Der Traum von der Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach platzte für Nina Ortlieb im allerletzten Rennen vor dem großen Ziel. "Da gibt es nichts schönzureden", sagt die Vorarlbergerin nun im ORF-Interview. Während Stephie Venier am Donnerstag zu Super-G-Gold raste, sich die Kolleginnen auf die Abfahrt am Samstag vorbereiten, liegt die Tochter von ÖSV-Legende Patrick Ortlieb einmal mehr im Spital.
Der Ski-Star gab aus dem Krankenzimmer ein erstes Interview nach dem Horror-Sturz in Garmisch, bei dem sie sich ein Jahr nach dem ersten Schien- und Wadenbeinbruch erneut am rechten Bein dieselbe Verletzung zugezogen hatte.
Die Kulisse beim Gespräch war so schauerlich wie die schier endlose Liste an Verletzungen, die den harten Karriereweg der 28-Jährigen pflastern. Das hochgelagerte Bein nach dem ersten von mehreren operativen Eingriffen abgedeckt, im Hintergrund Rollstuhl und ein Trainingsgerät für die ersten Reha-Maßnahmen: Ortlieb sprach zwei Wochen nach der schweren Verletzung trotzdem vom neuerlichen Comeback.
Die lange Verletzungs-Liste von Nina Ortlieb
2x Schien- und Wadenbeinbruch
zwei Kreuzbandrisse - dazu jeweils Patellasehne, Innenband und Meniskus
Oberarm-Trümmerbruch
Schambeinbruch
einen Bruch im Becken
zwei Sprunggelenks-Verletzungen
drei Brüche des Mittelhandknochens
Schulterluxation samt Knochentransplantation
Rippenfraktur
mehrere Brüche der Nase
Ortlieb: "Es ist für viele Leute nicht nachvollziehbar, aber ich trotz all der Schmerzen und dem Leid zurück." Sie spüre, in ihr schlummere noch viel Potenzial. Die Spitzenläuferin, die in Saalbach bei den Speedbewerben zum erweiterten Favoritinnenkreis gezählt hätte, wird sich trotz der Strapazen der erneuten Reha und schmerzhaften wie kräftezehrenden Aufbauarbeit wieder zurück in die Skispitze kämpfen.
Wie viel unliebsame Erfahrungen die Athletin mit diesem Prozess in jungen Jahren bereits machen musste, verrät euch die Auflistung ihrer Verletzungshistorie weiter oben in der Infobox. Ihr Leidensweg ist beinahe beispiellos. Und: Er verkompliziert den Genesungsprozess weiter. Wie Ortlieb verrät, verbog sich eine Metallschiene im Unterschenkel, die noch vom letzten Schien- und Wadenbeinbruch zur Stabilität im Bein ist, beim Sturz schwer. Daher muss die Stabilisierung des Bruchs in mehreren Schritten geschehen. Der Motivation für die Rückkehr zu tut das keinen Abbruch.
22 (!) Operationen hat Nina Ortlieb in ihrer Ski-Karriere bereits über sich ergehen lassen – vor dem folgenschweren Abflug in Garmisch. Nun kommen weitere hinzu. Der erste erfolgte noch am selben Wochenende, dauerte im Sanatorium Schenk in Schruns drei Stunden lang.
"Es wird ein schwieriger Weg zurück", sagt Team-Arzt Gunther Schlederer. "Aber wenn es wer schafft, dann sie."