Bei manchen beginnen Schlafstörungen mit lauten nachbarn, lästigem Schnarchen oder Geräusche in der Wohnung. Dann findet man nur noch Schlaf mit Ohrenstöpsel. Irgendwann gewöhnen sie sich dann daran. Und finden ohne Hilfsmittel nicht mehr Schlaf.
Der ungestörte Schlaf, den Ohrenrstöpsel erzeugen, kann auf Dauer negative Folgen haben: Viele Benutzer klagen von den kleinen Hilfsmitteln abhängig geworden zu sein und ohne sie nicht mehr schlafen zu können.
Schon das kleinste Geräusch reißt sie aus dem Schlaf - sofern sie es schaffen, ohne die gewohnte Stille einzuschlafen. Diese Menschen leiden unter einer Abhängigkeit, die natürlich anders ist, als Sucht von Alkohol oder Nikotin.
Roland Laszig, Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Freiburg, sagte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung": "Durch den Gewöhnungseffekt werden ankommende Signale psychisch anders verarbeitet." Das Phänomen sei allerdings schwierig zu erklären, da es um Sinneseindrücke gehe. Ohne Ohrstöpsel werde man nervös und habe Angst vor eventuell auftretenden Geräuschen, die dann natürlich auch auftreten - "und dann werden die Benutzer dieser Hilfsmittel wach oder können gar nicht erst einschlafen".
Die Subjektivität von Sinneseindrücken führt dazu, dass manche sich von Geräuschen belästigt fühlen, die andere gar nicht wahrnehmen. "Menschen, die Ohrstöpsel verwenden, haben oft ein gutes Hörvermögen, in vielen Fällen sind sie auch musikalisch", erklärt der HNO-Arzt.
Eine "Rück-Entwöhnung" ist möglich, auch wenn sie sehr langwierig sein kann. Mit viel Geduld können Ohrstöpsel-"Abhängige" wieder geräuschunempfindlicher werden und lernen, auch ohne das Hilfsmittel wieder ein- und durchzuschlafen.
