Österreich

Zufriedenheit in Städten, aber bei Pflege hapert es

Heute Redaktion
Teilen
Präsentierten den Städtebarometers 2018: Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger, SORA-Meinungsforscher Günther Ogris und Städtebund-Präsident Michael Häupl (v.l.n.r.)
Präsentierten den Städtebarometers 2018: Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger, SORA-Meinungsforscher Günther Ogris und Städtebund-Präsident Michael Häupl (v.l.n.r.)
Bild: Denise Auer

Wie das neue Stadtbarometer zeigt, sind die Österreicher mit ihren Städten und Gemeinden sehr zufrieden. Nachholbedarf gibt es hingegen bei der Pflege.

Die Zufriedenheit der Österreicher mit ihren Städten bleibt, wie auch in den vergangenen Jahren, auf hohem Niveau. Das zeigt das neue Städtebarometer 2018, das im Auftrag des Österreichischen Städtebunds vom Meinungsforschungsinstitut SORA erstellt wurde. Am Dienstag wurden die Ergebnisse durch Städtebund-Präsident Michael Häupl, Generalsekretär Thomas Weninger und SORA-Geschäftsführer Günther Ogris präsentiert.

Für die Studie wurden im April 2018 1.057 Österreicher mit einem Mindestalter von 16 Jahren in Telefoninterviews befragt. Die Schwankungsbreite beträgt für die gesamte Stichprobe +/- drei Prozent.

Städte sauber, freundlich und weltoffen

Demnach bewerten die Österreicher die Lebensqualität in ihren Städten sehr hoch. Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) geben an, dass ihre Wohngemeinde eine hohe Lebensqualität bietet. Dieser Wert ist auch in den vergangenen Jahren konstant auf hohem Niveau über 85 Prozent gelegen.

Auch die Zufriedenheit mit den städtischen Dienstleistungen ist stabil – jeweils neun von zehn Befragten – sind mit der Trinkwasserversorgung (94 Prozent), der Müllentsorgung (91 Prozent) oder Abwasserentsorgung (90 Prozent) zufrieden bzw. sehr zufrieden. Hoch ist auch die Zufriedenheit mit der Nahversorgung im Wohngebiet (85 Prozent) mit den Gesundheitseinrichtungen (79 Prozent).

8 von 10 Befragten erleben die eigene Wohngemeinde als kinderfreundlich und sauber (84 Prozent), umweltfreundlich (82 Prozent) und als weltoffen (81 Prozent).

Daseinsvorsorge soll in öffentlicher Hand bleiben

Sehr klar sprechen sich die Österreicher dafür aus, dass die Leistungen der Daseinsversorgung in öffentlicher Hand bleiben soll. Drei Viertel der Befragten geben an, dass kommunale Dienstleistungen nicht an private AnbieterInnen ausgelagert werden sollten. Besonders wichtig ist diese bei der Trinkwasserversorgung (94 Prozent).

Aber auch Gesundheitseinrichtungen (88 Prozent), der öffentliche Nahverkehr (86 Prozent) oder Senioren- und Pflegeeinrichtungen (82 Prozent) wollen die Österreicher weiter in kommunaler Hand sehen.

Pflege: Qualität hoch, Quantität hinkt nach

Als wesentlichen Arbeitsschwerpunkt bei heurigen Österreichischen Städtetag der von 6. bis 8. Juni 2018 in Feldkirch (Vorarlberg) stattfindet, kündigten Häupl und Weninger den Bereich der Pflege an. Hier gebe es noch viel zu tun, wie auch die Umfrage zeige. Demnach gaben 16 Prozent der Befragten an, einen Pflegefall in der Familie zu haben, drei Prozent nehmen selbst Pflegeleistungen in Anspruch. Bei rund jedem 10. Pflegefall sei eine 24-Stunden-Betreuung nötig.

Während die Qualität der Leistungen als durchwegs gut eingeschätzt wird (93 Prozent Zustimmung), sind immerhin 54 Prozent der Befragten der Meinung, dass nicht genügend Angebote für Pflegebedürftige gibt. 77 Prozent sind zudem überzeugt, dass ohne ausländische Fachkräfte die "Pflege in Österreich zusammenbrechen" würde.

