Politik

Österreich bekommt Ministerin für Integration

Heute Redaktion
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Erste Überraschung im MinisterInnen-Team der ÖVP: Susanne Raab, Österreichs jüngste Sektionschefin, übernimmt ein neu geschaffenes Ressort für Integration. Von Christian Nusser

Langsam lichten sich die Nebel und man sieht etwas genauer, wohin die türkis-grüne Klassenfahrt geht. Wer dachte, die ÖVP bringe ihre bisherige MinisterInnen-Mannschaft 1:1 in die neue Regierung ein, hat sich jedenfalls getäuscht. Denn fix ist: Es wird zumindest ein völlig neues Ressort geben und es soll von einer Frau geleitet werden, die politisch bisher nicht viele am Radar hatten.

Die neue Regierung will ein eigenes Integrationsministerium schaffen, das die ÖVP mit der gebürtigen Oberösterreicherin Susanne Raab besetzt. Die erst 35-Jährige leitet seit dem Vorjahr den Bereich Integration im Außenministerium (40 MitarbeiterInnen) und ist die jüngste Sektionschefin Österreichs. Aus mehreren Gründen ist erwartbar, dass sie vor einer steilen politischen Karriere steht.

Doppelte Akademikerin

Susanne Raab stammt aus Ampflwang im Hausruck (OÖ), ihre Mutter ist gelernte Krankenschwester, ihr Vater Immo-Manager. Wie ihre Schwester absolvierte sie gleich zwei Studien, bei Susanne Raab (die da noch Knasmüller hieß) waren es Jus und Psychologie, sie ist MMag. Dr. "Ich wusste nicht, wohin die Reise geht; ich habe mich nach Interesse entschieden", sagte sie im Vorjahr dem Magazin "Die Niederösterreicherin" (mehr dazu hier).

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Die künftige Integrationsministerin Susanne Raab mit Kanzler Kurz und Integrationsfondsdirektor Franz Wolf. (Bild: ÖIF)



Als sie 20 war, packte sie ihre sieben Zwetschken und ging für ein halbes Jahr nach Brasilien. Sie hatte von einem Projekt gehört, einem Frauenhaus, das versucht, Mädchen aus der Straßenprostitution zu holen. "Die Zeit hat mich sehr geprägt", sagt sie. Sie lernte Portugiesisch, mit dem Projekt ist sie bis heute verbunden. Ihr einziger Auslandsaufenthalt blieb das nicht. Während des Studiums arbeitete sie etwa in einer Rechtsanwaltskanzlei in Bukarest. Später wurde sie Uni-Assistentin am Institut für Zivilrecht in Innsbruck.

Neustart für Integration

2011 ging Susanne Raab nach Wien, arbeitete ab da im Bereich Integration, zunächst im Innenministerium, dann im Außenministerium. Sie trat in verschiedenen TV-Sendungen, von Puls 4 bis Servus TV als Expertin auf und gilt als enge Vertraute von Sebastian Kurz. Sie war für die Ausarbeitung des Islamgesetzes ebenso mitverantwortlich wie für das Burkaverbot oder die Initiative "Integration durch Leistung". Bei den aktuellen Regierungsverhandlungen saß Raab als Expertin für Integration mit am Tisch, an der Seite von Karl Nehammer, der als neuer Innenminister fix ist.

Zur Erinnerung: In der türkis-blauen Regierung war der Bereich Integration im Außenministerium angesiedelt. Ressortchefin Karin Kneissl aber tanzte lieber auf anderen Hochzeiten, das brisante Thema dämmerte in den Dornröschenschlaf weg. Mit Raab soll nun ein Neustart gelingen. Man vergesse nicht, dass ein gewisser Sebastian Kurz (in der Regierung Faymann I.) von 2011 bis 2013 Staatssekretär für Integration war.

Gegen politischen Islam

Was sich Kurz nun von seiner neuen Integrationsministerin erhofft, scheint klar: Sie soll seine Linie im Kampf gegen Parallelgesellschaften und den politischen Islam fortsetzen sowie "in enger Zusammenarbeit mit dem Innenminister die Herausforderungen in der Migrationsfrage lösen".

Sebastian Kurz: "Mit Susanne Raab soll eine junge und sehr erfahrene Integrationsexpertin das neu geschaffene Integrationsministerium übernehmen."

"Mit Susanne Raab soll eine junge und sehr erfahrene Integrationsexpertin das neu geschaffene Integrationsministerium übernehmen", sagt Kurz zu "Heute". "Sie verfügt über jahrelange Erfahrung im Integrationsbereich und hat schon bisher maßgeblich an wichtigen Gesetzen und Beschlüssen in der Migration und Integration mitgewirkt."

Landeschef Thomas Stelzer (OÖ): Eine gute Personalentscheidung für Oberösterreich und die neue Regierung."

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer freut sich. „Eine Oberösterreicherin, die in ihrem Heimatbundesland stark verwurzelt ist, sich aber auch über die Landesgrenzen hinweg den Ruf einer absoluten Fachfrau und Expertin erarbeitet hat. Gerade wenn es um Integration geht, weiß sie wovon sie spricht. Eine gute Personalentscheidung für Oberösterreich und die neue Regierung."

"Einfach die Susi"

Und privat? Susanne Raab ist verheiratet und lebt in der Nähe von Himberg (NÖ). "Ich liebe es, abends zum Heurigen zu gehen, die Landschaft und die Tatsache, dass ich dort nicht die Sektionschefin, sondern einfach die Susi bin," sagte sie der "Niederösterreicherin". Aber: „Tür zu und hinter mir die Sintflut geht nicht. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man etwas mit Herz macht." Umso dankbarer sei sie täglich ihrem Mann, der die Ruhe in Person sei und ein wunderbarer Zuhörer.

Zuhörer und Zuseher hat sie bald ein paar mehr.