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"Ohne Sex kein Job" – Skandal um WHO-Mitarbeiter 

Ein Skandal rund um Mitarbeiter der WHO sorgt für Schlagzeilen. Die Organisation berichtet über sexuelle Übergriffe eigener Mitarbeiter im Kongo.

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Nach Auffassung der Kommission trifft weder Tedros, Moeti noch Nothilfekoordinator Mike Ryan persönlich Schuld an den Vorfällen. 
Nach Auffassung der Kommission trifft weder Tedros, Moeti noch Nothilfekoordinator Mike Ryan persönlich Schuld an den Vorfällen. 
FABRICE COFFRINI / AFP / picturedesk.com

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unter anderem eine Untersuchung zu einem Einsatz in der Demokratischen Republik Kongo durch eine Untersuchungskommission veranlasst. Am Dienstag wurde in Genf über die Ergebnisse berichtet. Humanitäre Helfer haben demnach bei ihrem Ebola-Einsatz in der Demokratischen Republik Kongo Dutzende Frauen und einige Männer sexuell ausgebeutet oder vergewaltigt.

"Das ist ein erschütternder Bericht", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die Kommission sprach im Rahmen der Untersuchung mit 63 betroffenen Frauen und 12 Männern. Sie dokumentierte neun Fälle von Frauen, die Vergewaltigungen meldeten, sowie 29 ungewollte Schwangerschaften.

Es seien 83 mögliche Täter identifiziert worden – 21 von ihnen hätten mit Sicherheit bei der WHO gearbeitet. Die meisten Männer hätten Übergriffe rundheraus abgestritten oder behauptet, der Sex sei einvernehmlich gewesen.

 Wie so oft in solchen Fällen sei auch hier die wahre Zahl von Tätern und Opfern wahrscheinlich deutlich höher.

Die Frauen erhoben Vorwürfe unter anderem gegen WHO-Ärzte und leitende Mitarbeiter, darunter Lokalangestellte und Ausländer.

Enthüllungen durch Medienberichte

Die Fälle waren vergangenes Jahr durch Medienberichte bekannt geworden. Mehr als 50 Frauen schilderten, Männer hätten sie während des Ebola-Ausbruchs von 2018 bis 2020 im Gegenzug für Jobangebote zum Sex gezwungen oder ihnen gekündigt, wenn sie Sex ablehnten.

Nach dem Bericht des "New Humanitarian" und der "Thomson Reuters Foundation" waren Frauen betroffen, die als Köchinnen, Putzhilfen oder bei Informationsprogrammen für die Bevölkerung arbeiteten. Sie hätten Kurzverträge für etwa 50 bis 100 Dollar im Monat bekommen, mehr als zweimal so viel wie bei vor Ort vorhandenen Jobs.

"Um im Job voranzukommen, musste man zu Sex einwilligen. Jeder hatte Sex im Gegenzug für irgendetwas", zitiert die Kommission eine Betroffene.

Eine weitere Betroffene berichtete über einen Beschuldigten: "Er drohte, dass ich meinen Job verlieren würde, wenn ich keinen Sex mit ihm hätte." Eine andere Frau berichtete, sie sei nach der Bewerbung um einen Job in ein Hotel bestellt worden, der Job sei ihr im Gegenzug für Sex angeboten worden, und als sie sich weigerte, habe der Mann sie vergewaltigt. Die Mitarbeiterin eines Arztes berichtete, jener habe sie vor die Wahl gestellt: entweder Sex oder sie müsse ihm die Hälfte ihres Gehaltes geben. Sie habe gezahlt.

Risiken sexueller Ausbeutung ausgeblendet

Die WHO habe sich auf den Kampf gegen die Krankheit konzentriert, die Risiken sexueller Ausbeutung ausgeblendet und kein System gehabt, um Beschwerden von Opfern aufzunehmen, so die Kommission. "Wir sind gedemütigt, entsetzt und unser Herz ist gebrochen", sagte die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti. 

 Nach Auffassung der Kommission trifft aber weder Tedros, Moeti noch Nothilfekoordinator Mike Ryan persönlich Schuld.

Tedros bat die Opfer um Vergebung. "Was Ihnen passiert ist, ist nicht zu entschuldigen", sagte er. Er wolle dafür sorgen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Rechtliche Konsequenzen

Vier Männer seien entlassen worden. Vorwürfe von Vergewaltigungen würden an die Strafvollzugsbehörden im Kongo und den Heimatländern der Täter weitergeleitet. Die WHO werde dafür sorgen, dass die Opfer und ihre Kinder medizinische und psychologische Hilfe bekommen. Die WHO werde umgehend an internen Prozessen arbeiten, damit sich solche Vorgänge nie wiederholten.

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