Politik

"Ich würde Armin Wolf vor die Tür setzen"

Heute Redaktion
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Harald Vilimsky ist nicht zufrieden mit Armin Wolfs Fragen im "ZiB2"-Interview. Jetzt legt der FPÖ-General im Gespräch mit "Heute.at" nach.

Seit sich "ZiB2"-Anchorman Armin Wolf in der Sendung vom Dienstag ein Wortgefecht mit FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky lieferte, ebbt die Aufregung bei den Freiheitlichen nicht ab. Wie berichtet, hatte Wolf ein Sujet der steirischen FPÖ-Jugend einer Karikatur der Nazi-Zeitung "Der Stürmer" gegenübergestellt.

"Heute.at": Nach einmal drüber schlafen: Wie geht es Ihnen nach dem gestrigen Interview?

Harald Vilimsky: Hervorragend. Mich erreichen hunderte Mails und Kurznachrichten. In den sozialen Netzwerken und Foren gibt es gerade eine Empörungswelle gegen den Herrn Wolf, die nicht enden wollend ist. Ich glaube, dass er hier das Maß überschritten hat. Ich werfe dem ORF und dem Herrn Wolf übelste Manipulation in einem der sensibelsten Bereiche vor. Man kann über den Stil dieses Plakats reden. Ich hätte es nicht so gemacht. Aber es ist durch die Moschee klar ersichtlich, dass das Islamisten sind. Das erkennt man auch an der Kopfbedeckung.

Dann einen Ausschnitt zu machen und dem ein Bild aus dem "Stürmer" gegenüberzustellen, ist in Wahrheit eine Verharmlosung der Judenverfolgung. Das ist einmalig in der Geschichte der österreichischen Medienwelt. Ich erwarte mir, dass ORF-Generaldirektor Wrabetz hier einschreitet. Und ich sehe als Gebührenzahler, nicht als Politiker, auch gar keine andere Konsequenz, als dass Armin Wolf abgezogen wird. Er ist ein parteipolitischer Propagandist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

"Es ist untragbar, was hier gerade passiert!"

Was meinen Sie mit "abgezogen" genau? Soll der ORF Armin Wolf kündigen oder soll er einfach nicht mehr für Interviews zuständig sein?

Also wäre ich [Alexander] Wrabetz [ORF-Generaldirektor, Anm], würde ich Wolf vor die Tür setzen! Ich bin aber nur Gebührenzahler und ich möchte aus meiner kleinen Rolle auch keinen Hehl machen. Aber es ist untragbar, was hier gerade passiert!

Als Sie ins Studio gekommen sind, haben sie mit einem derartigen Interview-Verlauf gerechnet? Was waren im Vorfeld für Themen angekündigt worden?

Ich bin zu EU-Themen eingeladen worden. Ich erlebe aber jetzt schon zum zweiten Mal, dass dann gar keine europapolitischen Themen gefragt worden sind. Auch hier ist manipulativ vorgegangen worden. Aber da bin ich so weit Profi, dass ich damit umgehen kann.

Aber es ist Schluss mit lustig, wenn Armin Wolf uns die Judenverfolgung mit einem manipulativen Vergleich unterjubeln möchte. Da sind wir an einem Punkt angelangt, wo es keine Akzeptanz mehr geben kann.

Ist Armin Wolf bzw. der ORF Teil der "linken Netzwerke", die Sie im Interview angesprochen haben?

Der ORF per se nicht, aber Teile des ORF rund um Armin Wolf sehr wohl. Der hat ja auch eine ziemlich offensichtliche Kooperation mit Florian Klenk, also dem Chefredakteur des "Falter". Hier erfolgt ein thematisches Pingpong-Spiel zwischen den beiden. Das ist für jeden offensichtlich, der sich länger mit der Thematik auseinandersetzt.

Sie haben im Interview gesagt, der "Stürmer"-Vergleich wird "nicht ohne Folgen bleiben". Von welchen Folgen haben Sie gesprochen und würden Sie das als Drohung bezeichnen?

Drohung ist das natürlich keine! Ich habe ja auch nicht ihn bedroht, sondern nur klar gesagt: "Das kann nicht ohne Folgen bleiben."

"Ich bin keiner, der jemandem den Handschlag verweigert."

Was ist eigentlich nach dem Interview passiert? Gibt man sich da noch die Hand?

Ich bin keiner, der jemandem den Handschlag verweigert. Ich habe mich ganz normal verabschiedet und bin danach noch in ein Wiener Lokal gegangen, wo ich Matthias Strolz getroffen habe. Dem geht es offensichtlich blendend nach seinem Ausstieg aus der Politik. Sogar die Haare sprießen wieder, meinte er zu mir!

Und die Interviewführung?

Ich habe kein persönliches Problem damit, dass Armin Wolf seine Interviews auf diese Art und Weise führt. Ich habe aber schon ein politisches Problem, wenn jemand einen Monat vor der EU-Wahl eine Geschichte hervorzerrt, die schon einen Bart von einem Jahr hat – als große Überraschung. Und klar war ich überrascht, weil das Plakat war in der Steiermark kein Thema.

Und dann die Bilder so zu manipulieren, dass ein Vergleich zum "Stürmer" gezogen werden kann – das ist die unterste Schublade und kann so nicht hingenommen werden. Aber ich habe trotzdem kein Problem damit, dem Armin Wolf die Hand zu schütteln, wenn er sie mir nach dem Interview anbietet.

Erwarten Sie eine persönliche Entschuldigung von Armin Wolf?

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er das tut. Schauen wir mal. (lacht) Aber wenn er sich entschuldigt und eingesteht, dass hier manipulativ vorgegangen wurde, dann ist die Sache für mich vom Tisch.

"Wenn ich Leute zu einem Thema einlade, dann sollte ich auch zu diesem Thema befragt werden."

Verlangen Sie in Zukunft einen anderen Interviewer, wenn Sie Gast beim ORF sind?

Nein, ich kann mir ja nicht aussuchen, wer mein Interviewer ist. Das ist die Sache des ORF. Aber die Spielregeln gehören beachtet: Wenn ich Leute zu einem Thema einlade, dann sollte ich auch zu diesem Thema befragt werden. Und nicht falsche Tatsachen vorspielen! Und ich erwarte mir zum Zweiten, dass man von Manipulation absieht.

Wie viel von dieser Eskalation war Kalkül mit Blick auf die EU-Wahl?

Es gibt so viele Kritikpunkte an der EU, die ich gestern gerne breitgetreten hätte. Und es ist irrsinnig schade, dass das anscheinend beim ORF nicht geht, oder nicht gewollt ist. Ich bin ja Passagier beim ORF, ich kann dort ja nichts eskalieren lassen oder deeskalieren. Ich kann nur auf Fragen antworten. Und die Art und Weise der Fragen war auf eine Eskalation angelegt. Das ist am ORF gelegen und nicht an mir!

Das "ZiB2"-Interview in voller Länge:

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