Für 90 Prozent sei es wichtig, dass Pflege zu Hause möglich sei, für 70 Prozent soll diese möglichst professionell sein, das heißt nicht durch Laien erfolgen.

Mehr als ein Zehntel der Befragten (12 Prozent) unterstützt unbezahlt Angehörige. Hier gebe es auffällige Unterschiede zu großen und kleinen Städten. Je "ländlicher" die Gemeinde desto öfter würde die Pflege von Angehörigen von Frauen und Nicht-Erwerbstätigen übernommen, erklärte Ogris.

Sorge um Leistbarkeit der Pflege

Große Unsicherheit gibt es in Hinblick auf die eigene Versorgung im Fall der Fälle: 46 Prozent fühlen sich im Pflegefall gut, 46 Prozent schlecht abgesichert. Besonders Jüngere bis 29 Jahre seien besorgt um die Absicherung im Pflegefall.

Rund Zweidrittel brauche ein Bündel von Pflegemaßnahmen, also etwa eine Kombination aus mobiler oder stationärer Pflege. Diese Mischung gebe es auch bei der Finanzierung der Leistungen: "Für mehr als ein Drittel reichen Pflegegeld oder Pension nicht aus, sie greifen zusätzlich auf ihr privates Vermögen oder finanzielle Unterstützung aus der Familie zurück. Trotzdem reicht das Geld für knapp die Hälfte der Pflegebedürftigen nicht aus", erklärt Ogris. Hier bedürfe es mehr Unterstützung für einkommensschwache Menschen.

Die Mehrheit (69 Prozent) spricht sich für ein staatlich finanziertes Pflegesystem aus.

Zukunft der Pflege

"Die Abschaffung des Pflegeregress ist grundsätzlich begrüßenswert, diese muss den Ländern aber abgegolten werden", betonte Häupl. Die genaue Summe soll Ende 2018 abgerechnet werden, weil es jetzt noch zu früh sei, die realen Kosten abzuschätzen.

Die Zukunft der Pflege wird auch einer von vier Arbeitsschwerpunkten beim 68. Österreichischen Städtetag von 6.-8. Juni in Feldkirch in Vorarlberg sein. "Wir wollen, dass die Menschen solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können", betonte der Alt-Bürgermeister. Nun müsse man sich Gedanken darüber machen, wie Pflege in Zukunft organisiert und finanziert werden soll.

"Wenn das solidarische Sozialfinanzierungssystem erhalten bleibt, dann muss sich niemand um Pensionen oder Pflege sorgen. Wenn das jedoch durch ein Sparprogramm kippt, dann haben wir ein Problem", warnte Häupl.

Ausblick auf den Städtetag

Der Österreichische Städtetag ist die jährliche Generalversammlung des Österreichischen Städtebundes und seiner 253 Mitgliedsstädte und –gemeinden. Bei heurigen Städtetag werden mit Grafenwörth und Michelhausen auch zwei neue Mitglieder aufgenommen.

Als Ehrengäste bei der feierlichen Eröffnung werden u.a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Markus Wallner erwartet.

Auf dem Plan stehen neben dem Themaschwerpunkt Pflege auch die Bereiche schulische Nachmittagsbetreuung, Digitalisierung sowie das Zusammenspiel zwischen regionalen Zentren und ländlichem Raum.

Als Festrednerin wurde Ulrike Guérot, Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems und Gründerin des European Democracy Labs in Berlin gewonnen.

Michael Ludwig wird Städtebund-Präsident

Der heurigen Städtetag wird auch Michael Häupls letzter als Präsident des Österreichischen Städtebund sein. Bei der Vollversammlung am 7. Juni wird Häupl sein letztes offizielles Amt an seinen Nachfolger, den neuen Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig übergeben. Dessen Stellvertreterin wird Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ). Häupl war seit 1995 Präsident des Österreichischen Städtebundes.



(lok)