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"Opa, bitte komm und hol uns!"

Heute Redaktion
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Am Telefon flehte der Fünfjährige seinen Uropa um Hilfe an: Doch bevor dieser eintraf, hatte ein Waldbrand das Haus in Kalifornien bereits verschlungen und die Familie getötet.

Ed Bledsoe (70) war gerade unterwegs Besorgungen machen, als er einen Anruf seiner Ehefrau erhielt. "Komm zurück", flehte sie ihn an. Ein Waldbrand kam dem Haus der Familie in Redding, Kalifornien, immer näher. Ebenfalls in der Leitung, der fünfjährige Urenkel des Paares.

"Er hat immer wieder gesagt: 'Opa, bitte komm und hol mich'", erzählt der 70-Jährige im Interview mit "CNN" mit gebrochener Stimme. Immer wieder versagt ihm die Stimme.

Doch obwohl er sofort umkehrte, schaffte es Ed Bledsoe nicht rechtzeitig zurück. Die Straßen waren blockiert und auch zu Fuß war wegen der immensen Hitze kein Durchkommen möglich. Alles was blieb, war der Kontakt über Telefon. "Er sagte: 'Komm mich holen... das Feuer kommt durch die Hintertür. Komm bitte, Opa'."

"Emily sagt: 'Ich liebe dich, Opa.' Oma hat gesagt: 'Ich liebe dich'", sagte der verängstigte Bub noch: "Ich liebe dich ... komm und hol uns". Es waren die letzten Worte, die Ed Bledsoe mit seiner Familie wechseln sollte.

Seine Frau Melody (70) und ihre beiden Urenkerl James (5) und Emily (4) wurden von den Flammen eingeschlossen. Sie und drei weitere Menschen starben, als der außer Kontrolle geratene Waldbrand ein riesiges Gebiet vernichtete.

"Hätte meine Familie nicht zurücklassen dürfen"

Zwei Tage später wurden ihre Leichen in den Trümmern des Hauses gefunden. Melody Bledsoe hatte die Kinder noch in nasse Leintücher eingewickelt, doch vergebens.

Die Familie habe nicht gewusst, dass sich das Feuer ihrem Haus näherte, klagt der Witwer. Es habe keinerlei Warnung von den Behörden gegeben. "Ich kann aber niemandem außer mir selbst die Schuld geben", so der 70-Jährige. "Ich hätte meine Familie nicht zurücklassen dürfen."

Waldbrand verändert sogar das Wetter

Seit einer Woche verwandelt das "Carr Fire" einen Teil Kaliforniens in eine Flammenhölle. Es soll am 23. Juli durch ein technisches Gebrechen an einem Fahrzeug entstanden sein. Nach Angaben von "CNN" und "Washington Post" wurden bereits mehr als 700 Gebäude zerstört, eine Fläche in der Größe Wiens ist schon abgebrannt. Anhaltende Trockenheit, starke Winde und das schwierige Terrain haben maßgeblich zur massiven Ausbreitung des Brandes beigetragen.

Der Waldbrand ist derart heiß, dass es sogar ein eigenes Wettersystem um sich erschaffen hat, das Voraussagen über seinen künftigen Verlauf zusätzlich erschwert. Wie gravierend die Auswirkungen sind, zeigt auch das Augenzeugenvideo unten. Darauf ist zu sehen, wie sich Luftmassen immer weiter eindrehen und einen Feuer-Tornado bilden.

(rcp)