Politik

ORF-Redakteure wettern gegen ihre neuen Chefs

Nach der Vorstellung der neue "Channelmanager" im ORF wird auch Protest der Redakteure laut. Auf sie sei nicht gehört worden.

Heute Redaktion
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Die neuen Channelmanager des ORF: Links Matthias Schrom für ORF2, rechts Wolfgang Geier für ORF eins.
Die neuen Channelmanager des ORF: Links Matthias Schrom für ORF2, rechts Wolfgang Geier für ORF eins.
Bild: picturedesk.com

Seit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Freitag die neuen Channelmanager für ORF eins und ORF 2 vorstellte, gehen intern die Wogen hoch. Die betroffenen Redakteure sind ganz und gar nicht einverstanden mit der Wahl.

Wolfgang Geier soll in Zukunft Chef von ORF eins sein, Matthias Schrom wird ORF 2 übernehmen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Schrom und Geier lösen damit den bisherigen ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher ab, der bis jetzt für die Informationssendungen beider Sender verantwortlich war. Wäre es nach dem Wunsch der Redakteure gegangen, wäre er auch weiter im Amt geblieben. Warum er bei der neuen Postenbesetzung übergangen wurde, hat Wrabetz nie begründet.

Schriftliche Resolution an Wrabetz

Nachdem sich der neue ORF2-Channelmanager Matthias Schrom am Dienstag der Redakteursversammlung stellte, verfassten diese einen Brief an Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Die Redakteure üben lautstarke Kritik an der Postenbesetzung und beklagen, dass ihr Votum nicht berücksichtigt wurde - obwohl Wrabetz bei seiner Wiederwahl als Generaldirektor mehr Mitspracherecht versprochen hatte.

Der Text im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Wrabetz, am Freitag Abend wurde die ZiB-Redaktion von Ihnen via OTS über die Auflösung der bisherigen Struktur und die Bestellung neuer Führungskräfte offiziell informiert. Die Redakteursversammlung des Aktuellen Dienstes hat heute dazu folgende Resolution beschlossen: Die Einführung von Channel-Managern für ORF eins und ORF 2 halten wir nach wie vor für sinnvoll. Bei den weiteren Strukturänderungen haben sich allerdings unsere Befürchtungen erfüllt: Es werden neue Management-Ebenen eingezogen, die höhere Kosten verursachen. Reibungsverluste und Konfliktpotential durch die organisatorische Trennung unserer Redaktion in zwei Info-Teams für ORF eins und ORF 2 sind zu erwarten. Generaldirektor Wrabetz hat bisher nicht begründet, warum eine Wiederbestellung von ORF2-Chefredakteur Fritz Dittlbacher in der neuen Struktur nicht in Frage gekommen ist. Seine Ablöse ist nach den vergangenen Jahren, in der unsere Informations-Sendungen deutlich steigende Zuschauerzahlen und eine hohe Publikums-Zufriedenheit ausweisen, besonders unverständlich. Zahlreiche neue Sendungen wurden in den vergangenen Jahren produziert, die Zahl der Informations-Sendungen ist deutlich gestiegen. Bei der Bestellung von Dittlbacher zum Chefredakteur im Jahr 2010 hat sich GD Wrabetz noch auf das eindeutige Votum der Redakteursversammlung berufen und es öffentlich als klares Signal "für die Unabhängigkeit und Professionalität des Journalismus im ORF-Fernsehen" bewertet. Bei der Besetzung der neuen ZIB Chefredakteure hat GD Wrabetz die Voten der Redaktion hingegen völlig ignoriert. Vor seiner Wiederwahl als GD hat Wrabetz noch angekündigt, die Mitwirkungsrechte der Redaktionen zu stärken, sein Handeln zeigt genau das Gegenteil. Echte Mitwirkungsrechte der Redaktionen würde auch die Unabhängigkeit stärken, weil sie dem Anschein von Bestellungen nach politischen Wünschen entgegenwirken können. Denn allein der Anschein einer politischen Besetzung von Führungsfunktionen schadet dem Ruf und der Glaubwürdigkeit des ORF. Wir fordern daher von GD Wrabetz die Einhaltung seines Wahlversprechens, die Mitwirkungsrechte der Redaktionen bei der Bestellung von Führungskräften zu stärken, wie das bei anderen österreichischen und internationalen Qualitätsmedien üblich ist. Wir als Redaktion werden jedenfalls auch in Zukunft für Glaubwürdigkeit und politische Unabhängigkeit stehen, um dem ORF-Publikum weiterhin die bestmöglichen Informations-Sendungen bieten zu können.

Die Redakteurinnen und Redakteure des Aktuellen Dienstes Fernsehen
(red)