ORF-Schnitzer liefert FPÖ Munition für Wahlfinale

Ein handwerklicher Fehler überschattete das letzte TV-Duell. Der ORF unterstellte Hofer, jene Schießerei in Jerusalem erfunden zu haben, die er als Zeuge erlebt haben will. "Heute"-Recherchen zeigen: Am 30.7.2014 gab es einen Zwischenfall mit Schusswaffengebrauch. Und: Israelische Medienberichte weichen von Hofers Version ab.

Ein handwerklicher Fehler überschattete das letzte . Der ORF unterstellte Hofer, jene Schießerei in Jerusalem erfunden zu haben, die er als Zeuge erlebt haben will. "Heute"-Recherchen zeigen: Am 30.7.2014 gab es einen Zwischenfall mit Schusswaffengebrauch. Und: Israelische Medienberichte weichen von Hofers Version ab.

Moderatorin legt um 20.15 Uhr neutral los. Wie es den Kandidaten gehe, will sie wissen. Van der Bellen spricht das esaklierte ATV-Duell ohne Moderation an: "Ich bin froh, dass Sie uns moderieren." Hofer: "Wenn man Gladiatoren in eine Arena sperrt, kann es passieren, dass heftig diskutiert wird." Das Duell plätschert dahin. Die Luft ist draußen. Immer wieder duelliert sich Thurnher mit Hofer. Sie unterbricht ihn. Er schießt zurück: "Wollen Sie kandidieren?"

Nach einer Stunde das: Thurnher spricht die Israel-Reise einer FPÖ-Delegation Ende Juli 2014 an. Sie zitiert aus einem Interview, Hofer habe über eine Begebenheit in Jerusalem gesagt: "Neben mir wurde eine Frau erschossen, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu töten." Ein Bericht wird gezeigt. Israels Polizeisprecher Micky Rosenfeld: "Ende Juli 2014 gab es keinen solchen Zwischenfall mit Granaten oder Waffen." Hofer wehrt sich vehement.

"Heute" fand heraus: Tatsächlich hat die Polizei am 30.7.2014 vor der Klagemauer auf eine verdächtige Frau (35) geschossen. Sie überlebte, trug laut Medienberichten keine Waffen bei sich. Hofer musste an einer Straßensperre in der Nähe warten. Fazit: Fakten windschief. Aber: Hofer war in Israel. Es gab eine Bluttat und die FPÖ schießt sich auf den ORF ein. (enu, pic)

Die zwei Kandidaten im Experten-Check

FP-Kandidat Hofer: Duell mit Moderatorin

"Das eigentliche Match hieß Hofer gegen Thurnher. Bei Thematisierung des Israel-Besuchs manövrierte er sich geschickt in die Opferrolle", sagt Politik-Experte . "Auf den ORF-Vorwurf reagierte er sehr professionell", so Peter Hajek. "Er kämpfte mehr mit Moderatorin Thurnher als mit Van der Bellen."

Professor Van der Bellen stand an der Seitenlinie

Meinungsforscher : "Van der Bellen gab sich betont staatstragend. Ob das aber zu einer Mobilisierung schwankender Wähler führt, sei dahingestellt." Das Setting sei eigentlich wie für ihn gemacht gewesen. Aber: "Beim Match Hofer gegen Thurnher stand er an der Seitenlinie", sagt Thomas Hofer.