Österreich

Operation Joker: Schlag gegen illegales Glücksspiel

Heute Redaktion
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Jackpot für die Polizei im Rahmen der Operation Joker: 43 Hausdurchsuchungen am Mittwoch, sechs Festnahmen und 533 sichergestellte Glücksspielautomaten.

In den Morgenstunden des Mittwochs nahm die Finanzpolizei mit Unterstützung der Cobra ein Einfamilienhaus in Siegersdorf (Gemeinde Pottendorf, Bezirk Baden) auseinander ("Heute" berichtete). Die Hausdurchsuchung war ein Teil der Operation Joker, die seit knapp einem Jahr läuft. Über Anordnung der Staatsanwaltschaft Leoben (Stmk.) waren rund 320 Finanz- und Polizeibeamte (darunter Cobra, Wega) an 36 Standorten tätig (dabei auch einige in NÖ).

Sechs Festnahmen

Derzeit gibt es 24 Verdächtige, sechs Personen (5 in Österreich, eine in Ungarn) wurden festgenommen (Anm.: eine Festnahme in NÖ, vier in Restösterreich). Die Bande steht im Verdacht, seit Juli 2014 vor allem in Ostosterreich ein Glucksspielnetzwerk aufgebaut und die Einnahmen aus dem Betrieb der illegalen Glucksspiellokale uber zahlreiche in- und auslandische Scheinfirmen verschleiert zu haben, wodurch der Republik Osterreich Steuereinnahmen in der Hohe von zumindest 1,6 Millionen Euro entgingen. Die wichtigste Gruppierung: die "Wiener Gruppe" - ein Hauptverdächtiger und zahlreiche Familienmitglieder.

Laut Finanzministerium ist es der bisher größte Schlag gegen das illegale Glücksspiel und der damit verbundenen Steuerhinterziehung. 43 Häuser wurden durchsucht - 40 in Österreich (6 davon in NÖ, über zehn in Wien, Stmk., OÖ, Salzburg, Burgenland), drei in Ungarn. Auch 30 Konten wurden in Österreich, 13 in Ungarn geöffnet. Insgesamt wurden rund 382.000 Euro an Bargeld, Fremdwährungen und Wertgegenständen sichergestellt (Fremdwährungen, Gold- und Silberbarren).

"Al Capone"-Clan

533 (!) Glücksspielautomaten wurden in Lagerhalle in Niederösterreich gefunden. Die Geräte in der Halle dienten als Nachschublager für illegales Glücksspiel in Hinterzimmern. Immer wieder kam es vor, dass nach Beschlagnahmungen binnen 24 Stunden neue Automaten aufgestellt wurden. "Leider ist das in dieser "Branche" nicht unüblich. Ein Automat kostet zwischen 1.000 und 3.000 Euro, also nicht sehr viel und die Kosten des Gerätes sind oft nach nur einem Tag wieder drin", erklärt ein Beamter. Nach derzeitigem Stand beträgt der "hinterzogene" Betrag rund 1,6 Millionen Euro.

Dieter Csefan, Leiter des Büros zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im BKA zieht einen Vergleich mit dem berüchtigten Al Capone: "Die Tätergruppierung weist zweifelsfrei alle Merkmale von organisierter Kriminalität auf und erinnert an die Machenschaften von Al Capone in den 1920er Jahren. Die Zusammenarbeit zwischen Innen- und Finanzministerium war großartig."

Zu den Verdächtigen (4 Österreicher, ein Bosnier, ein Ungar): Der Haupttäter, ein Österreicher um die 60 Jahre, war schon knapp ein Jahr im Visier der Ermittler. Die weiteren Verdächtigen (25 bis 60), sind teilweise die Kinder des Hauptbeschuldigten, ein Bosnier und eben ein Ungar. Die Operation wurde akribisch vorbereitet, am Mittwoch schwärmten dann über 300 Beamte aus, nahmen 43 Häuser, Hallen und Hinterhofwohnungen auseinander. (Lie)