Politik

ORF-Kamerateam nach Kickl-Rede aus Festzelt gebrüllt

Am blauen 1. Mai in Linz wurde für mehr Orban und weniger ORF eingestanden. Ein Kamerateam wurde im Anschluss aus dem FPÖ-Festzelt gebrüllt.

Leo Stempfl
ORF-Reporter sind bei der FPÖ eher weniger Willkommen.
ORF-Reporter sind bei der FPÖ eher weniger Willkommen.
WERNER KERSCHBAUMMAYR / APA / picturedesk.com

Nach dem Ibiza-Knicks fährt die FPÖ derzeit Wahlerfolg um Wahlerfolg ein. Neben Niederösterreich dürfen die Blauen nun auch in Salzburg mitregieren. Seit Monaten ist Herbert Kickls Partei in Umfragen auf Platz 1, nicht einmal eine "große Koalition" aus ÖVP und SPÖ würde sich derzeit mehr ausgehen. Ein Team des ORF-Politikmagazins "Report" hat sich deswegen im Festzelt Urfahraner Markt in Linz umgehört, wo die Parteispitze am 1. Mai eine Kundgebung abhielt. 

Um gehört zu werden, müsse man heutzutage ab und zu über das Ziel hinaus schießen, rechtfertigen Anwesende im Interview die harten Töne des Frontmanns. Dieser kündigte von der Bühne aus unter anderem an, es so zu machen, wie Ungarns Präsident Viktor Orban, zumindest in Asylfragen. "Machen wir's dem Orban nach, liebe Freunde, bauen wir die Festung Österreich."

"Weichei"

Um das in die Tat umsetzen zu können, müsste die FPÖ aber zuerst in die Regierung. Mit der SPÖ wäre das derzeit unvorstellbar, die Schnittmenge mit der ÖVP ist da größer. Doch wenn, dann könne die ÖVP nur der Juniorpartner werden. Dass die FPÖ als Erste wieder wie damals unter Jörg Haider dem stimmenschwächeren ÖVP-Part (Wolfgang Schüssel) den Vortritt lässt, ist laut Manfred Haimbuchner "unvorstellbar".

Er selbst, der als eher gemäßigt gilt, würde dafür jedoch nicht in Frage kommen. Bei den Wählern wäre das auch gar keine Option, wie das eingefangene Stimmungsbild des "Report"-Teams im weiteren Verlauf zeigt. "Der Haimbuchner is a weng a Weichei", sagt ein älterer Anhänger. Wieder andere würden Marlene Svazek aus Salzburg favorisieren. 

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    "Lauter Trottln seid's ihr!" – mit dieser unguten Antwort eines FPÖ-Anhängers gegenüber eines ORF-Journalisten fing alles an.
    "Lauter Trottln seid's ihr!" – mit dieser unguten Antwort eines FPÖ-Anhängers gegenüber eines ORF-Journalisten fing alles an.
    Screenshot ORF Report via Twitter

    "Diesen Wahnsinn..."

    Kickl selbst verweigerte dem ORF gar ein Interview, hetzte dafür auf der Bühne seine Anhänger gegen die Finanzierung des Öffentlichen Rundfunks auf. "Diesen Wahnsinn müsst ihr zahlen", so Kickl, dessen Zuhörer mit zahlreichen Buh-Rufen reagieren. Haimbuchner forderte ebenfalls, dem Sender alle Gelder komplett zu streichen.

    Das "Report"-Team wollte sodann von einer Frau im Publikum ganz allgemein wissen, was ihr denn heute gefallen habe. Diese drehte sich kurz weg und sagte: "I sog nix mehr. Mit dem ORF red i eigentlich ned, weil da wird sowieso alles umgedreht." Wieder ein anderer älterer Mann beginnt im Interview, etwas mit "Rotfunk" zu stammeln, ehe er von Rufen aus der Menge unterbrechen wird. "Lügenpresse, Lügenpresse" schallt es immer und immer wieder.

    "Ich kann mich nicht erinnern, dass mal ein Journalist bei einer FPÖ-Veranstaltung mit Sprechchören quasi hinaus gebrüllt wurde", heißt es von Mitgliedern des "Report"-Teams später auf Twitter.

    Hier die Szene ab Minute 6:45 im Video:

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