboxer, wie Marcos Nader, Gogo Knezevic und Eva Voraberger über Kinderschutz diskutieren werden. In gewohnt fesselnder Manier wird auch eine packende Rede von Mitorganisator Carsten Stahl erwartet. Anschließend werden präventive Maßnahmen gegen Gewalttaten, Mobbing und Stalking präsentiert. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Voranmeldung notwendig. 

In "Heute" appelliert IBF International Champion Marcos Nader: "Es wäre wichtig, gefährdeten Kindern, Mobbingopfern und Kids mit wenig Selbstvertrauen Möglichkeiten zu bieten, sich über den Sport zu stärken. Die Politik könnte sich überlegen, Kinder so besser zu schützen."