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Ora et labora statt Bunga-Bunga!

Unser Wunsch an den neuen italienischen Regierungschef Mario Monti: "Bete und arbeite!"

Heute Redaktion
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Unser Wunsch an den neuen italienischen Regierungschef Mario Monti: "Bete und arbeite!"

"Schauen Sie nur, was für ein wunderschöner Tag heute ist", strahlte Mario Monti (68) Sonntagmorgen vor seinem Hotel in Rom die Journalisten an. Sprach’s, ging in die Kirche und danach in sein Büro. So flott gehen Wünsche selten in Erfüllung: Am Abend wurde der Wirtschaftsprofessor – bekennender Katholik und zweifacher Ex-EU-Kommissar – nach Tagen der Spekulation schließlich offiziell zum neuen Premier von Italien ernannt.

Wer,wenn nicht er? Monti gilt als fleißig, zuverlässig, kompromisslos und immun gegen politischen Druck. Ihm wird die Rettung Italiens vor der drohenden Pleite zugetraut. Die Notregierung des "italienischen Preußen" (Montis Spitzname aus EU-Zeiten, eine Anspielung auf seinen "deutschen Fleiß") soll dementsprechend aus unpolitischen Experten bestehen.

Doch nur einen Tag nach seinem bejubelten Rücktritt begann Sonntag Silvio Berlusconi (75) wieder die Fäden zu ziehen. In einem Brief an die Partei "Die Rechte" lobte er seine Leistungen, verbunden mit der Hoffnung, "dass wir erneut gemeinsam den Weg zur Regierung beschreiten werden". Was dem Ex-Bunga-Bunga-Premier in erster Linie Sorgen bereiten dürfte: Zieht er sich aus dem Polit-Leben zurück, verliert er seine Immunität vor Strafverfolgung – und landet vermutlich rasch hinter Gittern.

Wolfgang Bartosch